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Bevor Alles Verschwindet

Bevor Alles Verschwindet

Titel: Bevor Alles Verschwindet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annika Scheffel
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Praxis mit Springbrunnen eröffnen und wahnsinnig viele Pferde besitzen und ich werde einen Dinosaurier gesund machen.«
    »Wir werden sehen, mein Schatz«, sagt Robert und widmet sich wieder dem Totenkopf, den Marie mit zwei sternenbesetzten Fühlern verziert hat. »Bist du sehr böse, wenn ich die abmache?«, fragt Robert.
    »So mittel«, sagt Marie, Jula hat sie gelobt, für diese Bastelarbeit.
    »Vielleicht hilft dann ja eine extralange Geschichte heute Abend?«
    »Wie lang?«
    »Tausend Wörter.«
    »Nee, das reicht nicht.«
    »Wie viele?«
    »Auf jeden Fall mehr.«
    »Gut«, sagt Robert und reißt die Fühler ab, die Schädeldecke folgt.
    »Superkleber«, sagt Marie zufrieden, und Robert nickt, den Blick fest auf das Loch im Schädel gerichtet.
    »Aber das geht doch nicht«, murmelt er. Vom Spiegel her flötet Marie:
    »Nichts ist unmöglich.« Und dann sitzt die Schädeldecke auch schon wieder auf dem Kopf und die Proben können weitergehen. So ein Proteststück muss genau im richtigen Moment zur Aufführung kommen.
    David eilt die Straße hinunter, nur für Milo würde er anhalten und für Greta, aber Greta ist nicht zu sehen, als er am Friedhofstor vorbeiläuft. Vielleicht steht sie bei Ernst und erzählt ihm von ihren Plänen, vielleicht gießt sie den Buchsbaum auf Marianne Winzens Grab und behauptet, mit Mona sei alles völlig in Ordnung. Greta würde David nicht zwingen, sich zu erklären, sie weiß, dass er weiß, was sie vorhat, und sie weiß, er lässt sie. Sie würde ihn nicht davon abhalten, sich in die Gefahr zu bringen, Wacho im Wahnsinn zu verlieren und sich selbst in einem zu schönen Traum.
     
    In seinem Zimmer liegt Jules auf dem Boden, er will sich wegdenken, aber er weiß nicht wohin. Zum ersten Mal fällt ihm die kleine Luke auf, die sich neben dem mittleren Dachbalken befindet. Als er gerade aufstehen, den Stuhl holen und nachsehen will, klopft Jula an der Tür, und ohne nachzudenken ruft er, sie soll reinkommen.
    »Die Hose«, sagt sie, sie hat sie in der Hand und hält ihm entgegen, was davon übrig ist, es sieht so aus, als würde sie mit einem Stück rohem Fleisch in der Hand einen Tigerkäfig betreten. Jules nickt, zeigt zum Stuhl.
    »Was machst du?«, fragt Jula.
    »Nichts Besonderes.«
    »Und danach?«
    »Weiß nicht«, sagt Jules.
    »Ist dir langweilig?«
    »Warum?« Jula zögert, dann spricht sie so schnell, dass Jules sie kaum versteht:
    »Na ja, falls dir langweilig ist, dann kannst du zu mir runterkommen.« Jules gibt sich gelassen, er genießt, dass sie ausnahmsweise auf ihn zukommt.
    »Keine Zeit. Wahrscheinlich fahre ich gleich noch mal weg.« Das ist eine Provokation. Warum er sie provoziert, ist ihm selbst nicht ganz klar. Jula tut gelangweilt, aber er weiß, sie kocht innerlich.
    »Aha«, sagt sie, und sich gelangweilt geben und unberührt, das kann sie sogar noch schlechter als er. Rückwärts geht Jula zur Tür, dabei hat der Tiger noch nicht einmal richtig angegriffen, bisher zeigt er nur die Krallen, er ist faul und müde und hat Angst davor, wieder eines dieser Schattentiere zu werden, und das wird er, sobald sie den Raum verlässt.
    »Nicht gehen«, sagt Jules leise, und Jula dreht sich um.
    »Was ist?«
    »Hast du das vorhin mitbekommen, was ich mit dem Bagger gemacht habe?«
    »Du hast die Linde umgewalzt. Herzlichen Glückwunsch!«
    »Vielleicht habe ich jemanden überfahren«, sagt Jules.
    »Ich denke nicht, da war niemand.«
    »Ich wollte, dass das Modell verschwindet.«
    »Das Modell steht aber noch.« Julas Stimme klingt vorwurfsvoll.
    »Die roten Striche sind auch noch da und die Staumauer werden sie auch bauen«, sagt Jules. Er klingt beleidigt, als hätte sie ihm in der Hinsicht irgendetwas versprochen.
    »Wie meinst du das?« Jula kommt zurück ins Zimmer, beugt sich zu ihm hinunter. Ihre Gesichter sind jetzt dicht beieinander und Jules richtet sich auf, so weit lässt er nicht auf sich herabblicken:
    »Die wolltest du doch weghauen, oder? Das war doch dein genialer Plan, die wegzuhauen.«
    »Ja und?«, fragt Jula und geht wieder auf Abstand.
    »Das wollte ich nur mal so sagen«, sagt Jules. Schon wieder in diesem beleidigten Ton, der ihn selbst wahnsinnig nervt. Jula lächelt belustigt.
    »Aha. Noch was?« Jules schüttelt den Kopf.
    »Nö, eher nicht. Du bist doch zu mir gekommen.«
    Jula geht, und Jules legt sich wieder hin, fragt sich, warum er und sie sich so dumm anstellen in letzter Zeit. Er würde gern mit ihr auf dem Bett sitzen und über die

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