Beutewelt 01 - Bürger 1-564398B-278843
ehemalige Ruinendorf, diese Geisterstadt, wieder zu einem halbwegs bewohnbaren Ort gemacht, an dem wir unsere Ruhe haben — jedenfalls bis jetzt.
Ich habe allerdings den Eindruck, dass viele von uns mittlerweile dieses ruhige Leben so sehr genießen, dass sie vergessen haben, was der eigentliche Sinn dieser Basis ist. Der Sinn ist sicherlich auch, einen Ort zum freien Leben für die zu schaffen, welche die Freiheit noch zu schätzen wissen, doch sollte Ivas vor allem auch ein Stützpunkt für jene sein, die den Kampf gegen das Weltsystem aufnehmen wollen.
Die letzten Monate waren ruhig, wir verhielten uns ruhig. Wir bauten und machten und taten und sicherten erst einmal unser aller Lebensunterhalt, was unerlässlich ist, wenn man einen Kampf beginnt. Diese Phase erscheint mir jetzt weitgehend abgeschlossen und nun müssen wir uns Gedanken machen, wie wir diese Freiheit auch den Brüdern und Schwestern in unserer alten Heimat und anderswo wiedergeben können. Der Kampf muss jetzt richtig beginnen!“
Es folgte ein kurzer Applaus der etwa 100 Personen in der großen Scheune. Frank öffnete seine verschränkten Arme jedoch nicht und hörte weiter gespannt zu.
„Die meisten, die heute hier sind, leben in Ivas. Ein paar sind von außerhalb. Wir haben hier Andrej von der „Russischen patriotischen Sektion“, Robert und William von der Organisation „Free Britain“ und unsere Freunde aus Belgien, besser gesagt aus Flandern. Weiterhin Baptiste und Hugo aus Frankreich. Auch aus dem benachbarten Skandinavien ist der eine oder andere heute zu uns gekommen. Und Soheil und Nirvan, die Rebellen aus dem Iran, will ich auch nicht vergessen, denn sie haben wohl den längsten Weg hinter sich. Die Vertreter der spanischen „Citadel Gruppe“ durften heute morgen leider aus ihrem Untersektor nicht ausreisen und ich hoffe, es geht ihnen gut. Man möge mir verzeihen, sollte ich einen unserer auswärtigen Gäste vergessen habe“, setzte der ältere Herr seine Rede fort.
„Und nun zum eigentlichen Thema. Es geht heute um den 01. März 2029, wenn die Weltregierung auch in „Europa-Mitte“ das so genannte „Fest der neuen Welt“ durchführen will. Dieser weltweite Feiertag, der hier im Sektor „Europa-Ost“ wohl in diesem Jahr in Kiew stattfindet, wird im westlichen Teil Europas in Paris zelebriert.
Zu diesem Anlass wird der neue Gouverneur von „Europa-Mitte“, Leon-Jack Wechsler, nach Paris kommen, um die Feierlichkeiten, die mit Militärparaden einhergeht, zu eröffnen und zu leiten.
Die Weltöffentlichkeit, das heißt die Medien, werden ihren Blick auf dieses Ereignis richten, wobei die Feierlichkeiten in New York und Paris die politisch wichtigsten sein dürften und die größte mediale Aufmerksamkeit erhalten werden“.
„Davon ist auszugehen“, flüsterte Alf leise vor sich hin.
„Seit der offiziellen Übernahme der Regierungsgewalt im Jahre 2018 sind die Feierlichkeiten zum „Fest der neuen Welt“ bisher immer ein gewaltiges Medienspektakel gewesen, dass selbst die Fußball-Weltmeisterschaften und die Olympiade in den Schatten gestellt hat“, erläuterte Wilden.
„Auch wenn die Medien es in den letzten Monaten totgeschwiegen haben, so ist nach unseren Recherchen die Stimmung vor allem in Frankreich am brodeln. Die Einführung der zusätzlichen Wasserverbrauchssteuer im letzten Jahr hat der Weltregierung keine Sympathien in der Bevölkerung gebracht. Zudem ist die Armut der breiten Masse, wie überall, erneut um einiges angewachsen. Die bürgerkriegsähnlichen Konflikte zwischen den moslemischen Algeriern und den anderen Einwanderern, die mittlerweile die Mehrheit in allen französischen Großstädten haben, und der einheimischen Bevölkerung haben ebenfalls ein explosives Ausmaß erreicht. Würden hier die GCF-Besatzungstruppen nicht mit äußerstem Druck den Deckel auf den kochenden Topf pressen, dann würde das ehemalige Staatsgebiet von Frankreich wohl schon morgen in viele kleine Teile zerfallen“, berichtete der Rebellenführer.
Die beiden Franzosen nickten zustimmend und blickten ernst in die Runde.
„Schon im letzten Jahr gab es bei den sozialen und ethnischen Unruhen in Paris und Marseille fast 1000 Tote und schon damals wurden alle Unruhestifter von der Polizei und den GCF-Trupps brutal niedergeknüppelt“, schob er nach.
„Gut, das sind altbekannte Fakten und ich will nicht näher darauf eingehen und mich im Kreise drehen. Es ist in diesem Jahr jedenfalls erwartungsgemäß schlimmer
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