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Beutewelt 01 - Bürger 1-564398B-278843

Beutewelt 01 - Bürger 1-564398B-278843

Titel: Beutewelt 01 - Bürger 1-564398B-278843 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Merow
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Gebeinen und Fleisch ausrutschte, denn das Meer der Toten war gigantisch und es füllte die Ebene bis zum Horizont aus.
    Der junge Mann wanderte einige Stunden einfach geradeaus und es war ihm überhaupt nicht wohl in dieser grauenhaften Umgebung. Doch die Ebene erstreckte sich immer weiter und weiter und immer noch war sie mit zahllosen Leichen bedeckt. Die Berge, so erkannte er plötzlich, waren Berge aus Schädeln, die in Massen aufeinander getürmt worden waren.
    Frank lief durch das Land der Toten und als er schon dachte, dass er nie mehr einen Ausweg aus dieser furchtbaren Welt finden würde, hörte er plötzlich eine Stimme.
    „Frank Kohlhaas!“ schallte es aus einer Ecke des Feldes.
    Der Träumende näherte sich dem Ort, von dem aus er die Stimme vernommen hatte und konnte bald einen dunklen Fleck erkennen, der immer größer wurde, umso näher er kam. Dann erkannte er, dass es der schattenhafte Mann war, der gespenstische Richter, der ihn zu sich rief.
    „Ich bin die Politik, Frank Kohlhaas! Schön, dass du mich gefunden hast! Hier sind die zwei!“ sagte das Wesen und zeigte mit seiner Schattenhand auf den Boden vor sich.
    Dort lagen Rainer Kohlhaas, sein Vater, und Martina Günther, seine Schwester. Beide hatten einen Kopfschuss und ihre Körper waren von Maden zerfressen und verrottet.
    „Siehst du, Frank Kohlhaas! Wenn du dich nicht um die Politik kümmerst, dann kümmert sich die Politik eines Tages um dich!“, sagte der Richter.
    Frank schreckte auf und schlief auch in dieser Nacht nicht mehr ein.
    Der Rest des Jahres 2028 verlief ohne großartige Veränderungen im Leben des mittlerweile 27 Jahre alten Mannes. Der Winter im ehemaligen Litauen war recht unangenehm und kalt und von einer Klimaerwärmung wie man sie 2010 noch in den öffentlichen Medien gepredigt hatte, um damit Zwangsmaßnahmen und weitere Einschränkungen der Bürgerrechte zu rechtfertigen, war nichts zu spüren.
    Franks Angstzustände, Schlafstörungen und Depressionen kamen nach wie vor in Wellen und vor allem in den dunklen Wintermonaten hatte er stark darunter zu leiden. Er wurde von Wilden und den anderen Dorfbewohnern zu dieser und jener Tätigkeit eingespannt. Die Arbeit tat ihm gut, lenkte ihn ab. Im Herbst wurden die wenigen Felder rund um Ivas von den Einwohnern abgeerntet und die Erträge winterfest gemacht, so wie in alten Zeiten.
    Auch das war für Frank Neuland, da er bisher nur die Massenabfertigungsnahrung der großen Agrarkonzerne gegessen hatte. Alf und er renovierten das alte Haus weiter, aber sie kamen nur langsam voran.
    Der junge Ausgestoßene war innerlich noch immer nicht bereit, sich den Rebellen, wenn es denn welche waren, anzuschließen. Außer Geschwätz war ihm noch keine nennenswerte Rebellion aufgefallen, obwohl ihn Wilden bei jeder Gelegenheit über weltpolitische Themen aufklärte, was manchmal wirklich nervte.
    Seine Tochter schien nach wie vor nicht viel von ihm zu halten und wirklich trauen tat sie ihm wohl auch nicht.
    Aber zumindest hatte er ihr Mitleid geweckt. „Immerhin etwas!“ dachte sich Kohlhaas.
    Wenn es draußen stürmte und der Eisregen gegen die noch nicht ganz dichten Fenster hämmerte, es dunkel und kalt war, fühlte sich Frank verloren, selbst wenn Alf im Raum nebenan irgendwelche Internetseiten nach neuen Informationen durchforstete und dazwischen Flüche oder Jubelschreie ausstieß.
    „Soll es jetzt ewig so weitergehen?“ fragte er sich manchmal. „Ist das mein Schicksal? Hier in diesem Kaff im Baltikum herumhängen, mit dieser eher skurrilen Bande von selbsternannten Freiheitskämpfern?“
    Wenn er das Gesicht seines Vaters und seiner Schwester vor seinem geistigen Auge sah, wenn er an die Holozelle dachte und daran, dass sein kleiner Neffe irgendwo in einer Gehirnwäscheanstalt aufgezogen wurde, während seine Schwester, die nie etwas Unrechtes getan hatte, in einem Massengrab verrottete, dann kochte die Wut hinter seinen Augen hoch.
    „Alf, was bedeutet das Symbol der „Red Moon Gruppen“ nochmal?“ fragte er seinen Mitbewohner eines Abends.
    „Habe ich dir doch schon gesagt“, antwortete Alf, der sich gerade ins Bett legen wollte.
    „Ich will es wissen — und zwar genau!“, bohrte Frank nach und zeigte dabei einen seltsamen Gesichtsausdruck, der selbst Alf Respekt einflösste.
    „Na ja, das ist ein altes Kultsymbol. Der „blutige Mond“ oder „Blutmond“ halt. Die alten Kelten wie auch viele andere Völker der Vorzeit kannten dieses mystische Zeichen. Vor

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