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Beutewelt 04 - Die Gegenrevolution

Beutewelt 04 - Die Gegenrevolution

Titel: Beutewelt 04 - Die Gegenrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Merow
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einer unglaublich schwerfälligen Administration unterworfen war und auf gewisse Situationen nicht sehr flexibel reagieren konnte.
    Weiterhin war die GCF eine gewaltige Organisation, die gigantische Regionen und Milliarden von Menschen kontrollieren musste. Ähnlich wie die römischen Legionen wurden auch sie auf der Weltkarte von einem Krisenherd zum nächsten verschoben und waren ständig irgendwo im Einsatz, um die Macht des Weltimperiums mit eiserner Faust durchzusetzen.
    Nur in Ausnahmesituationen konnte es vorkommen, dass die hohen Herren der Weltpolitik einem Sub-Gouverneur die Erlaubnis erteilten, im Falle einer Kriegsgefahr eigene Milizen aufzustellen. So war es im iranischen Bürgerkrieg gewesen, als Sub-Gouverneur Kerman zuerst seine von ihm ausgehobenen Bürgermilizen gegen die Rebellen schickte, bevor ausreichend GCF-Verbände eingetroffen waren.
    Eine derartige Vorgehensweise schonte die „menschlichen Ressourcen“ der internationalen Streitkräfte, denn wenn irgendwo eine Rebellion oder ein Bürgerkrieg ausbrach, wurden zuerst die entbehrlichen Milizionäre vor Ort geopfert.

    „Ich hatte gedacht, dass die revolutionäre Stimmung aus Weißrussland weiter nach Süden oder Osten schwappen würde, aber ich habe mich wohl getäuscht“, erklärte Wilden und schlenderte neben Frank Kohlhaas durch einen herbstlichen Park in Minsk.
    „Da haben uns die Kollektivisten wohl einen Strich durch die Rechnung gemacht. Russland ist so unfassbar groß. Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll!“, antwortete Frank zerknirscht.
    „Uns vorerst in den ländlichen Regionen auszubreiten ist die einzige Möglichkeit. Die Großstädte sind noch zu sehr in der Hand des Systems und der Kollektivisten. Uljanins Bewegung ist mittlerweile wirklich riesig. Er hat Millionen Menschen für sich gewonnen. Davon können wir nur träumen.“
    Die beiden ließen sich auf einer Bank nieder und betrachteten einen kleinen Teich voller quakender Enten. Frank lächelte und warf den Tieren einige Brotkrumen zu.
    „Wir werden uns nie in Russland festsetzen können oder das Volk dort für unsere Sache gewinnen. Das ist Irrsinn!“, sagte er dann.
    „Irrsinn? Es ist für uns die einzige Möglichkeit zu überleben! Als nächstes werden wir uns übrigens Estland vornehmen. Artur plant da so einiges. Dann haben wir wenigstens schon einmal im gesamten Baltikum das Sagen“, bemerkte der Außenminister.
    „Das könnte vielleicht klappen …“, brummte sein junger Freund und warf weitere Brotkrumen ins Wasser. Laut schnatternd fielen die Enten darüber her.
    „Weißt du, mein Junge! Wenn ich dir vor ein paar Jahren gesagt hätte, dass wir eines Tages freie Männer in unserem eigenen Staat sind, hättest du das auch für Irrsinn gehalten, oder?“
    „Ja, da hast du Recht!“, erwiderte Frank.
    „Was machen eigentlich deine Schlafstörungen?“, fragte Wilden.
    Kohlhaas überlegte kurz. „Die haben sich mittlerweile wesentlich gebessert. Es ist nicht mehr so schlimm wie noch vor einiger Zeit.“
    Der ältere Herr lächelte väterlich. „Das freut mich zu hören, mein Junge!“

    Artur Tschistokjow schickte bald darauf Tausende seiner Anhänger nach Estland. Seine Gruppen vor Ort hatten schon monatelang vorgearbeitet und riesige Massen von Flugschriften und Datenträgern unter das Volk gebracht. Sogar einen eigenen kleinen Fernsehsender hatten sie in Valka an der Nordgrenze Lettlands eingerichtet, welcher inzwischen täglich ein vielfältiges Programm ausstrahlte.
    Die Kollektivisten hatten lediglich in der Hauptstadt Tallinn und in Tarku zwei schlagkräftige Gruppen gebildet, in den umliegenden Regionen waren sie bisher dagegen nur schwach vertreten. Ein beträchtlicher Teil der estischen Polizeibeamten schien mittlerweile Sympathien für Tschistokjow zu hegen und meistens ließen sie seine Anhänger in Ruhe. Nur in Tarku war das noch anders.
    Für den 15. Dezember hatten die Rus einen großangelegten Vorstoß in das winzige Land vorbereitet. Er sollte jedoch eher einem militärischen Angriff als einem politischen Umsturz gleichen. Diesmal begleiteten Artur Tschistokjows bewaffnete Haufen sogar Panzerwagen und Einheiten der neu aufgebauten Volksarmee der Rus. Frank war bereits seit Tagen in Parnu im Westen Estlands mit einer großen Truppe von Mitstreitern unterwegs gewesen und hatte Flugblätter verteilt und Plakate aufgehängt.
    Am Morgen des 15.12.2036 besetzten mehrere hundert Männer die Polizeiwache der Kleinstadt und das Rathaus. Es

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