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Beutewelt 01 - Bürger 1-564398B-278843

Beutewelt 01 - Bürger 1-564398B-278843

Titel: Beutewelt 01 - Bürger 1-564398B-278843 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Merow
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Wachtmeister Wuff, welcher, wie „Funny Paul“ erwähnte, die „bösen Wörter“ unermüdlich jagt, um die Welt besser zu machen. Er winkte mit seinen Stoffhänden, schwang seinen Polizeiknüppel und seine überdimensionalen Handschellen aus Gummi. Die Kinder johlten.
    Zum Abschluss sang er mit den Kindern das „Eine-Welt- Lied“ und alle stimmten fröhlich mit ein. „Funny Paul“ grinste in die Kamera und im Hintergrund hüpfte die kleine Tina noch immer vor Freude über ihr Pony wie ein Flummi auf und ab. Dann endete die Show mit einem „Werbeblock für Kids“. Frank machte die Glotze aus und drehte sich verstört ab.
    In der Nacht vom 26. auf den 27. Februar hielten Frank und Alfred abwechselnd Wache am Fenster des Hotelzimmers und packten Essensrationen und Ausrüstung zusammen. Um drei Uhr morgens waren sie abmarschbereit, schulterten ihre Rucksäcke, schlossen leise das Hotelzimmer ab und huschten wie schemenhafte Gestalten durch den dunklen Flur in die untere Etage. Das Auto parkten sie einige Häuserblocks weiter in einer kleinen Seitengasse hinter einer schäbigen Mietskaserne.
    Sie gedachten, nicht mehr in das „Sunflower“ zurück zu kehren und wollten nach dem Anschlag so schnell wie möglich, ohne dass sie dem Hotelpersonal auffallen konnten, von Paris nach Compiegne flüchten. Leise waren ihre Schritte auf dem Asphalt und langsam ließen sie das „Sunflower“ als dunklen und kleiner werdenden Fleck hinter sich. Diese Nacht war außergewöhnlich kalt, Regen fiel aber glücklicherweise keiner.
    Sie bewegten sich mit noch größerer Vorsicht als in der Nacht, in der sie die Tunnel erkundet hatten, denn heute entschied sich alles. Wenn sie eine Polizeistreife erwischt und nach dem Inhalt ihrer Rucksäcke gefragt hätte, wären die beiden Widerstandskämpfer mehr als nur in Erklärungsnot gewesen. Zudem hatten sie Handfeuerwaffen und Nahkampfmesser dabei. Das nahm man selbst im Jahre 2029 nicht einfach mal so eben auf einen Abendspaziergang durch Paris mit. Erneut huschten sie von einer dunklen Ecke zur anderen durch die Gassen. Ihre Baseballmützen hatten sie tief ins Gesicht gezogen und wachsame Augen lugten darunter hervor, überall Feinde und neugierige Beobachter witternd. Sie waren wie zwei Raubtiere, mit gespitzten Ohren und scharfen, kalten Augen.
    Das eine oder andere Auto fuhr an ihnen vorbei. An der Abzweigung zur Rue de York, als sie sich im Schatten eines leerstehenden Ladens postiert hatten, sahen sie plötzlich ein Polizeiauto um die Ecke biegen. Frank und Alf schoss die Panik in die Knochen, trotzdem versuchten sie, unauffällig weiter zu schlendern und taten so, als beachteten sie den Streifenwagen nicht.
    Das Brummen des Motors kam näher und die Anspannung wuchs ins Unermessliche. Hätte sie auch nur ein Polizist nach ihren Personalien gefragt oder gar einen Blick in ihre Rucksäcke werfen wollen, dann wären sie gezwungen gewesen, ihn abzuknallen und notfalls jeden Zeugen, der sonst noch da war. Kiloweise NDC-23 und Pistolen trug nun einmal niemand mit sich herum, der sich lediglich Paris ansehen wollte. Das Polizeiauto näherte sich und schien langsamer zu fahren. Es hielt jedoch nicht an und kein Beamter stieg aus. Vermutlich wollte der Fahrer nur einen flüchtigen Blick auf die beiden dunklen Gestalten, wovon es nachts in Paris viele gab, werfen. Das war Glück für die beiden Attentäter, aber sicher auch Glück für den Beamten, denn sie hätten nicht gezögert, ihre Waffen, wenn nötig, einzusetzen.
    „Schwein gehabt“, flüsterte Frank leise.
    „Gehen wir weiter“, meinte Alf. „Wir sind ja nur brave Bürger“.
    „Mit ein bisschen NDC-23 im Säckle...“ Kohlhaas lächelte in sich hinein, schien aber sehr erleichtert zu sein. Bis auf den einen oder anderen Passanten und herumlungernden Obdachlosen waren die Strassen in diesem Teil von Paris leergefegt. Nach einer weiteren kurzen Hast durch die halbdunklen Gassen hatten sie schließlich den Schachtdeckel vor der leerstehenden Fabrik erreicht, welchen Alfred, nachdem sie aus dem Kanalsystem zurückgekehrt waren, wieder ordnungsgemäß geschlossen hatte.
    Erneut stießen sie in die Welt der Pariser Unterwelt vor, diesmal war es jedoch kein ekelhafter, aber ansonsten harmloser Erkundungsmarsch mehr, jetzt war es blutiger Ernst.
    Bei dem Gedanken in diesem Gewölbe bis zu den Mittagsstunden des 01.03.2029 ausharren und sogar dort übernachten zu müssen, wurde den beiden mulmig. Aber was war, wenn sie auf einmal,

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