Beuteschema: Thriller (German Edition)
nicht mit seiner Vorgehensweise überein.«
» Und das ist noch längst nicht alles«, fuhr Nick fort. » Tamara Sorenson hatte Krebs im Endstadium. Morbus Hodgkin. Der Rechtsmediziner sagt, sie hatte Tumore von der Größe von Zitronen in ihrer Milz, der Leber und dem Gehirn.«
» Diese Frau war wie alt?«, fragte Claire und ging im Kopf alle Symptome und Behandlungsmethoden der Krankheit durch.
» Achtundzwanzig.«
Claire überlegte bereits fieberhaft. Tamara Sorenson war sehr jung für eine so fortgeschrittene Krankheit. Irgendwer muss sie behandelt haben. Aber wer? Oder hat sie es total geleugnet und einfach so getan, als würde es nicht passieren?
Todd Quimbys Geschichte war damit zu mehr als der Jagd nach einem Serienmörder geworden. Jetzt gehörte ein echtes medizinisches Rätsel dazu, etwas, in das sich Claire wahrhaft verbeißen konnte. Sie musste nur aufpassen, dass ihr Curtin, der alte Silberrücken, nicht ins Kreuz sprang.
» Was soll ich für Sie tun?«, fragte sie.
» Zunächst einmal muss ich es den Eltern des Opfers erzählen. Ich hatte gehofft, Sie würden mich begleiten.«
» Um eine Todesnachricht zu überbringen?«
» Sie sind Ärztin. Ich würde gern mehr über Tamaras Zustand in Erfahrung bringen, und Sie wissen, welche Fragen man stellen muss.«
Claire zögerte. Curtins Ermahnung ragte drohend vor ihr auf. Sie wusste, sie spielte mit dem Feuer, aber die Sache war ein wenig Hitze wert.
» Ich muss nur noch ein paar Krankenblätter abzeichnen, dann ist meine Schicht zu Ende«, sagte sie. » Aber wir dürfen weder im Krankenhaus noch davor zusammen gesehen werden, sonst bin ich erledigt.«
» Maggie Stolls, Ihre Bewacherin, ist eingeweiht«, sagte Nick. » Steigen Sie einfach zu ihr ins Auto, und sie bringt Sie zu mir.«
Die Sorensons bewohnten ein großes, stattliches Haus im Kolonialstil in der mehr als gehobenen Wohngegend von Bedford im Westchester County, etwa dreißig Meilen von Manhattan entfernt. Claire stand nervös neben Nick, als er an der Tür läutete.
» Wie wollen Sie erklären, dass Sie eine Ärztin mitbringen?«, fragte sie.
Nick hatte nicht darüber nachgedacht. » Halten Sie sich einfach an mich«, sagte er, als die Tür geöffnet wurde. Eine gepflegte, sportliche Frau in Freizeitkleidung stand vor ihnen.
» Mrs. Sorenson?«, fragte Nick.
» Gloria Sorenson, ja«, antwortete sie. » Kann ich Ihnen helfen?«
Nick zeigte seine Dienstmarke und den Ausweis. » Ich bin Detective Lawler vom New York City Police Departement, und das ist Claire Waters«, sagte er.
Sie soll glauben, ich bin seine Partnerin, begriff Claire und wurde ob des Täuschungsmanövers noch nervöser.
» Polizei?«, sagte Gloria. » Stimmt etwas nicht?«
» Dürfen wir hereinkommen?«, fragte Claire freundlich.
» Ach so, natürlich«, sagte Gloria und trat zur Seite. Das Haus war fantastisch, makellos sauber und wundervoll eingerichtet, und es gab große Leinwände mit farbgesättigter abstrakter Kunst.
» Michael!«, rief Gloria nach oben, als sie die Tür schloss. » Ich brauche dich mal eben. Die Polizei ist hier.«
» Was ist passiert?«, fragte Michael Sorenson, als er die Treppe heruntereilte. Er war ein gut aussehender, fitter Mann in den Fünfzigern. Sie sind das perfekte Paar, dachte Claire, und wir sind im Begriff, ihre Welt in Trümmer zu legen.
» Wir sind wegen Ihrer Tochter Tamara hier«, sagte Nick.
» Was ist mit Tammy?«, fragte Michael besorgt.
Nick hatte diese Situation schon viele Male hinter sich gebracht, und es wurde nie einfacher.
» Es gibt keinen leichten Weg, es zu sagen, deshalb sage ich es Ihnen einfach. Wir haben Ihre Tochter in einem Park auf der Westseite von Manhattan gefunden. Sie ist leider tot.«
Die Sorensons wechselten einen Blick, jedoch keinen entsetzten, sondern einen verwirrten.
» Da muss ein Irrtum vorliegen«, sagte Gloria. » Tammy macht Urlaub auf Hawaii.«
Jetzt war es an Nick und Claire, verwirrt zu schauen.
» Die Frau, die wir fanden, hatte einen Führerschein in ihrer Handtasche, der sie als Tamara Sorenson unter dieser Adresse hier identifiziert«, sagte Nick. Er händigte Tamaras Vater den Führerschein aus, der ihn seiner Frau zeigte.
» Das ist Tammy«, erwiderte Michael Sorenson. » Aber sie fährt überhaupt nie nach Manhattan. Und sie ist achttausend Kilometer weit weg…«
Seine Stimme verlor sich, da er das Schlimmste befürchtete. Nick nahm ein Foto aus seiner Jackentasche.
» Das wurde in der Rechtsmedizin
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