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Beutewelt 04 - Die Gegenrevolution

Beutewelt 04 - Die Gegenrevolution

Titel: Beutewelt 04 - Die Gegenrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Merow
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Wenigstens einmal soll etwas auf diesem verfluchten Planeten wahr und unverfälscht sein …“

    Der Vorsitzende der Kollektivistischen Vereinigung für soziale Gerechtigkeit blickte auf die riesige Masse herab. Er stand mitten in ihr auf einer kleinen Bühne, eingebettet in den brüllenden, schwarz-roten Menschenbrei, der an seinen Lippen hing. Der listige Mann hatte seine Aufgabe nun schon zum großen Teil erfüllt, Moskau ertrank in der von ihm entfachten Flut. Jetzt musste nur noch der Westen Russlands genommen werden. Dann ging es weiter in die Ukraine und dann bis tief nach Innerasien. Irgendwann vielleicht sogar bis nach Polen, Tschechien und letztendlich Westeuropa.
    Er hoffte, dass es ihm die Mächtigen erlauben würden, den Kollektivismus noch weiter in alle Erdteile zu tragen. Doch es kam darauf an, wie die Weisen entschieden. Es musste zum großen Plan passen und musste ihm dienen. Uljanin selbst war auch lediglich ein Lakai, ein Agent, aber er hatte begonnen, seine Rolle zu lieben.
    „Wir werden herrschen! Für immer! Die Völker der Erde sollen uns dienen und demütig vor uns kriechen. Wir werden sie verschlingen, mit Haut und Haar“, sagte der Kollektivistenführer leise zu sich selbst und lächelte in sich hinein.
    Vor ihm schrie, brüllte und kreischte der wabernde Menschenteig und wälzte sich durch die Hauptstraßen Moskaus. „Freiheit! Gleichheit! Gerechtigkeit!“, tönte es aus Zehntausenden von Kehlen.
    Der Herr der kollektivistischen Bewegung sah die Masse mit einem leichten Anflug von Verachtung an. Viele seiner Anhänger, die ihm heute zujubelten, waren verzweifelte, traurige Gestalten. Verhungerte Gesichter hatten sie, ausgemergelt, ausgepresst, unrasiert, ungewaschen, bleich und schmutzig trotteten sie seinen Befehlen hinterher.
    Andere jedoch, allerdings nicht der größte Teil der kollektivistischen Masse, waren aber auch Angehörige der höheren Schichten. Viele Studenten aus besserem Hause waren unter ihnen, denn es war an der Moskauer Universität „chick“ geworden, bei den Kollektivisten zu sein und sich für die Armen einzusetzen. Sie redeten und theoretisierten gerne, rezitierten wieder und wieder die Lehren Mardochows.
    Oft wurden diese frechen, selbstgerechten Jungakademiker zu Unterführern der Kollektivisten, ließen sich herab und erzählten den Verzweifelten um sich herum, wie Mardochow und Uljanin ihre Not beseitigen würden. Meistens begriffen die Ungebildeten nicht viel von dem, was ihnen gepredigt wurde, aber das Versprechen einer besseren Zukunft verstanden sie alle.
    „Die Revolution hat Moskau erobert!“, rief Vitali Uljanin mit bebender Stimme und hob die Arme in die Höhe.
    Tosende Zustimmung erschallte aus dem Menschenteppich um ihn herum und das Meer der schwarz-roten Fahnen wogte hin und her.
    „Jetzt ist es vollbracht! Ihr werdet frei sein! Ihr werdet gleich sein! Gleichheit! Gleichheit! Gleichheit!“ Uljanin streckte die Siegerfaust wie ein Triumphator gen Himmel.
    Seine Anhänger antworteten ihm mit der gleichen Geste und brüllten „Gleichheit! Gleichheit!“ zurück.
    „Aber bevor ich Euch erlösen kann, meine kollektivistischen Mitkämpfer, müssen wir auch den Rest Russlands von den kapitalistischen Ausbeutern und den reaktionären Mörderbanden Tschistokjows befreien!
    Diese Wanzen haben einige Städte im Westen besetzt und wir werden sie daraus verjagen! Wir werden diese Verbrecherbrut ausmerzen, mit Stumpf und Stiel! Sie ist schuld daran, dass ich euch noch nicht helfen kann! Sie ist schuld daran, wenn ihr noch immer hungern müsst und ich mein Werk der großen Gleichheit noch nicht vollbringen kann! Die Rus sind die Feinde unseres Kampfes für ein gerechtes Russland!“
    Die tobende Masse antwortete mit einem hasserfüllten Getöse, schwang die Fäuste und hob Knüppel und Gewehre in die Luft.
    „Wir fangen heute an, alles, was uns an der ewigen Gleichheit hindert, zu vernichten! Folgt mir, meine kollektivistischen Brüder! Folgt mir, wohin ich Euch auch führe, denn ich führe Euch in eine bessere Welt!“
    Die Menschen um ihn herum verfielen in eine fiebrige Ekstase und ihre Begeisterung überschlug sich. Uljanin lächelte zufrieden auf sie herab. Wie einfach ihre Geister doch waren.

Blutzoll für Ivas

    Sven lächelte und schüttelte Frank die Hand, dann setzte er sich ins Wohnzimmer. Alf lagerte schon seit Tagen auf dem Sofa in Franks Zweitwohnung und nickte dem Gast zu.
    „Sven! Na, das ist ja eine Überraschung!“, sagte Bäumer,

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