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Beverly Barton, Hexenopfer

Beverly Barton, Hexenopfer

Titel: Beverly Barton, Hexenopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverly Barton
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die Mütze aus den Taschen.
    »Wir treffen uns im Packraum«, rief Genny und ließ Wallace auf der hinteren Veranda stehen.
    Vor ein paar Jahren hatte sie den Trockenschuppen vergrößert, als sie ihr Geschäft ausgeweitet hatte. Biologisch angebaute Kräuter waren auf dem heutigen Markt der Renner, und Genny erzielte fast ein Drittel ihrer Gewinne durch den Verkauf medizinischer Kräuter. Ihre Heilkräuterliste war ziemlich umfangreich und enthielt alles von Anis bis zur Zaubernuss. Ein paar Kräuter gediehen ganz gut in den Gewächshäusern, andere züchtete sie bei warmem Wetter in ihren Gärten, manche jedoch waren Wildpflanzen, die in den Wäldern der Umgebung wuchsen. Alles, was sie über Heilkräuter wusste, hatte Granny ihr beigebracht, die Kräuterheilkunde von ihren beiden Großmüttern gelernt hatte; die eine stammte von den Cherokee ab, die andere von keltischen Druiden. Man hatte sie gelehrt, dass sowohl ihre nordamerikanischen als auch ihre schottisch-irischen Vorfahren die Natur respektierten. Die Cherokee, so wie die meisten anderen Stämme, lebten in Harmonie mit der Natur und verwendeten Kräuter als Mittel, Heilkräfte aus dem Universum zu beziehen.
    Der Trockenschuppen hinter den Gewächshäusern bestand aus Holz und Glas, besaß eine Luftumwälzanlage, und Granny und Wallace hatten aus einem Stück Schlauch vom Wäschetrockner ein schlichtes Solar-Heißluftgebläse gebastelt, doch Genny hatte das selbstgemachte System durch eine Propangasanlage ersetzt. Propangas war besser als Strom, denn es war effizienter und verlässlicher.
    Genny öffnete die Schuppentür und machte sie rasch wieder hinter sich zu. Prüfend wanderte ihr Blick über den fünfzig Quadratmeter großen Raum. Sie hatte Dachsparren, Trennwände und Gestelle verwendet, um ihn voll auszunutzen. In einem Bereich hatte sie auch einen »doppelten« Boden angelegt, ein Rahmengestell aus Balken, die mit durchlässigem Sisaltuch bedeckt waren.
    Nach ihrem Rundgang durch den Raum, bei dem sie die getrockneten Kräuter überprüft hatte, notierte Genny, was bald zu verarbeiten war. Sie behielt stets einen Vorrat an verarbeiteten Kräutern zurück, den sie mit der Familie und guten Freunden teilte. Hin und wieder kamen Bewohner von Cherokee County zu ihr und baten sie um Heiltränke, Arzneien und Ähnliches.
    Getrocknete Kräuter konnten natürlich nicht unendlich lange gelagert werden, ohne dass sie ihre heilenden Kräfte verloren. Granny hatte ihr beigebracht, dass man Heilpflanzen nur für die Dauer ihres Wachszyklus aufbewahren konnte. Wenn eine Blume einjährig ist, kann sie nur für ein Jahr gelagert werden. Wenn ein Kräutersamen zwei Jahre braucht, um heranzureifen, kann man die Samen auch nicht länger als zwei Jahre aufheben.
    Als Genny aus dem Trockenschuppen auftauchte, sah sie Sally an der hinteren Veranda stehen. Sally und Wallace waren in eine Unterhaltung vertieft. Die beiden waren im gleichen Alter und hatten anscheinend viel gemeinsam. Wallace war als der Dorftrottel bekannt, Sally als die Exzentrikerin des Ortes. Beide hatten ein goldenes Herz.
    Vielleicht braucht diese Welt mehr Trottel und Exzentriker.
    Sally hatte Peter und Paul mitgebracht, ihre Bluthunde. Die roten Hunde, beide an die fünfzig Kilo schwer, tollten mit Drudwyn in der Sonne herum. Auch die Tiere waren alte Freunde.
    Sally hob die Hand und winkte, als sie Genny sah. Dann rief sie ihr zu: »Hast du heute mit Jazzy gesprochen?«
    Genny schüttelte den Kopf. Als sie sich Sally und Wallace näherte, fragte sie: »Warum hast du dich nach Jazzy erkundigt? Stimmt etwas nicht?«
    »Ich weiß nicht so genau.« Sally nahm eine Dose Schnupftabak aus der Tasche, klappte den Deckel auf und packte den fein gemahlenen Tabak mit Hilfe eines Stäbchens in die Mulde zwischen Zahnfleisch und Kiefer. »Ich habe zweimal versucht, sie in ihrer Wohnung anzurufen, und keinen Anschluss bekommen, und die Leute im Restaurant sagten, sie habe angerufen, dass sie heute Morgen nicht da sein werde.«
    »Das klingt nicht nach Jazzy, nicht wahr? Hast du es auf ihrem Handy versucht? Vielleicht ist sie aus irgendeinem Grund aus der Stadt gefahren?«
    »An ihr Handy geht sie auch nicht«, antwortete Sally. »Im Übrigen verlässt das Mädel Cherokee County nicht, ohne mir Bescheid zu geben. Sie weiß, dass ich mir dauernd Sorgen mache.«
    »Hat dir jemand aus dem Restaurant gesagt, Jazzy sei krank?«
    »Ich habe mit Tiffany gesprochen. Sie hat mit Jazzy geredet, und sie sagte, Jazzy habe

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