Beutewelt 01 - Bürger 1-564398B-278843
Lagerplatzes aus der Finsternis hervorgehoben. Es war ein Kind, das sich den Finger auf die Lippen presste und damit wohl andeutete, dass sie leise sein sollten. „Pssst!“ glaubte er kurz zu hören, dann war wieder die übliche Dunkelheit zurückgekehrt.
Sein Puls raste. Hastig richtete er den Schein auf den Ort der unheimlichen Erscheinung, doch da waren nur Steine und Müll. Von einem Kind war nichts zu sehen. Er dachte kurz daran, seinen Partner aufzuwecken und ihm davon zu erzählen, doch er schwieg. Da war nichts. Überhaupt nichts...
So war er nach zwei Stunden froh, dass er nun Alfred die Nachtwache übergeben konnte und schlief recht schnell ein. Als er in den frühen Morgenstunden wieder an der Reihe war, leuchtete er zuerst die seltsame Stelle, wo er glaubte, das Kind gesehen zu haben, mit der Taschenlampe aus. Er lief sogar dorthin und suchte noch gründlicher. Doch er musste es sich eingebildet haben, nichts war dort zu finden. Das Feuer flackerte und kämpfte dagegen zu erlöschen. Er musste Feuerholz holen und in der furchterregenden Ecke war nichts — nur Finsternis.
Etwa gegen 8.30 Uhr am nächsten Tag glaubte Alfred Stimmen gehört zu haben. „Ruhig!“ zischte er und tippte Frank an. „He! Hörst du das nicht?“
Kohlhaas schreckte auf und spitzte die Ohren, Bäumer hatte recht. Jetzt hörte er ebenfalls Menschen, die auf französisch irgendetwas riefen. Ihre Stimmen hallten durch die langen Kanäle wieder. Sie mussten vorsichtig sein.
„Ich sehe nach“, sagte Alfred leise.
„Aber pass ja auf!“ antwortete Frank und klopfte ihm auf die Schulter.
Bäumer sprang hoch und kroch leise durch das gegrabene Loch in den Kanaltunnel. Er hechtete den Gang weiter bis zur Gabelung und sprang dann mit beachtlicher Geschwindigkeit weiter in den nächsten. Im Augenwinkel konnte er eines der roten Kreuze sehen, welches er an die schmutzige Wand gesprüht hatte. Die Stimmen wurden lauter, sie kamen wohl aus der größeren Halle mit dem Kontrollraum. Nach einigen Minuten war Alf weit genug in das Gewirr der Abwasserkanäle vorgedrungen und näherte sich dem Raum mit den Wasserbecken. Wieder hörte er jemanden etwas auf französisch rufen. Er schaltete seine Taschenlampe aus und im Nu wurde er von einer unheimlichen Finsternis verschluckt. Dann pirschte er sich weiter an die Geräuschquelle heran.
Jemand hatte in der Halle das Licht angemacht, das den hohen, alten Raum schwach ausleuchtete. Bäumer wagte sich nicht weiter vor und kauerte in einer Ecke des Kanals, der in die Halle führte.
Die Stimmen waren noch ein wenig lauter geworden und kamen aus dem kleinen Raum neben dem Stauraum, den man über die Treppe erreichen konnte. Dann trat ein Mann aus der Kammer und rief einem anderen einige undeutliche Wortfetzen zu. Dies waren vermutlich Arbei- ter der Stadtwerke von Paris, die hier unten ihren Rundgang machten. Hoffentlich waren sie nicht allzu oft hier.
Nachdem Alfred sie eine Weile beobachtet hatte und einer der Arbeiter mit einer Taschenlampe ein Wasserbecken bis auf den Grund ausgeleuchtet hatte, gingen die zwei Männer über die mit einem Geländer versehene Brücke davon. Sie bogen in einen Nebenraum ab und Alfred hörte sie sich laut unterhalten. Dann verklangen die Stimmen in der Ferne. Der Rebell drehte um und verschwand selbst wieder in Richtung des stillgelegten U- Bahn-Schachtes.
„Hoffentlich ist denen nicht aufgefallen, dass wir hier die Absperrgitter und die Stahltür geöffnet haben“, sagte er leise zu sich selbst.
Die Arbeiter hatten einen gelassenen Eindruck gemacht. Vermutlich war dies nur ein Kontrollgang gewesen, den sie öfters machten, aber keineswegs allzu genau nahmen. Und selbst wenn sie das eine oder andere reparierten, könnten es Frank und Alfred noch in dieser Nacht wieder zerstören und durchlässig machen.
Frank wartete an dem kleinen Lagerfeuer und war erleichtert, als er Alfred durch das Loch in der Wand kriechen sah.
„Verdammt, das hat ja gedauert. Gut, dass das deine Taschenlampe war. Ich hatte schon die Pistole im Anschlag.“
„Das waren Arbeiter, keine Bullen“, sagte Alf und setzte sich wieder neben seinen Freund. „Mal sehen, ob hier morgen noch jemand runterkommt“.
„Wusstest du, dass die vor vielen Jahren mal einen ausgewachsenen Alligator in der Pariser Kanalisation gefun- den haben?“ unterbrach ihn Frank und sah hämisch zu seinem Mitstreiter herüber.
„Der ist mir jedenfalls lieber als die Sicherheitskräfte“, gab Alf mit
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