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Beutewelt 03 - Organisierte Wut

Beutewelt 03 - Organisierte Wut

Titel: Beutewelt 03 - Organisierte Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Merow
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Seitenstraßen gesehen habe. Die werden nichts machen“, beruhigte ihn der Dorfchef.
    Frank verharrte einige Minuten an seinem Platz und schaute sich die Leute, welche sich hier versammelt hatten, genauer an. Er hatte noch niemals eine Demonstration mitgemacht und es war, obwohl es dem jungen Mann in den letzten Jahren wahrlich nicht an aufregenden Momenten gemangelt hatte, eine erhebende Situation. Kohlhaas freute sich, trotz seiner unterschwelligen Sorgen darüber, dass gleich ganze Legionen von schwer gepanzerten Polizisten über sie herfielen, darauf, seinen Unmut gegen die herrschenden Zustände einmal aus voller Kehle heraus zu schreien. Auch wenn er auf Russisch brüllen musste.
    „Vermummt euch lieber!“, riet Wilden. „Die Bullen werden von uns allen Fotos machen und diese nachher auswerten, wenn sie uns schon nicht verjagen können.“
    Frank, Alf und die anderen zogen sich schwarze Schals um und setzten dunkle Sonnenbrillen auf. Ihre Baseballmützen hatten sie sich schon zu Beginn der Fahrt weit ins Gesicht gezogen. Wilden hatte Recht, der Demonstra-tionszug würde mit Sicherheit gefilmt oder fotografiert werden.
    Auch die meisten anderen hatten sich schon weitgehend unkenntlich gemacht, manche hatten sogar Sturmhauben aufgesetzt. Es blieb ihnen auch nichts anderes übrig. Wer als Teilnehmer einer solchen Veranstaltung zweifelsfrei erkannt wurde, auf den warteten unangenehme Erfahrungen in den folgenden Tagen.
    Artur Tschistokjow vermummte sich hingegen nicht. Sein Gesicht war ohnehin bekannt und er hielt heute sowieso eine kurze Rede. Er wollte sogar gesehen werden. Diese Massenversammlung sollte ja dazu dienen, ihn und seine Freiheitsbewegung bekannter zu machen.
    „Hast du schon Kamerateams oder Reporter irgendwo gesehen?“, fragte Kohlhaas den Dorfchef.
    „Bisher habe ich niemanden entdeckt. Die Veranstaltung ist ja logischerweise auch nicht angekündigt, aber die werden mit Sicherheit berichten. Warte es ab!“
    Tschistokjow ging wieder in den Pulk hinein und rief seinen Leuten Anweisungen zu. Frank konnte Peter zwischen einigen jungen Männern erkennen und grüßte ihn von weitem. Der kräftige Russe lächelte nur, zeigte auf die Pistole an seinem Gürtel und wirkte angriffslustig. Mehr und mehr Besucher kamen jetzt von allen Seiten und Tschistokjow begann damit, die lose herumstehenden Menschentrauben zusammen zu rufen und zu einem anständigen Demonstrationszug zu formieren.
    „Ich hoffe nur, dass wir auch wieder so leicht aus der Stadt rauskommen“, bemerkte Frank und schaute sich nervös um. Seine grünen Augen tasteten die Umgebung sorgfältig ab, doch auf ein Herannahen polizeilicher Verstärkungen deutete bisher nichts hin.
    „Ich denke, dass Artur die Sache hier gut geplant hat. An den wichtigen Zufahrtsstraßen in die Stadt hinein hat er seine Späher postiert, die ihm berichten, falls weitere Bullen von außerhalb anrücken. Hat er mir jedenfalls so erklärt“, antwortete Wilden und wirkte recht gelassen.
    Scheinbar war er so begeistert von dem jungen Russen, dass er ihm auch die perfekte Planung einer illegalen Demonstration zutraute.

    Es war soweit. Ein Kommando versetzte den nun mehrere hundert Meter langen Menschenzug in Bewegung. Die Teilnehmer aus Ivas hatten sich im hinteren Teil der Menge postiert. Neben ihnen liefen einige breitschultrige Kerle mit Schusswaffen her, welche den Demonstrationszug flankierten.
    Artur Tschistokjow gedachte, seine Anhänger vom Stadtzentrum aus in ein dicht besiedeltes Plattenbauviertel in etwa zwei Kilometer Entfernung zu führen, wo er seine Rede halten wollte.
    Sie trabten langsam los. Die verbotenen russischen Staatsfahnen und die Drachenkopffahne wurden geschwenkt, eine in ein Megafon geschmetterte Stimme gab die Losungen vor. Die von Artur Tschistokjow entworfene weiße Fahne mit dem schwarzen Drachenkopf sollte an die Gründer Russlands, die Rus, erinnern. Das Symbol spielte auf den Drachenkopf eines Wikinger-Langbootes an. Die Menge wiederholte die Slogans mit wütendem Gebrüll. Frank taten bald die Ohren weh.
    „Was rufen die da?“, wollte er von Wilden wissen, welcher die Ohren spitzte.
    „Freiheit für Weißrussland! Nieder mit Medschenko!“, erklärte jener.
    „Aha?“, gab Frank zurück und sah sich um. Dann brüllten die anderen aus Ivas und er so gut es ging die russischen Sprüche der Demonstranten in einem seltsamen Kauderwelsch nach.
    Sie marschierten durch eine heruntergekommene Einkaufszone mit überwiegend

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