Beutewelt 06 - Friedensdämmerung
wachsenden Wohlstandes und einer nie gekannten sozialen Sicherheit. Die alte Garde der Freiheitsbewegung jedoch stand ihm mit wachsender Ablehnung gegenüber.
„Was macht man denn so, wenn das so ist?“, fragte Bäumer etwas verdutzt und sah Frank hilfesuchend an.
„Wenn was so ist?“, gab dieser leicht erheitert zurück, denn er wusste, worauf sein hünenhafter Freund hinaus wollte.
„Wenn die Frau schwanger ist? Die ist so komisch geworden, Frank.“
„Frauen unterliegen grundsätzlich emotionalen Schwankungen. Das ist nichts Ungewöhnliches. Und wenn sie schwanger sind, wird es noch schlimmer“, erläuterte Kohlhaas, spielte den Experten für Frauenfragen.
„Svetlana ist vielleicht zickig geworden, sage ich dir!“, stöhnte Alf.
Frank erhob den Zeigefinger und erwiderte: „Das ist vollkommen normal. Im Falle der Schwangerschaft kochen die weiblichen Hormone über. Mutterinstinkt und so. Du weißt, was ich meine. Julia war auch so…“
Bäumer wunderte sich. „Du warst doch in kollektivistischer Gefangenschaft, als sie mit Friedrich schwanger war. Also hast du von dem ganzen Theater doch gar nichts mitbekommen.“
Kohlhaas fühlte sich ein wenig ertappt. Er grinste und gab ein Räuspern von sich. „Aber es ist eben so. Das weiß man doch.“
„Und Sex will sie im Moment auch nicht!“, murrte Alf.
„Ja, was soll ich sagen? Das sind eben diese emotionalen Schwankungen, von denen ich gerade gesprochen habe. Und du bist dir sicher, dass es ein Mädchen wird?“
„Ja, das hat uns der Frauenarzt jedenfalls gesagt.“
„Da kriegst du dann die nächste Zicke an den Hals!“, scherzte Frank und knuffte Alf in die Seite.
Dieser verpasste ihm einen leichten Schlag auf den Oberarm und schnaufte laut.
„Zickenterror bei den Bäumers!“, höhnte Kohlhaas.
„Sehr witzig, Mann!“, knurrte Alf zurück.
„Wie lange dauert es denn noch?“
„Die Zugfahrt oder was?“
„Nein, die Schwangerschaft, du Depp!“
„Ein paar Wochen. Der Arzt wusste das scheinbar selbst nicht so genau…“
„Habt ihr denn schon einen Namen?“
„Ich will sie Sieglinde nennen, aber Svetlana findet Ivana schön.“
„Ivana?“
„Geht doch auch, oder?“
„Naja! Mir gefällt Sieglinde besser…“
„Hauptsache, es läuft alles glatt. Mit der Schwangerschaft, meine ich“, sagte Alf leicht besorgt.
„Mach dir keinen Kopf! Das wird schon werden!“, antwortete Frank zuversichtlich.
Die beiden Freunde plauderten noch eine Weile, während sie der Zug nach Wizebsk brachte. General Kohlhaas sollte in den folgenden zwei Wochen helfen, die neu ausgerüsteten Waräger weiter auszubilden und an die neuen Körperpanzer zu gewöhnen.
Artur Tschistokjow hatte ihm neulich etwas von mindestens 100000 neuen Warägergardisten erzählt, die in Zukunft aufgestellt werden sollten. Somit gab es ständige neue Rekruten, die gedrillt werden mussten.
Die russischen Waffenfabriken hatten nun auch damit begonnen, Tausende der neuartigen Rüstungen zu produzieren, was eigentlich nicht unbedingt zu Tschistokjows gegenwärtiger Friedenspolitik passte. Frank und Alfred wunderten sich gerade über diese Tatsache besonders. Irgendwann hatte der Zug Wizebsk erreicht. Auf die beiden Freunde wartete eine Menge Arbeit.
General Kohlhaas, Offizier Bäumer und Dutzende Ausbilder der Warägergarde brüllten ununterbrochen Kommandos über das schlammige Feld nahe der neu errichteten Großkaserne im Norden von Wizebsk. Vor ihnen krochen Hunderte neuer Rekruten durch den Dreck, japsten, keuchten sich die Lungen heraus. Einige der Soldaten schienen Probleme mit den neuen Ferroplastinrüstungen zu haben und bewegten sich schwerfällig und ungeschickt.
Jetzt stürmte ein ganzer Haufen von ihnen auf eine befestigte Übungsstellung zu, hinter der sich wiederum zahlreiche Waräger postiert hatten und mit Paintball-Munition auf die Angreifer feuerten.
„Geht doch hinter dem Gerümpel in Deckung!“, jammerte Kohlhaas, als er mit ansehen musste, wie einige junge Rekruten direkt in das gegnerische Abwehrfeuer rannten.
„Stop!“, brüllte er dann und rannte zu den erschöpften Männern.
„Im Krieg wärt ihr jetzt alle tot!“, schrie er. „Was glaubt ihr, warum wir hier Deckungen aufgebaut haben?“
Die jungen Männer schwiegen, starrten auf den Boden, während Frank einem von ihnen einen Tritt verpasste und laut auf Deutsch fluchte.
„Warum?“, zischte Frank.
„Damit wir sie nutzen, Herr General!“, stammelte einer der
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