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Beutewelt 04 - Die Gegenrevolution

Beutewelt 04 - Die Gegenrevolution

Titel: Beutewelt 04 - Die Gegenrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Merow
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Oktober in Tula verweilte.
    KKG-Verbände rückten derweil auch in Serpuhov und Kolomna ein und rissen die Kontrolle im gesamten Moskauer Süden an sich, schließlich folgte ihnen der Kollektivistenführer und machte sich auf den Weg in die Hauptstadt.
    Am 30. Oktober besetzten die Kollektivisten den Kreml und der Gouverneur des Verwaltungssektors „Europa-Ost“, Maxim Blumenew, dankte stillschweigend ab. Uljanin ließ ihn und seinen Führungsstab in den nächsten Tagen nach Nordamerika ausreisen.

    „Artur Tschistokjow – Der Retter Weißrusslands gibt auch dir Arbeit und Sicherheit!“ stand unter dem Bild des Anführers der Freiheitsbewegung, das auf die kleine Datendisk in Franks Hand gedruckt worden war. Der General betrachtete gedankenverloren das Foto des entschlossen dreinschauenden Mannes. Wer ihn ansah, konnte erahnen, welche unheimliche Kraft und Stärke in ihm liegen musste. Den Inhalt der Datendisk, wovon die Waräger Tausende in ihren Lastwagen mit sich herumfuhren, war Frank wohl bekannt. Er hatte die Texte und Bildpräsentationen unzählige Male gelesen und angesehen. Die Erfolge des Tschistokjows-Regiments wurden dem Leser vor Augen geführt, während gleichzeitig vor dem „Totengräber Russlands“, also Uljanin, und seinen Kollektivsten gewarnt wurde. Das Gleiche stand, nur etwas komprimierter, auf den Flugblättern, welche die Rus in endloser Zahl in ganz Westrussland verteilten.
    Artur Tschistokjow war der „Erlöser“ und „Retter“, Uljanin der „Teufel“ und der „Agent der Logenbrüder“. Die Freiheitsbewegung wollte Russland retten, die Kollektivsten wollten es vernichten. Schwarz und Weiß, Gut und Böse – so hatte Propaganda immer funktioniert und so würde sie auch immer funktionieren, dachte sich Frank. Er selbst hatte sich Tschistokjow inzwischen verschrieben, wie ein Jünger seinem Heiland. Frank hatte für ihn getötet und warf nach wie vor sein Leben ohne Rücksicht auf das eigene Wohl für ihn in die politische Waagschale. Das Gleiche taten sein Freund Alf und die vielen Tausend anderen Rus.
    „Ich kenne dich jetzt seit einigen Jahren, aber du bist mir trotzdem noch immer fremd, mein Freund“, flüsterte Frank in sich hinein und starrte Tschistokjows Foto an.
    Dann sah er sich kurz um. Lediglich einige laut schwatzende Soldaten standen am anderen Ende der Lagerhalle und rauchten. Kohlhaas saß auf einem breiten Pappkarton und war froh, wenn ihn heute niemand mit irgendwelchen neuen Befehlen oder Nichtigkeiten belästigte.
    „Ich vertraue dir, wie ein Kind seiner Mutter“, schoss es dem General durch den Kopf als er Tschistokjows feine und doch kantige Gesichtszüge näher betrachtete. „Enttäusche mich nicht, Artur!“
    Als das Wort „Mutter“ in seinem Geist aufblitzte, musste Frank kurz an sie denken. Er hatte sie schon fast vergessen, gestand er sich schuldbewusst ein. Genau wie seinen Vater und seine Schwester, die nun schon seit einigen Jahren tot waren. Konnten sie ihn jetzt sehen? Jetzt gerade, wo er hier still in dieser grauen Lagerhalle in der Kaserne von Minsk auf einem Karton hockte? Was würde sein Vater sagen? Wie würde seine Mutter über ihn denken? Was würden die Eltern von all dem hier halten? Wollten sie einen Sohn haben, der dafür verehrt wurde, dass er gut töten konnte?
    Frank kam zu keinem Ergebnis und letztendlich, so erklärte er es sich selbst, musste er allein die Verantwortung vor sich selbst und vor Gott tragen. Diese Welt war zu einem Jammertal geworden, sie hatte sich in ein riesiges Schlachtfeld verwandelt und Frank schärfte sich immer wieder ein, dass er für ein besseres Morgen kämpfte.
    „Killing today, for a better tomorrow …“, murmelte Kohlhaas und entsann sich der Textzeile aus einem alten Heavy Metal Lied aus seiner Kindheit. Verstört schüttelte er den Kopf wegen seiner absurden Gedanken.
    „Diese Welt hat den Verstand verloren! Du bist das einzige Leuchtfeuer in dieser Nacht aus Wahnsinn und Hass“, sprach er laut zu sich selbst und hielt sich Tschistokjows Bild vor die Augen. Er bohrte seinen Blick förmlich in das Poträt hinein und studierte akribisch jeden Gesichtszug des Rebellenführers.
    „Das Gute ist, dass sich das Bild nicht verändert. Niemals kann es sich verändern, es wird immer so sein. Eine unveränderbare Größe. So muss es erhalten bleiben, ewig und unveränderbar. Genau so soll das Bild bleiben. Ja, so ist es gut und richtig“, wisperte Kohlhaas.
    „Enttäusche mich nicht, Artur!

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