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Beutewelt 06 - Friedensdämmerung

Beutewelt 06 - Friedensdämmerung

Titel: Beutewelt 06 - Friedensdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Merow
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sie haben uns damit den Strick geliefert, an dem wir sie morgen aufhängen werden!“, donnerte der Anführer der Rus.
    Jetzt werden wir nach Westeuropa vorstoßen und unseren Brudervölkern dort die Freiheit erkämpfen. Noch bevor der Feind vor unseren Toren steht, werden wir die seinen berennen und einreißen!“

    Tschistokjows Anhänger verfielen in einen Taumel aus Begeisterung und Zustimmung. Nur wenige unter ihnen sahen nachdenklich zu ihrem Anführer herüber. Frank wusste nicht, ob er sich wirklich freuen sollte, dass sie bald ausrückten, um auch Deutschland zu befreien. Ludwig Orthmann, der sich irgendwo im Menschengewühl vor Freude die Kehle heiser brüllte, tat es jedenfalls. Doch er hatte noch keinen Krieg mitgemacht. Kohlhaas hingegen wusste, was Artur Tschistokjows nächster Schritt auslösen würde. Es war der Startschuss für einen Krieg epischen Ausmaßes, der das Schicksal der gesamten Menschheit bestimmen würde.
    „Es ist besser, wenn wir zuerst angreifen, bevor die Millionenheere des Weltverbundes gegen uns in Position gebracht worden sind“, schoss es ihm durch den Kopf. Sicherlich war Tschistokjows Entscheidung strategisch gesehen richtig, aber der Gedanke daran, was die Welt nun erwartete, löste in Frank eine Lawine der Angst aus.

Noch eine halbe Stunde…

    Es war der 30. August 2050 und die Mitternachtsstunde war nah. Frank, Alfred und 50000 Warägergardisten lagerten rund um Kobryn und Brest. Große Panzerverbände und Bomberstaffeln waren in ihrem Rücken postiert worden und entlang der weißrussischen Grenze hatte sich eine halbe Million Volksarmisten versammelt. Weitere Hunderttausende von Soldaten standen an der Ostgrenze der Slowakei. Sie wurden ebenfalls von Hunderten Panzern und Flugzeugen begleitet.
    Zwei wichtige strategische Ziele sollten zuerst eingenommen oder zerstört werden, um die Ordnung im Verwaltungssektor Europa-Ost zum Einsturz zu bringen: Warschau und Bratislava. General Kohlhaas sollte mit den ihm unterstellten Truppen am Angriff auf Warschau, das Verwaltungszentrum des Sektors, teilnehmen.
    Diese Nacht war ungewöhnlich kühl und regnerisch. Frank musterte immer wieder nachdenklich seinen DC-Stick und starrte auf die Zeitanzeige. Genau um 0.00 Uhr sollten die Truppen die Grenze überschreiten und sich so schnell wie möglich auf Warschau zu bewegen. Diese Operation stand wieder einmal unter enormem Zeitdruck, denn es galt, die wenigen GCF-Verbände im Verwaltungssektor Europa-Ost so kalt wie möglich zu erwischen.
    Noch waren die Millionenheere der Weltregierung nicht in Europa an Land gegangen, aber die gewaltige Armada begann sich in der Ferne immer schneller zu formieren.
    Eben noch hatte Kohlhaas mit Julia, die vor einigen Tagen mit blankem Entsetzen vernommen hatte, was Tschistokjows nächsten Schritt darstellen sollte, telefoniert. Auch mit Friedrich hatte Frank einige Worte gewechselt. Der Junge hatte ihm erzählt, dass sie gestern in der Schule eine „doofe Mathearbeit“ geschrieben hatten.
    General Kohlhaas war jetzt 46 Jahre alt und die Befreiung seiner alten Heimat sollte heute Nacht in die Wege geleitet werden. Nicht weniger als 22 lange Jahre hatte er darauf gehofft, dafür gebetet, daran noch in seinem Leben teilhaben zu dürfen. Seinem treuen Freund Alf und vielen anderen geflüchteten Deutschen erging es nicht anders und auch Ludwig Orthmann hatte sich freiwillig bei der Volksarmee gemeldet, um nach Westeuropa zu ziehen.
    Doch heute Nacht, in diesen kalten und nervösen Stunden, freute sich Frank nicht. Im Gegenteil, die Panik verschnürte ihm die Kehle, denn der jetzt ausbrechende Krieg sollte mehr sein, als nur der Kampf um Europa. Hier ging es um das Schicksal der gesamten Welt und sobald dieser Konflikt einmal entfacht war, würden die Feuer des Krieges den gesamten Erdball entzünden, da war sich Kohlhaas sicher.
    Er wusste nicht, was ihn erwartete, doch Frank war davon überzeugt, dass es die Hölle sein würde. Die Weltregierung konnte in diesem Konflikt auf Dauer nicht klein bei geben und wer sie kannte, der wusste auch, dass sie notfalls zu allem bereit war – sogar zu einem Atomkrieg.
    Doch der Lauf der Ereignisse war nicht mehr aufzuhalten. Artur Tschistokjow hatte bereits angekündigt, am 01. September die Generalmobilmachung einzuleiten, um Millionen Männer in den Grenzen des Nationenbundes zu den Waffen zu rufen. Letztendlich würde in diesem kommenden Titanenkampf einer Seite das Rückgrat gebrochen werden, dachte sich Frank.

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