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Beutewelt 01 - Bürger 1-564398B-278843

Beutewelt 01 - Bürger 1-564398B-278843

Titel: Beutewelt 01 - Bürger 1-564398B-278843 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Merow
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den Gedanken hinein, ein Rebell zu werden. Er schoss bei seinen Übungen auch in Gedanken eher auf schemenhafte Gefängniswärter, Polizisten und Politiker als auf Strohsäcke oder Bäume.
    Oft grinste er wie ein glückliches Kind, wenn der kalte Stahl eines Gewehrs in seine Hand glitt. Seine Resultate als Schütze wurden immer besser und wenn er sich nach einem anstrengenden Tag in sein Bett legte, dachte er oft an den Blutmond und merkte nicht, wie bösartig sein zufriedenes Lächeln mittlerweile werden konnte.
    Alfred fand seinen Mitbewohner zeitweise fast seltsam. Er wirkte zwar ruhig und gelassen, doch er war still geworden und manchmal stierte er abwesend aus dem Fenster und biss sich auf die Unterlippe, bis sie anfing zu bluten. Meist schien er es nicht einmal zu merken.
    Der junge Mann war eifrig darin, das Handwerk des Tötens in all seinen Facetten zu erlernen. Oft redete er beim Abendessen von nichts anderem mehr. Er philosophierte über Möglichkeiten des Widerstandes, der Revolution und der Gegenpropaganda. Manche Ideen erschienen Alf sogar genial, andere wirkten kindisch und verrückt. Irgendetwas ging hinter Franks Schädeldecke vor, wurde langsam ausgebrütet wie ein böses Kind.
    In diesen Tagen, in denen Frank in Alfs Gegenwart fast nur noch vom Geräusch des Sturmgewehres schwärmte und bei John Thorphy eine regelrechte Großbestellung für Schuss-, Hieb- und Stichwaffen ausgab, die der Ire ihm von seinen Reisen mitbringen sollte, wies sein Mitbewohner ihn manchmal genervt zurück.
    „Du wirst schon noch früh genug in den Krieg ziehen können, Mann“, seufzte er des öfteren mit leidender Miene. „Ende des Monats haben wir eine größere Versammlung, dann nehme ich dich mit!“
    „Versammlung? Was für eine Versammlung? Zum Schneeschippen?“ spottete Frank übermütig.
    „Was soll dieser Quatsch? Ich kann dein Gelaber von der Revolution im Moment nicht mehr hören. Bleib mal auf dem Teppich und finde den Weg zur Realität zurück. Wir werden morgen nicht wie ein Haufen angetrunkener Gorillas losrennen und blind alles wegballern. Mach deine Schießübungen oder übe den Nahkampf oder sonst was“, Bäumer war langsam selbst geladen.
    Frank hingegen tat seinerseits beleidigt und ging in sein unterkühltes Zimmer. Am liebsten hätte er Alf ins Gesicht geschlagen und am liebsten der übrigen Welt gleich mit. In jede Pore seines Körpers war der Hass wie ein neuer Mieter eingezogen und hatte sich festgesetzt. Der junge Mann grübelte weiter und auch dieser Tag floss dahin.
    Der ehemalige Bürger 1-564398B-278843 schlug die Zeit tot bis zum Ende des Monats und wartete gespannt auf die Versammlung, von der Alf ihm erzählt hatte. Dieser hielt sich nach wie vor mit genaueren Ausführungen, die Veranstaltung betreffend, zurück und ließ Kohlhaas weitgehend in Ruhe.
    Es war der vorletzte Tag des Januars 2029 und der unruhige junge Mann war schon seit den frühen Morgenstunden auf den Beinen. Die Versammlung der Dorfbewohner war für 18.00 Uhr angesetzt und Frank schweifte den ganzen Tag wie ein nervöser Tiger durch das kalte Haus oder schlenderte durch Ivas und lächelte jeden Einwohner, der ihm begegnete, freundlich und erwartungsvoll an.
    Am späten Nachmittag verließen sie das Haus und fanden sich kurz darauf in einer hell beleuchteten großen Scheune ein, wo ein paar Heizstrahler notdürftig postiert worden waren. Wilden wartete dort inmitten einer größeren Gruppe auf sie.
    Frank und Alf begrüßten die anderen kurz und wortkarg und stellten sich in eine Ecke. Beide verschränkten die Arme vor der Brust und schauten zu Wilden, der gerade zu einer Rede ansetzte:
    „Liebe Freunde!“ fing er an und wandte seinen Blick seinen Zuhörern zu, neben ihm stand Julia. „Ich freue mich, dass ihr alle hier seid, vor allem begrüße ich unsere Gäste aus Frankreich und alle, die zum ersten Mal an so einer Besprechung teilnehmen.“
    Die Erwartung des Herrn Kohlhaas stieg ins Unermessliche. Er warf Julia einen flüchtigen Blick zu. Diese zwinkerte ihm zu und lächelte, was ihn sehr freute, denn eine so freundliche Geste hatte er von ihr noch nie gesehen.
    Ihr Vater fuhr fort: „Ihr wisst sicherlich alle, worum es heute geht. Ich habe vor einigen Jahren dieses Dorf, jedenfalls einen Teil der Häuser, gekauft, um hier ein Refugium für alle die zu schaffen, die reinen Herzens sind und sich dem Kampf gegen das Weltversklavungssystem verschrieben haben. Seit dieser Zeit haben wir viel geschafft und dieses

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