Beutewelt 06 - Friedensdämmerung
entschuldigen. Jetzt aber haben sich die Zeiten geändert. Wissen Sie, manchmal ist Politik nur ein großes Theater. So ist das eben!“, erklärte der Anführer der Rus.
“Und was schlagen Sie vor?”, wollte Matsumoto wissen.
Artur Tschistokjow sah seinem Bündnispartner in die Augen; er hob den Zeigefinger.
„Japan muss sich für den großen Krieg bereitmachen. Bewaffnen Sie Ihr Volk mit allem, was Sie haben. Die japanische Wirtschaft muss kriegsfähig gemacht werden und die Geister der Japaner müssen auf den kommenden Konflikt vorbereitet werden“, sagte Tschistokjow.
Präsident Matsumoto schwieg, seinen Gast mit besorgter Miene ansehend. Der Russe ballte die Faust und holte tief Luft.
„Die Zeit ist gekommen, um das Schicksal der Menschheit zu verändern – für die nächsten Jahrtausende. Der entscheidende Kampf rückt immer näher, ob wir wollen oder nicht. Und Russland wird zuerst zuschlagen!“
“Gibt es denn keine andere Lösung?”, fragte Matsumoto kleinlaut.
“Nein! Die einzige Lösung ist unser Sieg! Sie wissen, dass ich Recht habe. Es kann keinen Frieden zwischen der Weltregierung und uns geben. Eine Seite wird in diesem Krieg fallen und ausgelöscht werden. Es geht hier um alles!“, predigte der russische Souverän.
“Aber Japan will keinen Krieg!”, sagte Matsumoto verunsichert.
„Russland auch nicht, aber das Schicksal wird uns nicht danach fragen. Die Armeen der Weltregierung werden kommen und uns angreifen – es gibt kein Zurück mehr, mein Freund.“
“Was soll ich denn jetzt tun?”, murmelte Matsumoto und blickte Tschistokjow fragend an.
„Bereiten Sie die japanische Armee auf den Einmarsch in die Mandschurei vor!“, erwiderte dieser mit Nachdruck. “Die Volksarmee wird hingegen in den Sektor Europa-Ost einmarschieren.”
Frank war nach Ivas zurückgekehrt. Er hatte die letzten Tage mit ausgiebigen Waldspaziergängen und langen Gesprächen mit Julia verbracht. Eine seltsam unruhige Atmosphäre hatte sich gleich einer unsichtbaren Glocke über die kleine Familie gestülpt und unter der Oberfläche der scheinbar heilen Welt nagten die Sorgen und Ängste immer heftiger und intensiver. Der Anführer der Warägergarde war sich immer noch nicht ganz im Klaren darüber, was Artur Tschistokjow genau vorhatte, doch er war intelligent genug, um sich ausmalen zu können, dass bald etwas Schreckliches passieren würde. Zwar schwafelten sowohl die internationalen Medien des Weltverbundes, als auch die Zeitungen und Fernsehsender des Nationenbundes weiterhin vom Frieden, doch wirkten diese Beteuerungen zunehmend fadenscheiniger und unglaubwürdiger.
Ein schrecklicher Brei aus Misstrauen und Hass wurde auf beiden Seiten hinter den Kulissen gebraut und wer Artur Tschistokjow bei seinen öffentlichen Auftritten reden hörte, der erlebte ihn zunehmend kämpferischer und aggressiver.
„Wer den Frieden will, der rüste zum Krieg!“, hatte der Anführer der Rus bei einer seiner letzten Volksreden gerufen. Frank glaubte langsam, dass er es damit wirklich ernst meinte.
An diesem Nachtmittag waren Julia und er einige Kilometer weit in den wundervollen Mischwald gegangen, der Ivas im Sommer stets wie ein großes, grünes Kissen umgab. Inzwischen wirkte er jedoch bräunlich, nass und herbstlich, dennoch aber schön wie immer. Sie versuchten einen klaren Kopf zu bekommen, doch vor allem Frank wollte gerade das nicht gelingen.
„Was ist denn? Du bist wieder so schweigsam heute, Schatz“, sagte Julia. Kohlhaas wirkte vollkommen in Gedanken versunken und trottete nur stur geradeaus.
„Wir sollten heiraten!“, gab er dann leise von sich.
„Was?“
„Heiraten! Wir sollten heiraten! Oder?“
„Wie kommst du denn jetzt darauf, Frank?“
„Nur so! Fiel mir gerade ein. Sollten wir nicht endlich einmal heiraten, Julia?“
Die hübsche Blondine stutzte für einen Moment. Dann schloss sie zu Frank auf.
„Ja, das will ich schon die ganze Zeit, Schatz.“
„Ja?“
„Ja, sicher!“
„Dann lass uns demnächst heiraten“, murmelte Frank.
„Soll das jetzt ein Heiratsantrag sein?“
„Ja, genau!“
„Ist ja sehr romantisch!“, stöhnte Julia.
„Aber immerhin“, bemerkte Kohlhaas. „Also, willst du mich heiraten, schöne Frau?“
Julia verdrehte die Augen; sie hatte sich offenbar eine etwas größere Einfühlsamkeit gewünscht. Schließlich gab sie Frank einen Kuss.
„Du bist echt ein kompletter Härtefall. Womit habe ich das bloß verdient?“
„Was
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