Beutewelt 01 - Bürger 1-564398B-278843
allem jetzt im Winter war es bedeutsam. Damals wurde das Vieh vor Wintereinbruch in einer bestimmten Vollmondnacht in großer Zahl geschlachtet und deswegen nannten die Vorfahren diesen Mond den „Blutmond“. Es war also auch eine Art Ritual für die alten Götter, um diese vor dem Winter um Schutz und Hilfe anzuflehen. Es wurde ein Kreis mit Blut gezogen, um den sich der Stamm versammelte, betete und tanzte. Oft tranken die Alten dazu blutroten Wein.
Man glaubte, dass während dieses Rituals nicht nur die Geister von verstorbenen Verwandten und Freunden anwesend waren, sondern auch die von den Tieren, die sie verlassen hatten, um ihr Fleisch zu geben“, erklärte Alf.
„Also auch so eine Art Gedenken an die Verstorbenen?“, wollte Frank weiter wissen.
„Das ist eine Bedeutung. Die andere Bedeutung ist der heraufziehende Krieg, die Rache, das Blutvergießen, die Raserei der Schlacht. Man kann den blutigen Mond auch als Warnung an die Feinde verstehen. Hängt halt alles von der Interpretation des Symbols ab. Die Gründer der „Red Moon Gruppen“ fanden es halt interessant, sich dieses Zeichen zu geben“, schob Bäumer ein.
„Die zweite Bedeutung gefällt mir besser“, zischte Frank.
Alfred schaute etwas verwundert und schabte mit seinen Fingern leise über den hölzernen Küchentisch.
„Lass uns endlich den Blutmond über unsere Feinde bringen. Ich werde irgendwann mit Wilden reden. Wenn ich mich eurer angeblichen Rebellion anschließe, dann will ich auch wirklich Rebellion machen“, knurrte er grimmig.
„Machen wir doch.“ konterte Alf, der Frank lange nicht so aggressiv gesehen hatte.
„Ja, ich hoffe es. Ich will töten!“ fauchte er. „Rache, Blutmond!“
Frank drehte sich auf dem Absatz um und ging in sein Zimmer. Die Tür schlug er hinter sich zu und wurde bis zum nächsten Morgen nicht mehr von seinem Freund gesehen.
Rebellion und Neuschnee
Es dauerte nicht lange, da war Ivas von einer dicken Schneedecke bedeckt und es war bitter kalt. Man konnte sich in Franks und Alfs Behausung lediglich im größten aller Räume, dem mit dem einzigen Ofen, halbwegs aufhalten.
Diese Jahreszeit war wirklich nicht angenehm und oft mussten sich die beiden im Haus zusätzlich mit einigen Wolldecken wärmen. Aber wenigstens hatte das Dach keine Löcher mehr und es schneite nicht in die obere Etage des verfallenen Gebäudes.
Heute hatte Frank Kohlhaas den Entschluss gefasst, mit Thorsten Wilden zu reden. Er wollte jetzt Nägel mit Köpfen machen und ein echter Rebell werden, wusste allerdings nur noch nicht so richtig wie.
Es war ein grauer winterlicher Vormittag und die wenigen Lichtquellen in den bewohnten Häusern des Dorfes trugen nicht übermäßig dazu bei, das Halbdunkel zurück zu drängen.
Ein entschlossener Frank stapfte an diesem Tage durch den gefallenen Neuschnee der letzten Nacht in Richtung des Hauses von Thorsten Wilden. Langsam ging ihm die Eintönigkeit in diesem angeblichen Hort der Revolution auf die Nerven.
„Ihr wollt mich, dann kriegt ihr mich!“, giftete er sich selbst in den Stoppelbart.
An der Haustür des Dorfchefs angekommen machte sich Frank mit einem lauten Klopfen bemerkbar. Agatha Wilden öffnete die Tür, neben ihr war Julia im Flur zu sehen. Sie gab ein leises „Hallo!“ von sich. Wilden erschien auf der Treppe, die ins obere Stockwerk führte. „Frank, sei gegrüßt! Was gibt es?“ fragte der ergraute Herr etwas verwundert. Der Dorfchef wirkte verschlafen und war noch unrasiert.
„Haben Sie kurz Zeit, Herr Wilden? Ich will mit Ihnen reden!“ antwortete Frank mit einem seltsam starren Blick, den weder Julia noch Wildens Frau Agatha jemals vorher gesehen hatten.
„Ja, gut. Wir gehen in mein Büro“, erwiderte der Rebellenführer.
„Gut! Ich komme hoch!“ stieß Frank hervor und hastete die Stufen hinauf.
Dann saßen sich beide Männer gegenüber. Frank fing sofort an zu sprechen, noch bevor Wilden nachfragen konnte.
„Das hier ist kein Ferienort haben Sie mal gesagt. Gut! Gut!“ sprach Frank mit verbissener Miene. „Das hier ist ein Rebellenstützpunkt, sagten Sie, Herr Wilden!“
„Ja, ist es“, konterte der ältere Herr etwas genervt. Sein Gegenüber erschien ihm heute merkwürdig.
„Nun gut! Dann machen wir Rebellion. Zuerst möchte ich schießen lernen! Sturmgewehr, Maschinengewehr, Handfeuerwaffen. Geht das in Ordnung, Herr Wilden?“ trug Frank etwas fordernd vor.
„Im Prinzip schon“, kam zurück.
„Sehr schön! Ich bin
Weitere Kostenlose Bücher