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Beutewelt 03 - Organisierte Wut

Beutewelt 03 - Organisierte Wut

Titel: Beutewelt 03 - Organisierte Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Merow
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leerstehenden Geschäften. Viele Bürger waren aus ihren Wohnungen gekommen und applaudierten lautstark. Sie lachten und riefen etwas auf Russisch. Frank verstand nur „Artur Tschistokjow“.
    Nach einer Viertelstunde bogen sie in eine andere Straße ab und bewegten sich auf ein riesiges Plattenbauviertel zu. Die Umrisse der schäbigen, grauen Wohnblöcke konnte Frank über den Köpfen der schreienden Demonstranten schon von weitem erkennen.
    „Da lob ich mir unser Ivas“, sagte er zu Alf.
    „Was?“, schrie Bäumer, der sein eigenes Wort kaum verstehen konnte.
    „In Ivas ist es schöner als in diesen Hochhäusern!“, brüllte ihm Kohlhaas ins Ohr.
    „Ja, da hast du Recht!“, erwiderte sein hünenhafter Freund.
    Es verlief alles ruhig. Viele Einwohner öffneten ihre Fenster und riefen den Demonstranten etwas zu. Manche hängten sogar die weißrussische Fahne heraus oder schlossen sich der Menge an.
    Irgendwann hielt der lange Menschenwurm an. Hässliche Wohnsilos umgaben sie, die Masse bildete einen riesigen Kreis und Artur Tschistokjow brüllte einige Anweisungen.
    Frank, Alfred und Wilden bahnten sich den Weg durch die Menge und gingen nach vorne. Der Anführer der Freiheitsbewegung schnappte sich das Megafon und begann mit dröhnender Stimme seine Rede.
    „Was hat er gesagt?“, fragte Frank den Dorfchef erneut.
    „Er hat sich den Leuten als der zukünftige Befreier ihres Landes vorgestellt“, erläuterte der grauhaarige Mann.
    „Scheinbar mangelt es ihm wirklich nicht an Selbstvertrauen“, murmelte Kohlhaas.
    „Was, Frank?“
    „Nichts, schon gut!“
    „Er verspricht den Leuten Arbeit“, dachte sich Kohlhaas. „Das muss wie Musik in den Ohren der armen Kerle klingen.“
    Tschistokjows Stimme brandete wie ein Orkan durch das Plattenbauviertel und er gestikulierte leidenschaftlich mit den Händen herum. Seine Anhänger johlten und applaudierten so laut sie konnten. Jetzt strömten auch Dutzende von Anwohnern aus ihren verkommenen Wohnblöcken und schlossen sich den Protestierenden an.
    Die flammende Rede des jungen Politikers ging über eine halbe Stunde und er wurde mit tosendem Applaus verabschiedet.
    Mittlerweile hatten sich etwa hundert Polizisten am Ende der Straße versammelt. Sie verhielten sich ruhig und Artur forderte sie auf, den Weg für den Rückmarsch des Demonstrationszuges frei zu machen. Einige der Russen drohten ihnen mit ihren Pistolen und Gewehren, doch dann wichen die Beamten zur Seite und ließen die Demonstranten passieren.

    „Von wegen eine Stunde. Wir haben jetzt schon Viertel nach vier. Tschistokjow soll die Versammlung endlich auflösen!“, nörgelte Bäumer.
    „Das wird er auch gleich tun“, erwiderte Wilden genervt.
    Der Zug der Protestierenden marschierte wieder langsam in Richtung des Stadtzentrums zurück und erneut hallten die Sprechchöre von den schmutzigen Häuserwänden wider.
    „Die Bullen vermehren sich langsam“, knurrte Frank und wirkte immer angespannter.
    Als sich die Menge dem Platz mit dem Brunnen näherte, ging ein Raunen durch die Reihen der Demonstrierenden, der Menschenwurm stoppte plötzlich.
    Eine Schar Polizisten hatte das Gebiet um den Platz umstellt und sich auch in einigen Nebenstraßen positioniert. Langsam wurde es unangenehm.
    Artur Tschistokjow brüllte etwas von vorne und die Masse seiner Anhänger wurde immer unruhiger.
    „Was ist denn?“, fauchte Frank, ergriff Wildens Arm und zog ihn zu sich.
    „Er hat gesagt, dass die Veranstaltung nun beendet ist!“, übersetzte der Dorfchef. „Jetzt hat er die Polizei gebeten, die Leute durchzulassen, damit sie nach Hause gehen können.“
    Ein Polizeibeamter donnerte als Antwort etwas in sein Megafon. Artur Tschistokjow antwortete ihm auf die gleiche Weise. Frank versuchte derweil einen Blick auf die vorderen Reihen zu erhaschen und hüpfte nervös auf und ab.
    Die Menge zog weiter und näherte sich der Polizeiabsperrung. Noch einmal brüllte einer der Beamten eine Warnung an die Demonstrierenden in sein Megafon, während immer mehr seiner Kollegen aus den Nebenstraßen auftauchten.
    „Die sollen uns gehen lassen. Sonst gibt es hier gleich Tote“, stieß Bäumer aus.
    Frank wies die Männer aus Ivas an, sich auf eine eventuelle Konfrontation vorzubereiten. Wilden war mittlerweile kreidebleich geworden. Seinen Ausflug nach Nowopolozk hatte er sich wohl anders vorgestellt.
    Einige jungen Russen pöbelten etwas in Richtung der Polizisten, dann ging alles ganz schnell. Waffen wurden

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