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Beutewelt 03 - Organisierte Wut

Beutewelt 03 - Organisierte Wut

Titel: Beutewelt 03 - Organisierte Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Merow
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begrüßte ihn freundlich.
    „Willst du zu Thorsten?“, fragte sie den jungen Mann. „Er ist mit John Thorphy unterwegs und kommt erst übermorgen wieder.“
    Frank schüttelte den Kopf. „Nein, ich wollte zu Julia!“
    Die hübsche Blondine erschien im Flur und lächelte ihm zu. „Wir gehen ins Dorf, Mama!“
    Sie verschwanden. Frau Wilden warf den beiden einen nachdenklichen Blick hinterher.
    „Schön, dass du doch noch gekommen bist“, bemerkte Julia und trottete neben dem schüchtern wirkenden Frank her.
    „Naja, Artur hat abgesagt …“, brachte er nur kleinlaut heraus.
    „So, so!“, bemerkte Julia grinsend.
    Sie schwiegen eine Weile und kamen zum Dorfplatz. Einige Kinder spielten hier und kletterten auf dem mit Gestrüpp überwucherten Gedenkstein herum.
    „Gehen wir zu Steffen!“, schlug die Tochter des Dorfchefs vor.
    „Ja, gut!“, sagte Kohlhaas und suchte noch immer nach einem Gesprächsthema.
    Julia war eine wahre Augenweide. Sie trug ihre blonde Haarpracht offen und diese fiel über die zarten Schultern. Fasziniert blickte Frank auf die vollen, roten Lippen der Schönheit, während diese mit forschem Schritt an ihm vorbeizog.
    „Na, was ist? Komm schon!“, sagte sie und Frank trottete ihr hinterher.
    „Man verfällt ihr einfach. Was soll’s …“, dachte er bei sich. Sie überquerten den Dorfplatz und setzten sich auf die kleine Terrasse vor dem Cafe ihres belgischen Bekannten. Frank ließ sich auf einem Plastikstuhl nieder und schwieg.
    „Ah, welch seltene Gäste!“, rief der gutmütige Steffen deVries und eilte nach draußen. „Was kann ich euch anbieten?“
    Julia lächelte. „Einen Milchshake bitte!“
    „Für mich auch“, sagte Frank.
    Der Flame nahm ihre Bestellung auf und verschwand. Frank betrachtete nachdenklich die alte Kirche, welche die Dorfbewohner zum Versammlungshaus umgebaut hatten. Er wusste noch immer nicht genau, worüber er sich mit der Tochter des Dorfchefs unterhalten sollte.
    „Was macht der politische Kampf?“, fragte sie.
    „Gut, läuft alles!“, kam zurück.
    „Mein Vater redet von nichts anderem mehr. Revolution hier und Revolution da“, bemerkte sie genervt.
    „War doch noch nie anders, oder?“
    „Stimmt!“
    „Und was macht Viktor?“
    Sie zögerte und strich sich durch die Haare. „Weiß nicht, habe nichts mehr von ihm gehört“.
    „Habt ihr euch gestritten?“
    „Sozusagen. Er meinte es nicht ernst!“
    „Ich mochte den Kerl noch nie …“
    Julia schlug die Augen auf. „Das habe ich gemerkt!“
    Steffen deVries kam mit zwei Milchshakes zurück. Frank leerte sein Glas im Eiltempo und sagte für einige Minuten nichts.
    „Ich dachte schon, dass der dich eines Tages mit nach Grodno nimmt und ich dich nie wiedersehe“, bemerkte Frank dann.
    „Da brauchst du dir jetzt keine Sorgen mehr zu machen!“, erwiderte die junge Frau schmunzelnd.
    „Sorgen? Ich meine ja nur“, flüsterte Kohlhaas kleinlaut.
    „Ich verstehe schon, was du sagen willst.“
    „Was hat er denn gemacht?“, wollte Frank wissen.
    „Er ist ein Arsch! Nicht ehrlich eben“, erläuterte die Blondine.
    „Ist Viktor fremdgegangen?“
    „Ich glaube schon. Er war halt nicht der Richtige!“
    „Geht mich ja auch nichts an.“
    „Ist schon okay“, gab Julia zurück und schmunzelte wieder.
    „Es ist jedenfalls schön, dass du wieder im Lande bist!“
    „Ich wollte auch niemals aus Ivas weg. Hätte dich und die anderen viel zu sehr vermisst.“
    Frank begutachtete die Kirche wieder, dann betrachtete er den mit Milchschaum bedeckten Boden seines Glases. Sie unterhielten sich noch über die eine oder andere Oberflächlichkeit. Nach einer Stunde verließen sie das Cafe und schlenderten noch eine Weile durch das Dorf.
    „Bis die Tage. War schön mit dir zu plaudern. Das können wir ja demnächst öfter machen“, sagte sie und ging die Straße hinab.
    „Ja, wir sehen uns!“, antwortete der junge Mann und machte sich ebenfalls auf den Heimweg. Bald hatte er sein Haus erreicht, schloss die Tür auf und verschwand im Inneren. Frank dachte an diesem Tag noch lange über Julia und sich nach.

    Kohlhaas verschwand in den nächsten Tagen wieder und blieb fast den gesamten September in Weißrussland. Er lief sich die Hacken ab und verteilte in unzähligen Dörfern Zeitungen und Flugblätter, zusammen mit einem Teil der Dorfjugend von Ivas.
    Ende des Monats zogen die Rus durch Bresk im Süden des Landes. Etwa 15.000 Anhänger hatte Tschistokjow mobilisieren können. Im Vorfeld

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