Beuteschema: Thriller (German Edition)
Plains«, fügte Gloria hinzu.
» Erlauben Sie mir, die Wohnung zu durchsuchen?«, fragte Nick.
» Ich hole Ihnen den Schlüssel«, sagte Michael. » Hauptsache, Sie finden die Person, die unsere Tochter getötet hat.«
Er ging hinaus. Glorias Blick blieb jedoch auf Claire ruhen, als würde sie mehr als Neugier wegen Tammys Krebs bei ihr sehen. Anteilnahme vielleicht.
» Bitte«, sagte Gloria zu Claire. » Wenn Sie etwas herausfinden, sagen Sie es uns, ja? Wir müssen es wissen. Sie war doch mein kleines Mädchen.«
Sie war mein kleines Mädchen.
Wie oft hat Amys Mutter das gesagt?
» Ich verspreche, dass Sie laufend über alle Entwicklungen in Kenntnis gesetzt werden«, sagte Claire und sah Nick dabei an, damit er die Botschaft auch sicher verstand.
» Wann können wir sie abholen?« Glorias Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
» Sie können sie sofort sehen«, sagte Nick, » und wir geben den Leichnam frei, sobald alle toxikologischen Untersuchungen abgeschlossen sind.«
Gloria schloss die Augen. Genau wie es Amys Mutter getan hatte, als sie Claire zum ersten Mal nach Amys Entführung gesehen hatte.
Zwanzig Minuten später öffnete Nick Tammy Sorensons Eingangstür. Sie wohnte in einem freundlichen, frisch renovierten Wohnkomplex am Rand der Innenstadt von White Plains, dem Verwaltungssitz von Westchester County.
Die Unterhaltung während der Fahrt war von nackter Verwirrung geprägt gewesen. Sowohl Nick als auch Claire fanden, dass Tammy Sorenson das Teil im Todd-Quimby-Puzzle war, das nicht passte: Sie hatte einen Doktortitel, wohnte nicht in der City und war todkrank. Warum sollte Quimby sie ausgesucht haben?
» Vielleicht kannten sie einander irgendwie«, schlug Claire vor. » Es könnte eine Verbindung irgendwann in ihrer Vergangenheit zwischen ihnen geben.«
Nick war ebenfalls der Meinung, dass man es nicht ausschließen konnte. » Tammy sieht wie Quimbys andere Opfer aus«, sagte er und begann Mutmaßungen anzustellen. » Nachdem er uns in der U-Bahn abgehängt hatte, musste er irgendwohin fliehen. Vielleicht rief er seine Freundin Tammy an, kam hier herauf, um sich zu verstecken, und als er sie mit ihrem kurzen blonden Haar sah, ist er durchgedreht und hat sie ebenfalls ermordet.«
» Wie er es bei mir fast getan hätte«, sagte Claire.
» Es würde erklären, wo er ihre Leiche einen Tag lang versteckt hatte– in ihrer eigenen Wohnung«, sagte Nick.
» Aber nicht, wie er sie fünfzig Kilometer weit zu diesem Softballfeld in Manhattan transportiert hat«, sagte Claire. » Es sei denn, er hat einen Wagen gestohlen oder den von Tammy benutzt.«
Sie hatte recht. Nick rief noch einmal bei den Sorensons an und erfuhr, dass Tammy einen dunkelblauen Toyota Camry gefahren hatte. Doch als sie bei ihrer Wohnanlage eintrafen, stand der Wagen genau davor. Irgendwie musste Tammy in die Stadt gekommen sein, und irgendwie musste sich Quimby an sie herangemacht haben.
Vor der Wohnung angekommen, steckte Nick den Schlüssel ins Schloss und gab Claire ein Paar Latexhandschuhe. » Falls das ein Tatort ist da drin«, warnte er, » rühren Sie nichts an, bis ich es Ihnen erlaube.«
Er öffnete die Tür und machte Licht. Der alte Parkettboden glänzte wie eben gebohnert, die Wandfarbe war frisch, selbst die Couchkissen lagen perfekt angeordnet.
Nick machte Claire ein Zeichen, ihm zu folgen. Sie gingen an einer winzigen, nahezu leeren Küchenzeile vorbei und schalteten ein Deckenlicht ein.
Und was sie sahen, machte das Rätsel um Tammy Sorenson nur noch verwirrender.
» Es ist alles zu aufgeräumt«, sagte Nick. » Als wäre sie wochenlang nicht hier gewesen.«
» Vergessen Sie’s«, erwiderte Claire. » Das sieht überhaupt nicht bewohnt aus hier.«
Wieder richtig, erkannte Nick. Es war zu perfekt. » Die Möbel wirken wie aus dem Katalog. Als wären sie gemietet.«
Claire warf einen raschen Blick auf die zahlreichen gerahmten Fotos auf Tischen und in Regalen. Tammy mit ihren Eltern, ihren Freunden, auf Booten, am Strand.
» Ich sehe im Schlafzimmer nach«, bot Claire an.
» Nein, ich mache das. Denken Sie dran, was ich gesagt habe.«
» Ja, nichts anfassen«, sagte Claire.
Sie hielt sich hinter ihm, als Nick die Türen zum Schlafzimmer und dem Bad öffnete und jeweils das Licht anmachte. Er zog den Spiegelschrank über dem Waschbecken auf.
» Wenn sie Krebs hatte, müsste sie Medikamente genommen haben, oder?«
» Genug für eine ganze Apotheke«, sagte Claire.
» Da drin ist nicht eine
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