Beutewelt 02 - Aufstand in der Ferne
Brüder Christian und Dennis Müller angeschlossen. Äußerlich ganz ansehnliche junge Männer, welche sich besonders bei den Schießübungen durch überdurchschnittliche Zielgenauigkeit hervortaten. Beide waren knapp über zwanzig.
Thomas Baastfeldt war holländischer Herkunft und lebte mit seinem Vater und seinen beiden kleineren Schwestern seit über acht Jahren hier im Dorf. Er war eher ein kleiner Berserker. Wirkte leicht reizbar und aggressiv. Seine grauen Augen blickten stets mit einer gewissen Wildheit um sich und er war einer Schlägerei nur selten abgeneigt. Sven hatte Thomas Vater überredet, dass er mit nach Japan kommen durfte. Seine Mutter war damals nicht nach Ivas mitgekommen.
Zuletzt war da noch Michael Ziegler, der erst vor einem Monat seinen 18. Geburtstag gefeiert hatte. Ihm merkte man an, dass er nur aufgrund von Svens Überredungskünsten dabei war.
Mit dem Herzen stand er nicht dahinter und strahlte eine unübersehbare Ängstlichkeit aus. Ziegler war relativ mager und hatte eine auffällig spitze Nase, weshalb ihn die anderen scherzhaft „Vögelchen“ nannten. Der Junge lebte mit seiner Eltern hier in Ivas in einem recht baufälligen, alten Haus. Er war ihr einziges Kind. Seit Wochen gab es Streit zu Hause, denn vor allem seine Mutter versuchte ihm zu verbieten, mit nach Japan zu gehen.
Michael Ziegler zeigte sich weder außergewöhnlich motiviert, zum Soldaten ausgebildet zu werden, noch machte er, im Gegensatz zu den anderen, dabei einen glücklichen Eindruck. Sven schrie ihn oft an, wenn er sich ungeschickt verhielt oder nicht die von ihm erwartete Leistung erbrachte. Manchmal war es so extrem, dass Frank und Alfred eingreifen mussten.
Es war gegen Ende des Monats, da tauchte Michael Zieglers Mutter unerwartet bei einer Schießübung auf dem Feld hinter Wildens Haus auf. Der Dorfchef war ebenfalls dabei und beobachtete die jungen Schützen, welche auf Strohsäcke, die mit Zielscheiben bemalt waren, feuerten. Mutter Ziegler näherte sich dem Dorfchef mit verbissener Miene und richtete sich vor ihm auf. Es wirkte eher lächerlich, denn sie war kaum über 1,60 m groß – dennoch machte sie einen entschlossenen Eindruck.
„Herr Wilden!“, giftete sie. „Ich möchte es Ihnen jetzt noch einmal deutlich sagen: Mein Sohn soll bei dieser Japangeschichte nicht mitmachen. Seit Wochen setzt ihn Sven unter Druck und drängt ihn regelrecht, sich hier für den Kriegsdienst ausbilden zu lassen. Ich schaue da nicht mehr zu!“
Die angehenden Kriegsfreiwilligen auf dem Feld sahen verdutzt zu der zierlichen Frau, deren schrille Stimme die Luft zeriss. Sie ballte ihre knochigen Fäuste und ihr kleiner, mit grauen Haaren bedeckter Kopf wippte hin und her.
Wilden blickte die wütende Frau völlig verwundert an: „Frau Zielger, glauben Sie nicht, dass ich Michael gezwungen habe, sich für den Kampf um Japan zu melden. Er möchte es selbst!“
„Das stimmt nicht! Dieser Sven redet pausenlos auf ihn ein und beschimpft ihn als Weichei, wenn er nicht mitkommt!“, erwiderte sie erregt.
Der Dorfchef schien mit diesen Angelegenheiten des Mutterinstinkts etwas überfordert und rief Sven zu sich. Hilfesuchend fragte er ihn: „Jetzt mal ehrlich. Will Michael Ziegler wirklich bei eurer Aktion mitmachen oder nicht?“
„Natürlich will er das! Michael, komm mal her!“, rief Sven und blickte den verschüchterten, jungen Mann drohend an.
„Ja, ich will schon nach Japan!“, stammelte Ziegler.
„Das ist doch Unsinn, Michael! Du hast mir gestern noch gesagt, wie groß deine Angst ist und dass dich Sven so nervt!“, keifte Mutter Ziegler und stampfte auf.
Thorsten Wilden knurrte: „Ich habe langsam den Eindruck, dass Ihr Sohn ohnehin für die Front nicht so geeignet ist. Das wird ein brutaler Krieg und wie ein Kämpfer wirkt Michael nicht.“
„Mein Mann war früher so viele Jahre politisch aktiv und das hat uns nur Ärger eingebracht. Deshalb mussten wir flüchten. Sie kennen Dieter doch. Er ist eine Kämpfernatur, aber mein Michael ist nicht so veranlagt. Er ist mein einziges Kind.“ Sie fing an zu weinen und warf Sven einen wütenden Blick zu.
„Halte dich von meinem Michael fern!“, zischte sie ihn an.
Dem Leiter der Dorfgemeinschaft wurde es langsam zu bunt. Mutter Ziegler verwandelte sich immer mehr zu einer heulenden Furie. Sven versuchte, ihr zu erklären, dass ihm ihr Sohn versprochen hatte, bei der Sache mitzumachen, doch die Frau wurde immer hysterischer.
„Mach deine
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