Beuteschema: Thriller (German Edition)
einfach sagen, wovon zum Teufel Sie reden?«, forderte er.
Ross nahm seine Maske ab. » Sie ist unter dreißig. Ich habe noch nie von einem dermaßen weit fortgeschrittenen Fall von Hodgkin bei einer Person unter fünfzig gehört, egal ob männlich oder weiblich. Die Kleine hier hätte es allein nicht bis aufs Klo geschafft, geschweige denn, dass sie in einem Kleid, das knapp unter dem Allerwertesten endet, durch die Klubs ziehen konnte.«
» Ich war gestern Abend gegen neun am Fundort«, sagte Nick, » und da war sie schon steif wie ein Brett.«
» Rechnen wir die Blässe und die Körperkerntemperatur mit ein, dann würde ich als Todeszeitpunkt kurz nach elf Uhr vorgestern Abend ansetzen.«
» Wollen Sie sagen, dass Quimby diese Frau hier am späten Montagabend oder frühen Dienstagmorgen getötet hat, also vor Sharon Corbett im Central Park?«
» Freut mich, dass wir uns verstehen«, sagte Ross.
Nick war noch nicht zufrieden. » Tun Sie mir einen großen Gefallen«, sagte er. » Testen Sie sie auf Zyanid, wie die anderen. Und auf alle Gifte, auf die sie testen können.«
» Was meinen Sie mit › alle‹?«, fragte Ross.
» Alle… wie eben alle«, sagte Nick ungeduldig.
» Kein Grund, patzig zu werden«, erwiderte Ross. » Wir sind stets gern zu Diensten.«
» Entschuldigung«, sagte Nick. » Die Sache setzt mir wohl ein bisschen zu.«
Es war nicht gelogen. In seinem Magen rumorte es schon wieder. Irgendetwas stimmte entschieden nicht mit Tamara Sorenson.
13
» Soll ich morgen früh bei der Visite nach deinen Patienten sehen?«, fragte Eddie Sanchez Claire, als sie die Sicherheitstür der Psychiatrischen Station im Manhattan City Hospital passierten. Es war ein schwüler Donnerstagnachmittag, und die Hitze hatte im Lauf der ersten Woche von Claires Tätigkeit hier nicht nachgelassen.
» Danke, Eddie«, antwortete Claire, während sie sich austrugen, » aber wenn ich nicht zu einer Art normalem Ablauf zurückfinde, macht mir Curtin die Hölle heiß.«
» Falls es ein Trost ist, alle Stipendiaten finden dich fantastisch«, sagte Eddie und lächelte. » Ich weiß nicht, wie einer von uns mit einem Serienmörder als erstem Patienten zurechtgekommen wäre. Wenn wir irgendetwas für dich tun können…«
Die Aufmerksamkeit löste tiefes Unbehagen bei Claire aus. Nach dem grellen Scheinwerferlicht des Interesses, das ihr nach Amys Entführung zuteilgeworden war, hatte sie jede Form von Aufmerksamkeit ihr Leben lang gemieden, und jetzt fand sie sich in dem Lichtkegel wieder, den Todd Quimby auf sie warf.
» Ich weiß eure Sorge zu schätzen«, sagte Claire, » aber ich möchte einfach normal weitermachen.«
Eddie nickte und hielt den Abstand, den sie offenbar wünschte. Claire ging in Richtung Ausgang. » Bis morgen«, sagte sie, ohne noch einmal zu Eddie zurückzuschauen.
Quimbys Name war ihr kaum in den Sinn gekommen, als eine Hand sie so schnell packte, dass sie nicht einmal dazu kam aufzuschreien, ehe sie sah, wer es war.
Nick Lawler.
» Was ist los mit Ihnen?«, fragte sie. » Sie haben mich erschreckt.«
» Tut mir leid«, sagte Nick und meinte es auch so. » Ich will Sie nicht in Schwierigkeiten bringen.« Er zog Claire in die Personal-Cafeteria.
» Schwierigkeiten sind genau das, was ich kriege, wenn Curtin mich mit Ihnen sieht. Ich dachte, Sie sind da draußen und jagen Todd Quimby.«
» Das war ich. Bis zum Mord von letzter Nacht.«
» O mein Gott«, murmelte Claire und wurde von Entsetzen und Übelkeit gepackt.
» Sie wussten es nicht?«
» Nein«, antwortete sie. Claire hatte aus genau diesem Grund in den letzten vierundzwanzig Stunden weder ferngesehen noch Zeitung gelesen. Sie wollte es nicht wissen, aber jetzt blieb ihr nichts anderes übrig. » Wieder eine Prostituierte?«
» Das wäre zu einfach«, begann Nick. » Ihr Name ist Tamara Sorenson, und ich brauche Ihre Hilfe bei der Sache.«
» Wenn Curtin auch nur erfährt, dass wir uns unterhalten haben, fliege ich raus.«
» Er hat ihre Kleidung mitgenommen«, sagte Nick rasch, » und ihr ein schwarzes Cocktailkleid übergestreift, bevor er ihre Leiche liegen ließ– aber nachdem er sie vergewaltigt und getötet hatte. Und das war einen Tag, bevor er mit Sharon Corbett ein nächtliches Bad im See des Central Parks genommen hat.«
» Moment mal«, sagte Claire. » Quimby hat unseres Wissens bisher keine Trophäen mitgenommen. Und er hätte Ms. Sorensons Leiche einen ganzen Tag lang irgendwo lagern müssen. Das stimmt alles
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