Beutewelt 02 - Aufstand in der Ferne
verließen dann Wildens Haus. Julia, seine Tochter, kam ihnen im Flur entgegen und flüsterte eine leise Begrüßung. Alfred nickte, Frank schaute hingegen weg und antwortete ihr nicht.
Als die beiden Rebellen durch ihren frisch gestrichenen Hausflur gingen und sich anschließend am Küchentisch niederließen, schwiegen sie erst einmal. Sie fühlten sich heute überhaupt nicht als Helden und hatten den Eindruck, dass sie der Dorfchef auf eine subtile Weise unter Druck gesetzt hatte.
Einige Tage und Nächte grübelten sie vor sich hin oder besprachen das Für und Wider einer Reise nach Japan. Im Gegensatz zu Sven hatten sie ihre Abenteuerlust vor über einem Jahr in Paris mehr als befriedigen können und konnten sich ausmalen, was der GCF-Angriff für unsagbares Leid über die japanische Bevölkerung und die Soldaten bringen konnte.
Andererseits hatten sie sich für ein Leben als Widerstandskämpfer entschieden und dazu gehörten nun einmal bewaffnete Konflikte mit dem Feind. Das Land Japan war weit entfernt auf der anderen Seite des Erdballs, aber die Schlacht um den einzigen Staat, welcher der Weltregierung offen die Stirn geboten hatte, war für alle anderen Länder entscheidend.
Wenn es der GCF nicht gelingen sollte, die Inselgruppe zu erobern, dann konnte das sehr schlimme Folgen für die als übermächtig und unbesiegbar geltende Weltregierung haben. Insofern war dieser Konflikt von großer Bedeutung.
War es nicht bitter nötig, der rebellischen Nation, auf die sich die Augen der ganzen Menschheit richteten, zum Sieg zu verhelfen? Sollten sie hier weiter in Ivas vor sich hin leben und ab und zu ein Attentat verüben?
Nein, das konnte auf Dauer nicht der Weg sein. Ein Staat musste sich erheben und die Ketten der Sklaverei vor aller Augen zerreißen und dieser Staat durfte nicht nach einer kurzen Lebensdauer wieder zerschlagen werden. In diesem Falle war es nun einmal Japan, das so vielen Millionen insgeheim Hoffnung gab. Es zeigte allen, dass man sich doch erfolgreich gegen die Logenbrüder wehren konnte.
Ein Meilenstein für den weiteren Verlauf der Weltgeschichte war weniger das Attentat auf Leon-Jack Wechsler gewesen, sondern vielmehr der Freiheitskampf des Präsidenten Matsumoto. Wenn er und sein Volk standhielten, dann zeigte dies die Verwundbarkeit des Weltverbundes, dann verdeutlichte es, dass die Herrschenden keine finsteren Götter mit dem Mal der Unbesiegbarkeit waren, sondern nur besonders skrupellose Machtmenschen.
Tage gingen ins Land und die Gehirne von Frank und Alfred arbeiteten emsig daran, eine sinnvolle Lösung zu finden. Schließlich schnappten sie sich den jungen Sven und sprachen mit ihm über die Vor- und Nachteile seines Vorhabens. Dann willigten sie ein.
Wenn sie jetzt nicht kämpfen würden, wann wollten sie es dann tun? Frank Kohlhaas und Alfred Bäumer beschlossen, sich dem Kampf um Japan anzuschließen.
Masaru Taishi
In den frühen Morgenstunden des 07.05.2031 waren GCF-Verbände auf den Okinawa-Inseln im äußersten Süden Japans gelandet. Über eine Million Soldaten kamen aus den riesigen Kriegsschiffen, die sich von Ostchina und den Philippinen aus in Bewegung gesetzt hatten. Zudem wurden hier Panzerverbände und eine ganze Flugzeugflotte stationiert.
Die Besetzung Okinawas, jener kleinen und strategisch äußerst wichtigen Inselgruppe, kam unerwartet und stellte bereits einen eindeutig militärischen Angriffsakt dar. Erst im Jahre 1972 hatte der damalige japanische Staat die Herrschaft über die dschungelbedeckten Inseln von den USA zurückbekommen, nachdem sie 1945 von den Amerikanern nach einer großen Schlacht mit über 120000 Toten auf beiden Seiten erobert worden war.
Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges hatten die Vereinigten Staaten hier eine gewaltige Militärbasis unterhalten, die Japan stets „im Auge“ behalten konnte. Auch nach der Abtretung der Verwaltungshoheit 1972 an den ostasiatischen Staat, blieb diese Basis bestehen und wurde weiterhin von US-Truppen benutzt. Im Zuge der Zerschlagung des japanischen Staates im Jahre 2020 wandelten die Mächtigen der Weltpolitik die alte US-Militärbasis zu einem GCF-Stützpunkt um, welcher nach dem Machtantritt Matsumotos und der Neugründung Japans wiederum aufgelöst wurde.
Somit war Okinawa schon seit Jahrzehnten ein Zankapfel gewesen und jetzt nahm die riesige Streitmacht der Weltregierung die Inselgruppe ein, ohne auch nur einen Schuss abfeuern zu müssen. Der Präfekt, das Verwaltungsoberhaupt Okinawas,
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