Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)
heraus. „Und er hat mir sehr unmissverständlich klargemacht, dass es dazu auch nicht kommen wird.“
„So etwas hatte ich bereits geahnt.“
„Ich weiß nicht, was ich noch tun soll! Connie sagte mir, ich soll seinen Ring abnehmen und Gleichgültigkeit vortäuschen, aber der Schuss ging nach hinten los.“
„Spiel mit meinem Bruder keine Spielchen, Francesca! So gewitzt du auch bist – er ist dir haushoch überlegen.“
„Ja, er wird immer gewinnen, weil das auch in seiner Natur Hegt.“
„Allerdings hat er bewiesen, dass du ihm etwas bedeutest. Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass Calder sich jemals um einen anderen Menschen schert, aber da habe ich mich wohl geirrt. Doch um einen anderen Menschen besorgt zu sein und ihn zu begehren, hat mit einer gemeinsamen Zukunft rein gar nichts zu tun.“
„Das wird mir jetzt auch klar“, stimmte sie ihm leise zu. Trotz der Erkenntnis saß der Schmerz noch immer zu tief. „Mein Instinkt sagt mir, ich soll nicht lockerlassen und nicht aufgeben!“
Bragg reagierte beunruhigt. „Bislang war Hart immer der Jäger, aber nicht der Gejagte. Glaub mir, du wirst dich noch verletzter fühlen, wenn du dich darauf verlegst, ihm nachzulaufen.“
„Das weiß ich“, entgegnete sie. „Allen Ernstes. Oh Gott, was ist er doch ein schwieriger Mann!“ Bragg sprach kein Wort, allerdings wusste sie, ihm lag ein Ich habe dich ja gewarnt auf der Zunge. „Und ich dachte, er nimmt Vernunft an.“ Ihr war übel, als sie daran dachte, wie der vergangene Abend geendet war. „Aber Hart hat seine Meinung nicht geändert. Offenbar ist es zwischen uns vorbei und er kann wohl sein Leben ohne mich leben. Und wenn er dazu in der Lage ist, dann habe ich mich in verschiedenen Punkten grundlegend geirrt.“ Doch während sie das sagte, musste sie an seine leidenschaftliche Erklärung vom Vorabend denken.
Ich werde immer dein Freund sein … Ich werde immer auf deiner Seite sein … Du musst mich nur fragen … Ich möchte dir die Welt auf einem Silbertablett servieren. Und als dein Freund hoffe ich, genau das auch tun zu können!… Habe ich jetzt unsere Freundschaft zerstört?
Bragg schwieg, während sie ihn ansah. „Ich weiß nur eines mit Sicherheit: dass meine Freundschaft ihm alles bedeutet.“
„Du bist ein Engel und eine Heilige, Francesca“, befand er schließlich. „Du wendest dich niemals von denen ab, die dich brauchen. Natürlich braucht Hart dich! Du bist der einzige Mensch in der Stadt und vielleicht sogar im ganzen Land, der das Gute in ihm sehen kann. Ich habe sogar gehört, wie du ihn ehrbar genannt hast. Da ist es kein Wunder, dass er diese Freundschaft nicht verlieren will.“
„Er ist ein guter Mensch, Bragg, und er hat seine ehrbaren Momente.“
„Du verteidigst ihn immer noch?“, rief er fassungslos.
Aber wenn sie Calder Hart nicht verteidigte, wer würde das dann tun? „Er verhält sich doch auch ehrbar. Immerhin beteuert er wieder, er sei nicht gut genug für mich, und indem er sich von mir trennt, erweist er mir seiner Meinung nach einen großen Gefallen.“
„Ja, in diesem einen Punkt benimmt er sich tatsächlich ehrbar, und das erstaunt mich. Wenn es dich also tröstet, kann ich bestätigen, dass du ihm wirklich wichtig bist. Ansonsten hätte er sich auf diese Ehe eingelassen, sich mit dir vergnügt und dich irgendwann abgelegt, wenn ihm der Sinn danach steht.“
Erschrocken starrte sie vor sich hin. Bragg hatte soeben ihre größte heimliche Befürchtung in Worte gefasst. Ihr war immer die Frage durch den Kopf gegeistert, ob Hart ihrer eines Tages überdrüssig werden und sich einer anderen Frau zuwenden würde, auch wenn sie beide verheiratet waren.
„Er hat zugegeben, dass ich ihm etwas bedeute“, sagte sie mit zittriger Stimme. „Das sind nicht die Worte, die eine Frau hören möchte, aber ich bin froh, dass er fähig ist, sich wenigstens dazu zu bekennen.“
„Ich glaube, Hart ist nicht fähig, irgendeinen Menschen richtig zu lieben.“
„Da irrst du dich“, widersprach sie ihm.
„Francesca! Er kann ja nicht mal mit sich selbst in Frieden leben.“
Sie wusste, Hart kämpfte jeden Tag und jede Nacht mit den Dämonen, die im Dunkel lauerten. Und genau deshalb brauchte er sie.
Bragg ließ eine Hand über ihre Schulter gleiten. „Es missfällt mir sehr, dich so zu sehen! Vielleicht solltest du einmal in Ruhe darüber nachdenken, ob ein Mann wie mein Bruder dich womöglich nur unglücklich machen würde. Ein Leben mit Hart
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