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Bevor der Abend kommt

Titel: Bevor der Abend kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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ihn und blickte sich suchend um. »Heather?«
    »Heather ist nicht hier«, sagte der Keks.
    »Was soll das heißen, sie ist nicht hier? Wer hat euch reingelassen?«

    Tom lächelte einfältig. »Ich habe einen Schlüssel«, sagte er und sah zumindest ein wenig verlegen aus. »Lass uns deswegen kein großes Theater machen, okay?«
    »Was soll das heißen, du hast einen Schlüssel?«
    »Ich sagte, lass uns kein …«
    »Und ich sagte, was soll das heißen, du hast noch einen Schlüssel? Ich habe das Schloss vor sieben Jahren auswechseln lassen. Was also hat es zu bedeuten, dass du einen Schlüssel hast?«
    »Julia war der Ansicht, ich sollte einen haben.«
    »Julia hat dir einen Schlüssel für das Haus gegeben?«
    »Den Schlüssel und den Code der Alarmanlage«, sagte der Keks, möglicherweise als Revanche für Cindys demonstrative Verwendung des Wortes aktuell . »Sie war der Ansicht, dass ihr Vater und ich einen Schlüssel besitzen sollten, falls sie je etwas brauchte oder …«
    »Etwas bräuchte «, verbesserte Cindy sie ungeduldig. »Und bei allem Respekt, das geht dich wirklich nichts an.«
    »Und ob es mich etwas angeht.«
    »Okay, okay«, sagte Tom, hob beschwichtigend die Arme und sah Neil an. Frauen, sagte sein Blick, während er das Ganze offensichtlich genoss, weil er wusste, dass es um ihn ging.
    »Ich kann nicht glauben, dass ihr in meiner Abwesenheit mein Haus betreten habt.«
    »Hier ist dein Schlüssel.« Tom ließ ihn in Cindys ausgestreckte Hand fallen.
    »Ich verstehe nicht, worüber du dich so aufregst«, sagte der Keks. »Wir sind diejenigen, die allen Grund zum Ärger haben. Wir waren schon auf halben Weg zu dem Wochenendhaus, als Irena anrief und wir kehrtmachen mussten.«
    »Ich dachte, du hättest eine Besprechung«, sagte Cindy zu ihrem Ex-Mann, seine junge Frau demonstrativ ignorierend. »Deine Sekretärin lügt also immer noch für dich.«
    Tom zuckte die Achseln.

    (Szenen einer Ehe: Cindy räumt die Küche auf, nachdem sie beide Kinder ins Bett gebracht hat. Sie steckt den Korken wieder in die Weinflasche, deckt Toms Abendessen mit Plastikfolie ab und stellt es in den Kühlschrank, damit er es sich aufwärmen kann, wenn er nach Hause kommt. »Wann kommt Daddy nach Hause?«, ruft Julia oben an der Treppe.
    »Bald«, versichert Cindy ihr.
    »Er hat versprochen, mir eine Geschichte vorzulesen«, sagt Julia eine Stunde später aufrecht in ihrem Bett sitzend, weil sie sich stur weigert einzuschlafen.
    »Ich lese sie dir vor«, bietet Cindy ihr an, aber Julia wendet sich ab und hält sich das Kissen vors Gesicht, als wäre die Abwesenheit ihres Vaters in irgendeiner Weise die Schuld ihrer Mutter.
    Cindy zieht sich in ihr Zimmer zurück, blättert die aktuelle Ausgabe von Vanity Fair durch und sieht fern, bis ihr vor Erschöpfung das Bild vor den Augen verschwimmt. Es ist zehn Uhr. Sie will nach dem Telefon greifen, lässt den Arm jedoch wieder sinken. Irena hat ihr bereits erklärt, dass Tom in einer Besprechung aufgehalten wird und nicht gestört werden darf. Um elf Uhr löscht Cindy das Licht und ergibt sich der Müdigkeit. Zwanzig Minuten nach Mitternacht wacht sie auf, als sie das vertraute Geräusch des Schlüssels in der Wohnungstür und die schuldbewussten Schritte ihres Mannes auf der Treppe vernimmt.
    »Daddy!«, hört sie Julia mit schläfriger Begeisterung rufen, als er ihr Zimmer betritt, um ihr einen Gutenachtkuss zu geben.
    Cindy stellt sich schlafend, als er ins Zimmer schleicht, sich auszieht und, ohne sich zu waschen, neben sie legt. Obwohl er garantiert vor dem Nachhausekommen geduscht hat, riecht sie auf seiner Haut den Duft einer anderen Frau. Sie rückt ganz auf ihre Seite des Bettes, wo sie, die Knie an die Brust gezogen, bis zum Morgen liegen bleibt.)
    »Erde an Cindy.« Eine Stimme riss sie aus der Stille.

    Cindy drehte sich in Richtung des schrillen Klangs.
    »Mein Mann hat dich etwas gefragt«, sagte der Keks.
    »Hast du die Polizei alarmiert?«, fragte Tom ein zweites Mal.
    »Ja, das habe ich. Sie sollten jeden Moment hier sein.«
    »Julia wird stinksauer sein.«
    »Ich verstehe nicht, warum du es für notwendig erachtet hast, die Polizei zu alarmieren.«
    »Und was genau verstehst du daran nicht?«, fragte Cindy ihren Ex-Mann und sah auf die Uhr. »Es ist fast eins. Seit gestern Morgen hat niemand mehr Julia gesehen oder von ihr gehört.«
    »Sie wird absolut stinksauer sein.«
    »Weißt du, wo sie ist?«
    »Nein«, gab Tom zu. »Aber …«
    »Aber

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