Beutewelt 02 - Aufstand in der Ferne
Bäumer von seinem Gespräch mit Steffen deVries. Danach wirkte auch dieser verstört.
Herr Wilden lief in seinem Büro auf und ab und gestikulierte herum als sich Frank und Alfred nach Sven und der Sache mit den Freiwilligen erkundigten: „Der Junge nervt mich jetzt seit Tagen. Seit ich ihm erzählt habe, dass sich immer mehr Freiheitskämpfer aus aller Welt nach Japan begeben, um Matsumoto zu unterstützen.
In der letzten Woche sind 5000 Freischärler aus dem Iran auf die Insel gegangen. Hat mir Masaru erzählt. Das war in Japan groß in den Medien, nach dem Motto: ‚Seht ihr, die ganze Welt hilft uns bei unserem Freiheitskampf!’“
„Wie kommen die da alle so einfach hin?“, wollte Alf wissen.
„Sie sickern praktisch in Kleinstgruppen durch die Maschen der Kontrollnetze der Weltregierung und sammeln sich in Japan unter Aufsicht des dortigen Oberkommandos“, erklärte der Dorfchef. „Wer erwischt wird, dass er als Widerstandskämpfer nach Japan geht, den liquidieren sie natürlich sofort. Aber die Freischärler aus dem Iran und viele andere Rebellengruppen haben gute Strukturen aufgebaut und verfügen scheinbar auch über eigene Schiffe und andere Transportmittel.“
„Wie will Sven denn dorthin kommen?“, fragte Frank mit grübelnder Miene.
„Ganz einfach. Per Flugzeug, als Passagier. Er will fünf Mann mitnehmen. Alle reisen einzeln, damit sie nicht als Gruppe auffallen.
Ab dem 01.07.2031 sind sämtliche Passagierflüge nach Japan untersagt, gleiches gilt für Reisen mit dem Schiff –aber noch geht es. Auch von der Insel wird dann niemand mehr wegkommen. Der Staat wird von allen anderen Ländern vollkommen isoliert werden.
Die Japaner selbst werden auch so gut wie keinen Ausländer mehr in ihr Land lassen und kurzen Prozess mit jedem machen, den sie für einen Agenten halten Es gibt nur Ausnahmen für Geschäftsleute mit Sondergenehmigungen. Damit haben wir normalen Leute aber nichts zu tun“, ergänzte Wilden.
„Befürwortest du die Aktion überhaupt?“, fragte Alf dazwischen.
„Nun ja, ich kann es den Jungen nicht verbieten und ich halte es auch für weltpolitisch extrem wichtig, dass Japan mit allen Mitteln durch jeden Mann aus dem Ausland, der dem Weltsystem den Kampf angesagt hat, unterstützt wird. Eigentlich sollten sich noch viel mehr freiwillig melden!“, dozierte der ältere Herr.
„Also erwartest du das von uns auch? Wir sind ja schließlich die Helden von Ivas – zumindest in Svens Augen“, gab Bäumer in die Runde und blickte Wilden ernst an.
„Das ist eure Sache. Ich werde niemanden dazu zwingen. Wenn ich jünger wäre, dann würde ich mich dem japanischen Freiheitskampf anschließen, eben weil er auch für den Rest der Welt so unfassbar wichtig ist. Dieser Staat darf nicht fallen, er muss verteidigt werden!
Allerdings gehe ich bald auf die sechzig zu und wäre wohl keine große Hilfe an der Front. Zudem muss ich Ivas am Laufen halten. Ihr zwei seid gute Kämpfer, das habt ihr in Paris bewiesen. Die besten Leute, die unser Stützpunkt hier hat. Ihr könntet bei der Verteidigung Japans gute Dienste leisten, allerdings sage ich das mit gemischten Gefühlen. Verlieren will ich euch nämlich nicht“, erklärte Wilden und schaute aus seinem Fenster, als ob das ihm das Ganze irgendwie unangenehm wäre.
Frank und Alfred warfen sich gegenseitig fragende Blicke zu. Dann erhob sich der hünenhafte Bäumer von der schwarzen Ledercouch in Wildens Büro und sagte: „Wir überlegen uns die ganze Sache noch einmal. Könntest du uns denn, wenn wir auch nach Japan gingen, dort irgendwo unterbringen?“
„Das wäre wohl das geringste Problem. Ich habe mit meinem Bekannten Masaru Taishi aus Tokio schon darüber gesprochen. Er würde euch oder auch den einen oder anderen von unseren Jungs bei sich im Haus aufnehmen“, antwortete Herr Wilden und vermied es, den beiden offen ins Gesicht zu blicken.
„Du hast also alles bereits organisiert! Wir Helden sollen wohl das große Gemetzel auf keinen Fall verpassen, was?“, sagte Kohlhaas hämisch. Wilden schwieg kurz und räusperte sich leise.
„Ich überlasse es euch. Organisieren ist hier nun einmal meine Aufgabe. Wenn ich nicht organisieren könnte, dann gäbe es auch kein Ivas. So einfach ist das!“, erwiderte der ehemalige Unternehmer und schien sich irgendwie ertappt zu fühlen.
„Wir melden uns!“, sagte Alfred und signalisierte seinem Freund, dass es jetzt Zeit war, zu gehen. Die beiden verabschiedeten sich wortkarg und
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