Beutewelt 01 - Bürger 1-564398B-278843
war“.
Es dauerte einige Minuten bis Wilden wieder halbwegs für Ruhe gesorgt hatte und Frank bat, jetzt endlich zu schweigen. Der junge Mann war mittlerweile wieder einen Schritt zurückgegangen und schien sich beruhigt zu haben. „Mannomann“, brummte Alfred Bäumer. „Jetzt hält dich hier jeder für einen totalen Spinner. Wechsler umlegen...so ein Schwachsinn!“
Sein Freund antwortete nicht und schaute ihn nur mit eiskalten Augen an, dann legte er ein angedeutetes Grinsen nach.
Für den Rest der Versammlung, die sich allerdings nicht mehr allzu lange hinzog, verhielt sich Frank ruhig und richtete seinen finsteren Blick auf jeden, von dem er glaubte, dass er seine fanatische Entschlossenheit noch anzweifelte.
Die beiden Franzosen, Baptiste und Hugo, die offenbar einer patriotischen Gruppe aus Nordfrankreich angehörten, erläuterten kurz, was sie alles an Demonstrationen und werbewirksamen Aktionen für den 01.03.2029 geplant hatten. Sie waren sich sicher, dass die Masse in der Hauptstadt des ehemaligen Staates Frankreich unzufrieden und rebellisch genug sein würde, um am Tage der „Feier der neuen Welt“ auf die Barrikaden zu gehen.
Einige islamische Gruppen aus französischen Großstädten hatten sich für den 01.02.2029 sogar mit der Organisation der beiden Franzosen zusammengeschlossen, obwohl beide Seiten eigentlich absolut verfeindet waren. Da es aber gegen einen gemeinsamen Gegner, die Weltregierung, ging, legten sie ihre Differenzen kurzzeitig beiseite und arbeiteten bis zu einem gewissen Punkt zusammen. Ihre Konflikte im Kampf um die Vorherrschaft im ehemaligen Frankreich vertagten sie allerdings nur.
Es war nicht unwahrscheinlich, dass den Gouverneur des Bereichs „Europa-Mitte“ in Paris der Hass und Unmut großer Teile des Volkes erwartete, doch ob sie es wagen würden, diese Unzufriedenheit auch auf die Straße zu tragen, sollte sich erst noch zeigen. Leon-Jack Wechsler und die ganze Weltregierung waren vielen Menschen innerlich verhasst, doch die Mächtigen verfügten über gewaltige Druckmittel, die das einfache Volk mit Recht fürchtete.
Der Polizeiapparat und die Überwachung funktionierten. Die GCF-Truppen, die sich meistens aus Söldnern aus Übersee zusammensetzten, welche mit Frankreich oder Europa nichts anfangen konnten und deshalb auch leichter auf die einheimische Bevölkerung schossen, wenn sie den Befehl dazu erhielten, waren zahlreich und verfügten über tödliche Waffen speziell zur Niederschlagung großer Menschenmassen.
Soldaten französischer Herkunft dienten in den Reihen der GCF wiederum in den Ländern in Übersee und nicht in ihrer Heimat, da sie ihrerseits auch dort keine Bindung an das Volk und die Kultur, die sie gerade beherrschen mussten, hatten. So waren die Regeln.
GCF-Soldaten deutscher Herkunft dienten in dieser Zeit bevorzugt als Besatzer im nahen Osten oder in Afrika. Das alte Deutschland seinerseits war von GCF-Soldaten, die aus weit entfernten Ländern stammten, besetzt. Und so war es überall.
Als sich die Versammlung auflöste und alle die große Scheune verließen, warf der eine oder andere Teilnehmer Frank einen abschätzigen oder auch bewundernden Blick zu. Alfred Bäumer war noch immer etwas verwirrt. Sein Mitbewohner schien wirklich langsam durchzuknallen.
Julia Wilden bahnte sich ihren Weg durch die Menge und tippte dem jungen Kohlhaas auf die Schulter.
„He, Frank!“ sagte sie leise. Er dreht sich um und sah sie an.
„Was sollte das denn eben? Du weißt doch genau, dass das eine verrückte Schnapsidee ist! Hast du sie nicht mehr alle?“ fragte sie verstört.
„Doch, ich habe sie noch alle! Aber danke der Nachfrage, Fräulein“, erwiderte Frank barsch.
„Aber du willst das doch nicht wirklich versuchen?“ legte sie nach.
„Doch! Oder hältst du mich für einen Dummschwätzer?“ brummelte Frank.
„Keiner von uns würde auch nur hundert Meter an Wechsler herankommen“, versuchte die Frau zu erläutern.
„Lass das mal meine Sorge sein. Du kannst mir ja einen Stadtplan von Paris besorgen, damit würdest du mir schon helfen“, antwortete Kohlhaas und sah Julia mit unverzogener Miene an.
„Ich weiß, du denkst, dass dich viele hier nicht ganz für voll nehmen — und es stimmt ja auch teilweise — aber solche Selbstmordaktionen bringen uns nicht weiter“, versuchte sie ihn umzustimmen.
„Ja, wenn du meinst. Es ist mein Leben und meine Sorge. Ich zwinge keinen, mit mir zu kommen. Verteile du deine Flugblätter oder
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