Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)
endlich antwortete: „Das weiß ich nicht. Ich war die ganze Woche über kaum zu Hause, Francesca. Die Polizeiarbeit nimmt fast meine gesamte Zeit in Anspruch.“ Bevor sie noch etwas einwenden konnte, fragte er: „Können wir?“
Dass er nicht über sein Privatleben reden wollte, war offensichtlich, obwohl sie ihm gerade eben einen tiefen Einblick in ihre Seele gewährt hatte. Dabei wollte sie ihm doch so gern helfen! „Eine Sache musst du noch wissen, bevor wir reingehen“, sagte sie hastig, kaum dass sich ihr Verstand wieder auf den Fall konzentrierte. „Sei mir bitte nicht böse, aber das hier habe ich am Sonntagabend erhalten.“ Sie holte die Lösegeldforderung hervor und gab sie Rick.
Mit großen Augen las er das Schreiben und fragte ungläubig: „Und wann wolltest du mir das erzählen? Jetzt sag bitte nicht, dass du allein zu diesem Treffen gegangen bist!“
„Ich bin mit Joel hingegangen. Das Geld hatte ich mir von Hart geborgt, der mir heimlich gefolgt ist. Auf jeden Fall ist der Erpresser nicht aufgetaucht.“ Dann berichtete sie ihm von dem Radfahrer und der Zeichnung, die er ihr in die Hand gedrückt hatte.
„Wenn du noch einmal etwas in dieser Art erhältst, dann erwarte ich, dass ich davon als Erster erfahre“, knurrte er sie an, „aber nicht als Letzter] Und schon gar nicht anschließend] Francesca, Erpressung ist ein Verbrechen, und damit ist es eine Angelegenheit für die Polizei. Hast du eigentlich ernsthaft geglaubt, du würdest im Austausch für 75.000 Dollar dein Porträt überreicht bekommen?“
„Ich hatte es jedenfalls gehofft.“
Er warf ihr einen finsteren Blick zu, nahm sie am Arm und führte sie zum Eingang. „Ich bin froh, dass mein Bruder dir gefolgt ist. Und ich bin sehr wütend auf dich.“
„Ich wollte es dir sagen“, verteidigte sie sich, „aber ich hatte Angst, wenn du mitkommst, erkennt der Erpresser dich wieder und sucht das Weite. Erstens siehst du sowieso wie ein Polizist aus, zweitens bist du inzwischen sehr berühmt. Jeden Tag taucht dein Foto in irgendeiner Zeitung auf.“
„Das ist eine klägliche Ausrede! Und du hast einmal mehr deine Fähigkeiten überschätzt. Deinetwegen bekomme ich noch graue Haare!“
Während sie den Pavillon betraten, der zur Station führte, schaute Francesca ihn an. Das war genau das, was Hart auch so oft gesagt hatte.
„Ach ja – ich habe auch Neuigkeiten zu vermelden.“ Gleich hinter der Eingangstür blieb er stehen. Die Lobby war großzügig angelegt, die Durchgänge waren aus Granit, blasse Steinplatten bildeten den Bodenbelag. „Wir sind auf das Bordell gestoßen, in dem Dawn möglicherweise arbeitet.“
„Das ist ja großartig!“, freute Francesca sich. „Wenn wir mit Mary gesprochen haben, werde ich mich sofort dorthin auf den Weg machen. Und was ist mit Bill Randall?“ Sie bedauerte, dass sie Bragg gestern Abend nicht mehr angerufen hatte, aber sie war einfach zu aufgebracht gewesen. Hätte sie es gemacht, wäre Randall jetzt vielleicht schon längst verhaftet.
„Ich werde das Haus beobachten lassen. Und ich denke, Francesca, wir sollten ihn beschatten, anstatt ihn festzunehmen. Immerhin haben wir noch nichts Greifbares gegen ihn in der Hand. So können wir feststellen, wohin er uns führt – vielleicht ja sogar zu deinem Porträt.“
Sie gingen zur langen Empfangstheke, wo er sie beide als Besucher anmeldete. Der Pförtner machte sich sofort auf den Weg, um seinen Vorgesetzten zu holen. Bragg lächelte Francesca an, sie erwiderte das Lächeln und war froh, sich wieder auf ihre Ermittlungen zu konzentrieren. Darüber hinaus war es ihr recht, zu einem Entschluss gekommen zu sein, was Hart anging. Sie würde sich niemals von ihm abwenden. Dafür liebte sie ihn viel zu sehr.
Ein großer, blasser Mann kam aus dem Korridor ins Foyer. Er trug einen weißen Arztkittel. „Commissioner? Ich bin Dr. Jones. Ihr Besuch kommt sehr unerwartet.“
Bragg schüttelte ihm die Hand. „Das ist Miss Cahill, Doktor. Stimmt etwas nicht?“
„Das kann man so sagen. Die Patientin, zu der Sie möchten, ist offenbar spurlos verschwunden.“
„Mr Hart, am Empfang steht Mrs Andrew Cahill und möchte zu Ihnen. Sie hat keinen Termin“, sagte sein Sekretär.
Hart hatte einen Vertrag durchgelesen, mit dem er ein mittelgroßes dänisches Transportunternehmen unter seine Kontrolle bringen und seinem weltumspannenden Imperium einverleiben würde. Zwar beschäftigte er Anwälte, die sich um so gut wie alles kümmerten, um seine
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