Beutewelt 06 - Friedensdämmerung
einem schlammigen Feld, auf dem mehrere Hundert Rekruten diverse Schieß- und Gefechtsübungen machten.
„Papa!“, rief Friedrich glücklich und stürmte in Windeseile auf Kohlhaas zu. Dieser drehte sich verdutzt um, denn Frau und Sohn besuchten ihn heute überraschend.
„Friedrich! Was machst du denn hier?“, stieß Frank lachend aus und nahm den kleinen Jungen in den Arm. Julia folgte und begrüßte ihn mit einem Kuss.
„Das ist ja eine gelungene Überraschung“, sagte der General freudig. Für einen Moment wandte er sich von den Rekruten ab.
„Hier ist ja ganz schön was los“, bemerkte Julia nachdenklich.
„Das kannst du laut sagen. So viele neue Rekruten habe ich auch noch nie gesehen – und es werden täglich mehr. Es kommen ganze Zugladungen hier in der Kaserne an“, erklärte Frank.
„Geht es dir denn gut, Schatz?“, wollte Julia wissen.
Kohlhaas lächelte. „Ja, alles bestens. Schön, dass ihr hier seid.“
„Wie viele Soldaten sind das? Hunderttausend?“, erkundigte sich der kleine Friedrich und beobachtete ehrfurchtsvoll die zahlreichen Rekruten vor sich.
„Nein, so viele sind das nicht, aber hier im Lager sind schon einige Tausend, mein Junge“, erläuterte Frank.
„Und die lernen alle kämpfen?“
„Ja, natürlich! Dafür gibt es diese Kaserne, Friedrich.“
„Und dann gehen sie in den Krieg, Papa?“
Frank und Julia sahen sich verwundert an und sagten nichts, doch ihr kleiner Sohn bohrte nach.
„Nein, hier zieht niemand einfach in den Krieg. Die Soldaten werden erst einmal ausgebildet, Friedrich“, erläuterte Frank.
„Und dann gehen sie in den Krieg, oder?“
„Nein, Friedrich! Die werden erst einmal nur ausgebildet.“
„Aber Soldaten werden doch für den Krieg ausgebildet, oder nicht?“
Kohlhaas antwortete seinem Sohn nicht und kratzte sich verlegen am Kinn. Im Prinzip hatte der kleine Kerl die Sachlage logisch analysiert.
Gesegnetes Armageddon
Artur Tschistokjow war überhastet nach Japan geflogen und hatte Präsident Matsumoto von heute auf morgen zu einem Geheimtreffen gedrängt. Schließlich hatte sich der Japaner überreden lassen, obwohl sein Terminkalender wie üblich bis zum Anschlag mit wichtigen Dingen vollgestopft war.
Heute Morgen war Tschistokjow, der nur in Begleitung einiger Leibwächter gereist war, in Tokio eingetroffen. Jetzt saß er Matsumoto in einem unscheinbaren Hotelzimmer gegenüber. Es galt einiges abzusprechen, wie der russische Souverän betonte. Letztendlich war es dem japanischen Staatsoberhaupt irgendwann sogar recht, dass Tschistokjow gekommen war, denn nun konnte er mit diesem endlich einmal Klartext reden.
Noch bevor der Gast aus Russland etwas sagen konnte, begann Matsumotos Dolmetscher das Gespräch, nachdem der japanische Präsident mit ernster Miene gesprochen hatte: „Ich möchte ehrlich zu Ihnen sein, Herr Tschistokjow. Ich bin nicht erfreut über Ihre Politik. Japan braucht keine sogenannten Freunde wie den Weltverbund und wir brauchen auch das Geld des Global Bank Trusts nicht.“
Tschistokjow lächelte. “Das ist der richtige Weg, Herr Matsumoto. Meine Politik wird sich ändern.“
“Wie meinen Sie das?”, hakte Matsumoto nach.
“Russland hat Geld und Zeit gebraucht, um sich zu entwickeln. Diese Phase ist nun weitgehend abgeschlossen. Die nächste Phase wird der finale Krieg gegen unsere Feinde sein“, erklärte der Russe.
Sein Gegenüber starrte ihn verwundert an, zuckte mit den Achseln.
“Die Weltregierung hat eine riesige Armee aufgestellt, um Russland und Japan anzugreifen. Sie werden kommen – in den nächsten Monaten!“, sagte Tschistokjow ernst.
„Sie glauben wirklich, dass es Krieg geben wird?“, stieß Matsumoto aus.
„Ja! Natürlich! Es wird kein Entrinnen vor der entscheidenden Schlacht gegen die Feinde der Menschheit geben. Ich denke, dass das Ihnen bewusst ist. Asien ist bereits voller GCF-Truppen, die auf die Invasion Japans warten.“
“Ich bin mir nicht sicher…”, übersetzte Matsumotos Dolmetscher und wirkte selbst entsetzt.
„Natürlich sind Sie sich sicher! Wir beide wissen, dass der Krieg kommen wird und wir müssen jetzt fester denn je zusammenstehen. Wir müssen eine eiserne Allianz bilden und diesen Waffengang bis zum bitteren Ende durchstehen.“
„Aber was ist mit Ihrem Verhalten, Herr Tschistokjow? Viele Mitglieder Ihres Kabinetts waren sehr erbost, als Sie mit unseren Feinden…“
Der Russe unterbrach den Japaner, winkte ab. “Ich muss mich dafür
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