Beutewelt 01 - Bürger 1-564398B-278843
geworden: Mehr Überwachung, mehr Arbeitslose, mehr Obdachlose, mehr Kriminalität und mehr Straßenkrieg, wie in ganz „Europa-Mitte“, wo uns die Menschheitsbeglücker mit ihren Segnungen beschenken!“
„Er hält einen Vortrag über Politik“, stöhnte Frank Kohlhaas in sich hinein und verdrehte die Augen.
„Was können wir jetzt tun? Was werden wir am 01. März 2029, wenn vermutlich zwischen ein und zwei Millionen Zuschauer nach Paris kommen, tun?“ fragte Wilden jetzt in die Runde.
„Wenn die Medien und so viele Menschen da sind, warum machen wir nicht irgendeine spektakuläre Aktion — mit Transparenten oder so?“ schlug ein Zuhörer vor.
„Das ist alles in Planung, dafür brauchen wir keine auswärtige Hilfe. Wir haben für so etwas genügend Leute vor Ort“, erklärte einer der Franzosen und winkte ab.
„Vielleicht sollten wir uns in die Menge stellen und... “ gab ein junger Bursche zum Besten.
„Moment!“ schrie Frank plötzlich dazwischen. „Wir legen diesen Leon-Jack Wechsler um! Das wäre ein echtes Zeichen!“
Wilden und die anderen drehten ihre Köpfe in Richtung der dunklen Ecke, von wo aus der verwegene Vorschlag kam. Frank starrte zurück und verzog keine Miene.
„Das kannst du vergessen, Junge! Um den Kerl ist eine Sperrzone von zwei Kilometern, vollgestopft mit GCF- Soldaten, Agenten und Bullen“, warf einer der Besucher Frank mit verächtlichem Blick entgegen.
„Halte dich jetzt mal mit so einem Unsinn zurück“, kam es von Alf.
„Gut, aber Flugblätter auf die Soldaten während der Parade werfen oder dem Gouverneur die Zunge rausstrecken, wird nicht viel nützen“, konterte Frank selbstbewusst.
„Ich lege den Typ um! Wer kommt mit mir?“ provozierte er weiter.
Jetzt schaltete sich Wilden ein, denn viele wurden langsam unruhig: „Wir sollten realistisch bleiben. Für Machogehabe ist hier kein Platz, Junge!“
„Ich meine es ernst! Absolut ernst!“ knurrte Frank. „Ich weiß, dass man dabei draufgehen kann, aber das interessiert mich nicht die Bohne. Also, wer mitmachen will, der kann sich bei mir melden. Wer sich die Hose vollscheißt, der lässt es halt.“
„Es reicht, Kohlhaas!“ fuhr Wilden dazwischen.
„Wer bist du überhaupt, dass du hier so eine große Schnauze hast? Du bist kaum ein paar Tage hier und schon markierst du hier den Macker“, warf ihm eine junge Frau aus der anderen Ecke des Raumes vor.
„Genau! Du bist der Typ aus der Holozelle. Und da hast du dir 'nen Knacks geholt“, trat ein anderer nach.
„Zieh deine Show woanders ab!“ tönte es von der Seite.
„Jetzt halt die Klappe!“ zischte Alf und knuffte seinen peinlichen Freund in die Seite.
„Ich bin Frank Kohlhaas! Ich sage jetzt vor euch allen, obwohl ich mindestens die Hälfte überhaupt nicht richtig kenne, dass ich, wenn ihr mir die Waffen und die Ausrüstung gebt, notfalls ganz allein versuchen werde irgendwie an diesen Bastard in Paris ran zu kommen.
Entweder ich gehe drauf oder er geht drauf! Ich schwöre es bei meiner Ehre und meinem Namen, dem guten Namen meines Vaters und meiner Schwester, die von Leuten wie diesem Hurensohn Wechsler ermordet wurden. Wenn ich morgen meine Meinung ändere, dann bitte ich euch, mich zu erschießen, denn dann bin ich es nicht mehr wert zu atmen!“ predigte Kohlhaas mit zusammengekniffenen Augen.
Bäumer seufzte und hielt sich den Kopf. Andere blickten Frank ungläubig an, einige schienen von dem jungen Fanatiker aber auch irgendwie fasziniert zu sein. Julia Wilden schien zu der letzteren Gruppe zu gehören.
„Der Typ ist nicht ganz dich!“ hörte Frank jemandem sagen. Wilden versuchte, Franks Vortrag zu unterbrechen: „Ich wollte die politische Situation noch ein wenig erläutern. Frank, Ruhe jetzt!“
Doch der junge Mann war selbst noch nicht fertig: „Ich habe noch etwas zu sagen, zu euch glorreichen Rebellen!
Um es noch einmal für alle klarzustellen: ICH TÖTE LEON JACK WECHSLER!
Oder die Bullen oder sonstwer töten mich. Scheiß was drauf! Ich meine es ernst, ich gehe notfalls ganz allein. Wäre nur nett, wenn mir vorher einer von euch großen Kriegern zumindest einen Stadtplan von Paris besorgen könnte. Wenn ich morgen meine Meinung geändert haben sollte, dann dürft ihr mich gerne umbringen! Also: Wer kommt mit mir?“
Ein Raunen ging durch die Teilnehmer der Versammlung. Alf schaute peinlich berührt zu Boden und versuchte anschließend, seinem Nebenmann zu erklären, dass Frank eigentlich „sonst nicht so
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