Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)
wäre ein Leben voller Höhen und Tiefen, aber ich bin mir nicht sicher, ob die Höhen es wert sind, die Tiefen zu ertragen.“
„Wir waren sehr glücklich“, gab sie zurück und sah in seine forschenden Augen. „Meistens jedenfalls.“
„Ihr kennt euch erst ein paar Monate, Francesca. Eine gute Beziehung entsteht nicht einfach aus dem Nichts. Sie baut auf eine stabile Grundlage aus gleichen Interessen, Ehrgeiz und Kompromissen auf, und zwar von beiden Seiten. Ich war nie der Ansicht, dass es zwischen dir und Calder besonders viele Gemeinsamkeiten gibt.“
Sie löste sich aus seiner Berührung. Was hatten sie beide gemeinsam?
„Vor ein paar Wochen hatte er eure Verlobung gelöst, und du hattest ein gebrochenes Herz. Und nun geht das Ganze wieder von vorn los.“
Ihr blieb nichts anderes übrig, als ihm wortlos zuzustimmen. „Wie kommt er aber dann dazu, mich heiraten zu wollen, wenn er mich in Wahrheit gar nicht liebt?“
„Du hast daran geglaubt, dass Hart sich in dich verliebt hat. Warum zweifelst du jetzt daran?“
„Ich habe keine Ahnung, was ich denken soll, Rick. Ich wünschte, ich wüsste es.“ War es vielleicht von seiner Seite Verliebtheit gewesen, die bereits nachließ? Wenn dem so war, konnte sie sich dann nicht glücklich schätzen, das jetzt herauszufinden, bevor es zu spät war?
Als er während der Nachforschungen rund um den Mord an Daisy ihre Verlobung gelöst hatte, da war dies mit dem Argument geschehen, er liebe sie zu sehr, um sie mitzureißen, wenn er zu Boden ging. Sie hatte ihm jedes Wort geglaubt. Ihre Liebe zueinander war nicht infrage gestellt worden. Wenn überhaupt, waren sie sich durch diese Krise nur noch näher gekommen.
Hatte er gestern Abend nicht auch davon gesprochen, dass er sich weigerte, an ihrem Niedergang die Schuld zu tragen? Der Unterschied war allerdings der, dass er nicht seine unsterbliche Liebe zu ihr erklärt hatte, sondern darauf bestand, die Verlobung sei ein Fehler gewesen.
„Du wirst trotzdem nicht aufgeben, nicht wahr?“
Als Bragg sie fragend ansah, wurde ihr deutlich, dass ihr diese Möglichkeit nie in den Sinn gekommen war. „Selbst wenn unsere Liebesbeziehung vorüber ist und wir nur noch Freunde sein können, werde ich ihn nicht aufgeben oder im Stich lassen. Er und ich, wir sind Freunde fürs Leben, ob ihm das nun gefällt oder nicht.“ Nach einer kurzen Pause fügte sie an: „Das gilt übrigens auch für dich.“
„Er hat dich nicht verdient, auch nicht als gute Freundin“, erwiderte Rick ernst, und bevor sie ihm widersprechen konnte, fuhr er fort: „Aber ich bin froh, dass er dich auf seiner Seite hat. Kein Mann sollte ganz auf sich allein gestellt sein.“
Seine Worte trafen genau ins Schwarze. Calder Hart war ein Mann, der ganz auf sich allein gestellt war wie eine Insel mitten in einem tosenden Ozean. Er war der komplizierteste Mann, den sie kannte. Und es gab niemanden, den sie mehr lieben würde als ihn.
Also gab es eines, woran er sich auf diesem tosenden Ozean festhalten konnte – ihre Liebe.
Sie musste unter allen Umständen zu Hart halten, selbst wenn es nie zu einer Versöhnung kommen sollte.
„Du hast recht.“ Mit einem Mal fühlte sie sich viel besser. Ja, sie war verletzt und bestürzt, sogar verängstigt, aber sie bedeutete Hart etwas. Das hatte er selbst gesagt. Im Gegenzug liebte sie ihn, und wenn er sie im Moment nicht liebte, würde er das eben irgendwie hinbekommen müssen. Wie es schien, ging ihre Freundschaft mit Verpflichtungen einher.
Sie lächelte.
Bragg zog die Brauen hoch. „Geht es dir jetzt besser?“
„Wenn du da bist, geht es mir immer besser“, sagte sie.
„Flirtest du etwa gerade mit mir?“, fragte er schmunzelnd.
Einen Moment lang zögerte sie. „Das sollte ich wohl besser nicht tun. Danke! Danke, dass du mir zugehört hast und dass du so um mich besorgt bist.“
„Das werde ich immer sein.“ Seine Wangen liefen rot an, und er sah rasch zur Seite.
Als sie ihn so ansah, erinnerte sie sich an Harts Behauptung, Braggs Ehe stecke in Schwierigkeiten. „Weißt du, ich bin so mit meinen eigenen Dramen beschäftigt, dass ich gar nicht daran gedacht habe, dich nach deinen zu fragen.“
„Ich verabscheue Dramen“, gab er in ironischem Tonfall zurück. „Wo ist Joel?“
„Er ist heute mit dem gesamten Kennedy-Clan nach Coney Island unterwegs.“ Bevor Bragg weitergehen konnte, fasste Francesca ihn am Arm. „Geht es Leigh Anne besser?“
Langes Schweigen schloss sich an, ehe er
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