Beutewelt 04 - Die Gegenrevolution
die Freiheitsbewegung der Rus erneut nach Smolensk kommen wollte. Die Behörden und Kollektivisten liefen dagegen Sturm und Uljanin kam erneut persönlich in die westrussische Großstadt, um vor über 60000 Anhängern zu sprechen.
Ein massives Polizeiaufgebot, diesmal waren auch Elitetrupps der „Global Police“ (GP) dabei, riegelte die Innenstadt hermetisch ab. Letztendlich wurden sogar einige GCF-Soldaten nach Smolensk beordert. Offenbar wurde mit blutigsten Auseinandersetzungen gerechnet.
Doch nichts passierte. Kein einziger Rus tauchte auf – zumindest nicht in Smolensk. Stattdessen zogen über 17.000 von Tschistokjows Mitstreitern durch Velikie Luki und konnten weder von ihren überforderten politischen Gegnern noch von den wenigen Polizisten vor Ort aufgehalten werden.
Die Freiheitsbewegung der Rus triumphierte an diesem Tag und ließ ihre Gegner dumm dastehen. Wie die Zirkustiere wurden diese vorgeführt und als sich in Smolensk keine Rus blicken ließen, entluden einige KKG-Männer ihren Frust an den Beamten.
Es kam zu schweren Straßenschlachten und massiven Zerstörungen in der Innenstadt. Trotz Uljanins Ermahnungen machte sich der Mob nach der Kundgebung selbstständig und zog randalierend durch die Straßen.
Artur Tschistokjow lehnte sich hingegen im Präsidentenpalast von Minsk zurück und sah sich die Fernsehberichte an. Durch ihren erneuten Angriff auf die Polizei hatten sich die Kollektivisten nun auch in Smolensk eine Menge Sympathien bei den Sicherheitskräften verscherzt.
Schließlich nutzte der weißrussische Präsident die Vorfälle, um die Kollektivisten propagandistisch anzugreifen. Er bezeichnete Uljanin als „Rattenfänger“ und seine Anhänger als „Hunnenhorde“. Die Mächtigen des Weltverbundes interessierten sich allerdings noch immer nicht übermäßig für Weißrussland und die zwei winzigen baltischen Staaten, welche von den Rebellen eingenommen worden waren. Es waren kaum 15 Millionen Menschen, über die Artur Tschistokjow und seine Getreuen herrschten. Von weit über 8 Milliarden Menschen auf Erden lediglich 15 Millionen.
Da hatten die hohen Herren wahrlich andere Probleme als den weißrussischen Dissidenten. Zudem machte dessen Freiheitsbewegung auch nicht gerade den Eindruck, als ob sie morgen Russland und die Ukraine überrennen könnte.
Im Iran hatten die GCF-Truppen inzwischen wieder sämtliche Rebellen aus den größeren Städten des Landes verjagt und ihre Streitkräfte weitgehend zerschlagen. Dort war die Revolution ohne Zweifel gescheitert. Massenverhaftungen und groß angelegte Liquidierungsaktionen folgten.
Die Aufständischen mussten wieder zu ihrer alten Taktik des Guerillakrieges zurückkehren und verschwanden im zerklüfteten iranischen Hochland.
Derweil schickte Japan Militärberater und technisches Gerät nach Weißrussland, um es dem kleinen Land zu ermöglichen, zumindest im Ansatz so etwas wie eine verteidigungsfähige Armee aufzubauen.
Artur Tschistokjow führte wieder die allgemeine Wehrpflicht ein, stellte nun reguläre Regimenter auf und bezeichnete seine neuen Staatsstreitkräfte als Volksarmee der Rus. Eine erste Militärparade fand Ende November in Minsk statt.
In den folgenden Monaten eröffnete Verteidigungsminister Lossov eine erste Industrieanlage, die moderne Schusswaffen und japanische „Gunjin“ Panzer herstellen konnte. Matsumoto lieferte seinen Verbündeten bald darauf sogar Raketen mit Atomsprengköpfen, welche Tschistokjow im Ernstfall zumindest als Drohmittel einzusetzen gedachte.
Alles in allem waren diese Aufrüstungsversuche jedoch bescheiden und hätten bei einem Konflikt mit der GCF nur wenig genützt. Dem weißrussischen Volk zeigten sie allerdings einen Geist der Wehrhaftigkeit und wurden von den meisten Bürgern durchaus begrüßt. Vor allem Tschistokjows Anhänger fühlten sich jetzt stärker, denn ihr Heimatland wurde langsam aber sicher zu einem richtigen Staat. Und dazu gehörte nun einmal auch eine eigenständige Armee.
Damals im Jahre 2018 und in den Jahren danach, waren nicht nur die Nationalstaaten weltweit aufgelöst worden, sondern auch die eigenständigen Streitkräfte sämtlicher Länder. Diese wurden durch die internationale Eingreiftruppe der GCF vollständig ersetzt.
Das hatte Vor- und Nachteile für die Logenbrüder. Der größte Vorteil war natürlich die Tatsache, dass die Völker selbst entwaffnet waren. Einen erheblichen Nachteil stellte jedoch der Umstand dar, dass die GCF als weltweite Armee
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