Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)
Porträt ist.“
„Was hat er angestellt?“
Francesca zögerte einen Augenblick. Ihr war klar, dass er nicht Randall, sondern Hart meinte.
„Du machst einen völlig aufgelösten Eindruck“, sagte er und griff nach ihren Händen. „Verdammt noch mal! Das ist doch wieder das Werk meines Bruders! Hat er dir abermals das Herz gebrochen?“
Während sie tief durchatmete, sah sie ihm in die Augen, die vor Wut funkelten und die zugleich große Sorge erkennen ließen. „Ich wusste immer, dass er anders ist als jeder andere. Nicht nur, weil er reich und mächtig ist, sondern auch, weil er diese dunkle Seite hat. Ich wusste, er hat einen schwierigen Charakter … und dass sich hinter dem Lächeln, der Gleichgültigkeit und dem Spott so viel mehr verbirgt. Ich habe mir nie etwas vorgemacht, Rick. Mir war klar, dass ein Leben mit ihm wie ein Ritt auf einem wilden Mustang sein würde. Darum war ich auch so erstaunt, als er seine Gefühle mir gegenüber eingestand. Sag doch ehrlich – warum sollte Calder Hart ausgerechnet an einer Frau wie mir ernsthaft interessiert sein?“
„Weil du heller strahlst als jede andere Frau in der Stadt und weil er nicht blind ist.“
Francesca schluckte. Plötzlich musste sie an den Moment zurückdenken, als sie Hart zum ersten Mal begegnet war. Es war in Ricks Büro gewesen. Als sie das Büro betreten hatte, war ihr sofort die aufgeheizte Stimmung aufgefallen. Die beiden mussten bis unmittelbar vor Francescas Auftauchen heftig diskutiert oder sich gestritten haben, und Hart war soeben im Begriff gewesen, aus dem Büro zu stürmen. Ihr hatte er nur einen kurzen, aber aufmerksamen Blick zugeworfen, als er an ihr vorbeigeeilt war. Auch wenn sie zu der Zeit bereits in Bragg verliebt gewesen war, hatte sie ihm dennoch nachgeschaut. Sein Charisma war ihr damals schon unwiderstehlich erschienen.
„Du hast immer gedacht, dass er mich nur wollte, um dir wehzutun, und ich glaube, das denkst du immer noch.“
Braggs Blick verfinsterte sich. „Ich war anfangs davon überzeugt, er flirtet mit dir, nur um mich zu ärgern.“
„Er hat es getan, weil es ihm im Blut Hegt“, sagte sie und musste lächelnd an das eine Mal denken, als sie ihn völlig betrunken in seiner Bibliothek vorgefunden hatte. Da hatte er gerade vom Tod seines leiblichen Vaters erfahren, und auch wenn er es niemals zugegeben hätte, war ihr klar gewesen, dass ihn der Verlust tief getroffen hatte. Sie war um ihn in Sorge gewesen und wollte ihn aus seiner tiefen Verzweiflung holen. Als sie an jenem Tag sein Haus verlassen hatte, wurde ihr klar, dass sie nie einem faszinierenderen Mann als ihm begegnet war.
„Was hat er jetzt angestellt? Ich darf wohl annehmen, dass ihr euch doch nicht versöhnt habt.“
„Ich dachte, er würde nachgeben“, antwortete sie. „Ich hatte wirklich geglaubt, dass wir unsere Beziehung da fortsetzen würden, wo sie abrupt unterbrochen worden war. Den ganzen Nachmittag über haben wir in diesem Fall ermittelt, und es war so, als ob nie etwas vorgefallen wäre.“
„Nun, ich glaube, so schlecht mein Bruder auch ist, so ist er doch nicht durch und durch schlecht. Du bringst das Gute in ihm hervor, Francesca. Das Problem ist nur, dass er nicht aus seiner Haut heraus kann.“
„Ich weiß, ich bedeute ihm etwas. Er hat es mir selbst gesagt. Aber das ist etwas ganz anderes als Liebe.“
Bragg verzog den Mund. „Fang bitte nicht damit an.“
„Ich liebe ihn, Bragg“, erklärte sie leise. „Und ich dachte, er würde mich im gleichen Maß und genauso unwiderruflich lieben.“
Er atmete tief durch.
„Glaubst du, er liebt mich?“, hörte sie sich mit rauer Stimme fragen. „Glaubst du, er hat mich jemals geliebt? Oder war ich für ihn nur ein flüchtiges Abenteuer?“ So, nun hatte sie es ausgesprochen.
„Du solltest dir so etwas nicht antun.“
Tränen stiegen ihr in die Augen. Noch vor ein paar Tagen war sie seiner Liebe so gewiss gewesen. Aber jetzt war gar nichts mehr sicher. „Ich bin so unerfahren! Ich dachte, weil er um meine Hand angehalten hat, weil wir einige hitzige Momente erlebt haben und weil ich ihn liebte, dass er mich auch liebt. Doch das muss wohl nicht zwangsläufig der Fall sein, oder?“
Rick legte seinen starken Arm um sie. „Nein, nicht zwangsläufig. Mir steht der Sinn danach, ihm Vernunft einzuprügeln. Er muss dir etwas schrecklich Gehässiges angetan haben, wenn du auf einmal solche Zweifel verspürst.“
„Wir haben uns nicht versöhnt“, brachte sie bebend
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