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Beutewelt 03 - Organisierte Wut

Beutewelt 03 - Organisierte Wut

Titel: Beutewelt 03 - Organisierte Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Merow
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Russen deine Bücher zu zeigen?“, schimpfte Bäumer.
    „Ich übernehme die volle Verantwortung. Er wollte auch noch drei seiner Leute aus Wilna mitbringen. Unter anderem den Leiter der dortigen Gruppe …“, antwortete Wilden und wurde langsam selbst etwas unsicher.
    „Die volle Verantwortung? Davon haben wir auch nichts, wenn uns die litauischen Bullen hier ins Visier nehmen“, zischte Frank und verließ den Raum.
    „Da hast du uns allen eine schöne Scheiße eingebrockt. Diesen Tschistokjow sucht die halbe Polizei im Verwaltungssektor ‚Europa-Ost’ und sogar die GSA ist schon hinter ihm her“, sagte Alf und bäumte sich drohend vor dem Dorfchef auf.
    „So, ich gehe jetzt nach Hause. Macht euch keinen Kopf, das wird schon gut gehen“, knurrte Wilden beleidigt zurück und ging zur Tür heraus.
    „Denke mal über deine Verantwortung allen Einwohnern von Ivas gegenüber nach, Thorsten!“, schnaubte Frank ihm aus dem Nebenraum hinterher.
    Für den Rest des Tages gaben sich Frank und Alfred einem wütenden Fluchen hin und verwünschten Wildens Leichtsinn und seine ewige Profilierungssucht. Das konnte dor alle den Kopf kosten.

    Es ließ sich allerdings nicht verhindern. Artur Tschistokjow kam nach Ivas, mit drei weiteren Männern im Schlepptau. Auch Igor, ein dunkelhaariger, hochgewachsener Mann Mitte dreißig mit einem Vollbart, welcher ihnen als Anführer der Wilnaer Untergruppe vorgestellt wurde, war dabei.
    Wilden führte seine Gäste durch den noch immer an vielen Stellen baufälligen Ort und sprach selbstgefällig von „seinem Dorf“. Anschließend verwickelte er Tschistokjow in endlos erscheinende Gespräche, zeigte ihm mit stolz geschwellter Brust einige „seiner Leute“ und sagte schon einmal im Namen aller übrigen Dorfbewohner bezüglich gemeinsamer Aktionen zu.
    Frank und Alfred trotteten dem quasselnden, älteren Herr den halben Tag hinterher und brodelten im Inneren wie zwei glühende Kochtöpfe.
    „Dieser eitle Affe!“, dachte sich Kohlhaas und bohrte seinen Blick in Wildens Rücken. Jener stolzierte weiter voran und führte die weißrussischen Besucher zu seinem Haus.
    „Mein Garten! Schön, nicht?“, sagte er und setzte eine zufriedene Miene auf. Frau Wilden und Julia erschienen an der Eingangstür.
    „Das ist Artur Tschistokjow und das sind Igor aus Wilna und …“, stockte er.
    „Anatoli und Leonid!“, ergänzte der blonde Mann aus Wizebsk, schüttelte Frau Wilden und ihrer Tochter freundlich die Hände und verbeugte sich.
    Julia warf Frank einen hilfesuchenden Blick zu und rollte genervt mit den Augen.
    „Wenn es dem Esel zu gut geht, läuft er auf’s Glatteis!“, flüsterte Frank ihr im Vorbeigehen zu, sie nickte.
    Offensichtlich waren Wildens Ehegattin und seine Tochter auch nicht sonderlich begeistert von der großzügigen Einladung fremder Leute in ihr Haus.
    Aber es war jetzt ohnehin nicht mehr zu ändern. Der frühere Unternehmer aus Westfalen nahm sie alle mit in die Küche, wo bereits eine dampfende Suppe und eine große Sahnetorte auf die Gäste warteten. Sie aßen schweigend. Lediglich Wilden und Artur Tschistokjow redeten munter drauflos und zeigten sich gegenseitig, wie viel politisches Hintergrundwissen sie besaßen.
    Später gingen sie, bis auf Frau Wilden und Julia, in die neu eingerichtete Bibliothek, wo der Hausherr dem weißrussischen Rebellenführer seine liebsten Wälzer vorführte.
    „Das ist unglaublich. Das sind Bücher, wo man kaum noch erhalten kann!“, staunte Tschistokjow und blätterte in einem alten Schinken herum. „Das habe ich auch, nur auf Russisch.“
    Wilden und der Anführer der Rus fachsimpelten noch eine Weile über ihre Literatursammlungen, dann schaltete sich Frank ein und fragte: „Wie stellt ihr euch denn eure Revolution genau vor, Artur?“
    Der junge Mann stutzte kurz und suchte nach einer passenden Antwort.
    „Wir müssen … äh … one day … einen Streik durch die Arbeiter machen und eine Revolution in Minsk“, gab er zurück.
    „Habt ihr für so etwas denn überhaupt Waffen?“, wollte Frank wissen und schaute Tschistokjow ernst an.
    „Noch nicht so viele …“, erwiderte der junge Dissident.
    „Wenn wir mit euch zusammenarbeiten sollen, dann müssen wir auch einen Plan ausarbeiten, der halbwegs sinnvoll ist“, sagte Kohlhaas und verzog sein Gesicht.
    „Ja, ihr könnt uns in Litauen helfen“, kam von Tschistokjow zurück.
    „So weit sind wir doch noch gar nicht“, knurrte Wilden, der seinem Gast offenbar

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