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Beverly Barton, Hexenopfer

Beverly Barton, Hexenopfer

Titel: Beverly Barton, Hexenopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverly Barton
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ersterbenden Schrei erstarrt war. Jacob näherte sich dem Eingang mit gezückter Waffe. Was er sah, ließ ihn sofort stehen bleiben. Einen Moment lang schloss er die Augen und betete, dass er nicht gesehen hatte, was er glaubte erblickt zu haben.
    Er schlug die Augen auf. Misty Hartes nackter Körper lag ausgebreitet auf einem provisorischen Altar, der nichts weiter als eine Sperrholzplatte auf zwei Sägeböcken war. Selbst aus drei Metern Entfernung konnte Jacob das frische und geronnene Blut sehen. Verdammt, er konnte das Blut riechen.
    Herr im Himmel! Die Galle kam ihm hoch. Vorsichtig trat er ein paar Schritte vor und blieb dann stehen. Reiß dich zusammen, sagte er sich. Für Misty kannst du jetzt nichts mehr tun. Der Mörder könnte noch hier sein. Vergiss deine Ausbildung nicht, nur weil die Frau, die dort von den Brüsten bis zum Schambein aufgeschlitzt liegt, diejenige ist, mit der du nur wenige Stunden vor ihrer Entführung noch geschlafen hast.
    Nachdem er sich sorgfältig in dem heruntergekommenen Bau umgesehen und festgestellt hatte, dass niemand dort war, rief Jacob nach seinen Männern. Als Bobby Joe an die offenen Scheunentore kam, packte Jacob ihn am Arm, um ihn zurückzuhalten.
    »Das wollen Sie nicht sehen«, sagte Jacob.
    »Doch. Ich muss es sehen.« Bobby Joe befreite sich und eilte in die Scheune.
    Tim Willingham trat zu Jacob. »Ist es Misty?«
    Jacob nickte.
    Bobby Joe stieß einen durchdringenden Schrei aus und fiel neben dem Altar auf die Knie. Alle Männer des Suchtrupps standen absolut reglos da und schwiegen, denn jeder wusste, wie er sich fühlen würde, wenn das Opfer seine Schwester gewesen wäre.
    Jacob zwang sich zu tun, was getan werden musste. Er funkte die anderen Einheiten an, um ihnen mitzuteilen, dass Misty gefunden worden war. Zu spät. Und er musste ihnen berichten, dass der Mörder entkommen war. Dann ordnete er an, dass so schnell wie möglich das Spurensicherungsteam kommen sollte.
    Er musste den Tatort unberührt lassen, so gut es ging, doch bevor er ihn absicherte, musste er sich um Bobby Joe kümmern.
    Als er ihm gerade die Hand auf die Schulter legte, rief Sally nach ihm. »Die Jungs haben Witterung aufgenommen.«
    Jacob fuhr mit dem Kopf herum und schaute die alte Frau direkt an. »Die Witterung des Mörders?«
    »Kann sein«, antwortete sie. »Sie rennen zur anderen Seite der Scheune hinaus. Am besten, wir folgen ihnen, bevor sie zu weit voraus sind.«

16
    Erin Mercer wachte auf und fragte sich, was sie geweckt hatte. Dann hörte sie jemanden an die Tür ihrer Miethütte hämmern. Wer um alles in der Welt war zu dieser frühen Stunde schon auf den Beinen? Sie schlug die Augen auf, drehte den Kopf und versuchte, ohne Brille die Zahlen auf ihrem Digitalwecker zu erkennen. Weitsichtigkeit war ein Fluch für Menschen über fünfundvierzig, und diesen Geburtstag hatte sie schon vor vier Jahren gefeiert. Das beharrliche Klopfen ging weiter. Mit Mühe richtete sich Erin auf, zog die Uhr näher zu sich, damit sie die Vorderseite sehen konnte, und erkannte, dass es fast sieben Uhr war. Eine unchristliche Zeit für eine Frau, die selten vor elf Uhr aufstand.
    Als sie sich schließlich aus dem Bett quälte, ihren Morgenrock überzog und ins Wohnzimmer ging, vernahm sie eine tiefe männliche Stimme.
    »Erin, verdammt, Frau, bist du da drinnen?« Big Jim Upton rief so laut, dass er Tote wecken konnte.
    Was machte Jim hier?
    Warum war er so aufgebracht? Seit Beginn ihrer Affäre hatte er sie selten mehr als ein paar Mal in der Woche besucht, und nie am Morgen.
    »Bist du da drinnen? Ist alles in Ordnung?« Angst machte Jims ohnehin schon kräftigen Bariton noch tiefer.
    Sie eilte durch den Raum und rief: »Ich bin hier, Jim. Und mir geht’s gut.«
    Sie schob den Riegel zurück und riss die Tür auf. Jim hob sie hoch, umarmte sie stürmisch und küsste sie so fest, dass ihr die Luft wegblieb. Als er den Kuss beendete, stellte er sie auf die Füße und führte sie zurück in die Hütte, wobei er ihre Taille umschlungen hielt. Mit einem wuchtigen Fußtritt schlug er die Tür zu.
    Er nahm ihr Gesicht in seine großen, wettergegerbten Hände. »Der Mörder hat wieder zugeschlagen. Er hat Misty Harte entführt, eine Kellnerin aus dem Jasmine’s. Jerry Lee hat eine Gruppe Männer zusammengestellt, die den Polizisten helfen soll, die Gegend auf der Suche nach ihr zu durchkämmen.«
    Erin legte ihre Hände auf seine. »Und du bist hier, um nach mir zu sehen, weil du dir Sorgen um mich

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