Beutewelt 03 - Organisierte Wut
vor. Frank und Alf waren beruhigt und schüttelten ihnen die Hände.
„Tj nemez?“, fragte Tschistokjow.
„Da! Ja nemez!“, sprach Wilden und grinste.
„Choroschow! Dann ich versuche sprechen in Deutsch!“, gab der Anführer der Freiheitsbewegung zurück und zog seine Augenbrauen nach oben.
„Gut! Das freut mich. Sie können also deutsch, Herr Tschistokjow …“, sagte Wilden gelöst.
„Ein bisschen ich kann sprechen. Es wird genug sein zu Konversation!“
Wilden schien sofort Gefallen an seinem Gesprächspartner gefunden zu haben und redete nun munter drauflos. Arturs Gefolgsleute schwiegen und standen nur wie Statuen hinter ihm.
„Warum haben sie deutsch gelernt?“, wollte das Oberhaupt von Ivas wissen.
„Ich bin große Freund von deutsche Kultur. Dann ich habe als Hobby deutsche Sprache gelernt“, gab Tschistokjow zurück und nickte.
„Tut mir leid, dass ich euch an so eine Ort treffen muss, aber es ist wegen „security“. Sie verstehen?“
„Sicherheit!“, sagte Frank.
„Ja, wegen Sicherheit!“, ergänzte der blonde Mann und lächelte Kohlhaas zu.
Das Gespräch dauerte fast zwei Stunden und bald war es so dunkel, dass nur noch die Scheinwerfer der beiden Autos den zehn Männern etwas Orientierung gaben.
Die Gäste aus Ivas und ihre neuen Bekannten aus Weißrussland verstanden sich prächtig und waren politisch vollkommen auf einer Linie. Wilden gab wie üblich sein umfassendes Wissen zum Besten und staunte nicht schlecht, dass ihm Artur Tschistokjow trotz Sprachschwierigkeiten auf gleichem Niveau antworten konnte.
Nachdem sie sich auf dem Parkplatz schließlich gründlich die Beine in den Bauch gestanden hatten, verabschiedeten sie sich voneinander.
„Wir bleiben in Kontakt. Ich freue mich schon auf gemeinsame Aktionen“, sagte Wilden euphorisch und klopfte Tschistokjow freundschaftlich auf die Schulter. Dann fuhren sie davon.
Auf der Fahrt zurück nach Ivas wirkte der Dorfchef überschwänglich und hatte seinen alten Tatendrang wiedergefunden.
„Sagt mal, was haltet ihr von ihm?“, fragte er seine Beifahrer.
„Er scheint in Ordnung zu sein und wirkt aufrecht“, meinte Frank.
„Und hat die Weltlage gut durchschaut“, kam von Alf.
Die beiden jüngeren Männer aus Ivas nickten nur und hielten sich ansonsten mit Antworten zurück.
„In Litauen gibt es also auch Leute von Tschistokjows Organisation. Wir werden mit ihnen sofort Kontakt aufnehmen und zusammen etwas aufziehen“, tönte der Dorfchef.
„Aber wir sagen ihnen nicht, woher wir genau kommen. Auch diesen Tschistokjow geht das erst einmal nichts an. Du bist doch immer so für Verschwiegenheit, Thorsten“, sagte Frank und versuchte, Wilden wieder etwas abzukühlen.
„Ja, ja! Natürlich! Wir sagen ihnen nichts. Aber ist es nicht schön, dass wir jetzt solche Mitstreiter in unmittelbarer Nähe von Ivas haben?“
„Trotzdem müssen wir nicht sofort alles ausplaudern“, brummte Alf und Kohlhaas gab ihm Recht.
Sie fuhren weiter durch die Dunkelheit und in den frühen Morgenstunden erreichten sie ihr Heimatdorf. Frank und Alfred schlichen nach Hause und legten sich sofort in ihre Betten. Dieser Tag war erschöpfend gewesen und nun mussten sie erst einmal abwarten wie die Sache weiterging.
Herr Wilden zitierte HOK in den nächsten Tagen ständig zu sich und nutzte seine gut verschlüsselten Telefonverbindungen für lange Gespräche mit Artur Tschistokjow.
Der junge Rebell mit seinen entschlossenen, wachen Augen und dem verblüffenden Weltwissen hatte ihn mehr als fasziniert und während Frank und Alfred sich der Gartenarbeit und der üblichen Dauerrenovierung ihres alten Wohnhauses hingaben, lud der Dorfchef den neuen Bekannten aus Weißrussland, ohne jede Absprache mit den übrigen Dorfbewohnern, in der folgenden Woche nach Ivas ein.
„Was?“, fauchte Frank mit zornerfülltem Blick und Wilden zuckte so sehr zusammen, dass er fast nach hinten umfiel.
„Er kommt hierher? Nach Ivas?“, setzte Alf nach und schlug mit der Faust auf den Küchentisch.
Der Dorfchef winkte ab. „Ach, da passiert nichts. Mein Gefühl sagt mir, dass Artur Tschistokjow reinen Herzens ist. Was hätte er denn davon, wenn er uns hier verraten würde?“
„Was weiß ich denn?“, schrie Kohlhaas und hätte dem älteren Mann am liebsten eine Ohrfeige verpasst.
„Ivas ist tabu! Du hast doch diese funktionierende Gemeinschaft in jahrelanger Arbeit aufgebaut, Wilden. Und jetzt willst du alles auf’s Spiel setzen, um diesem
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