Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)
Rose.
Stammte die Lösegeldforderung von ihm? Heiser fragte sie: „Wo ist das Porträt?“
„Oben.“ Dann begann Rose Bragg anzuflehen: „Muss er erfahren, dass ich es Ihnen gesagt habe? Können Sie nicht behaupten, Sie hätten es ganz allein gefunden? Bitte!“
Francesca sah zu Bragg. „Wir müssen sie beschützen.“
„Ganz meine Meinung.“
Sie fragte sich, wie er wohl Farr anzeigen wollte, wenn Rose keine Aussage machte.
„Sie können mich nicht beschützen! Selbst wenn Sie ihn einsperren, wird er sich an mir rächen können! Ich werde die Stadt verlassen müssen!“
Vermutlich hatte sie damit recht. Farr war zweifellos fähig, Gewalt anzuwenden, erst recht gegen eine Prostituierte. „Wenn du beschließt, die Stadt zu verlassen, werde ich dir helfen“, versprach sie Rose.
Vor Erleichterung schien die andere Frau fast ohnmächtig zu werden. „Wie kannst du immer noch so gut zu mir sein?“
„Das liegt ihr im Blut“, warf Bragg ein. „Sie werden eine Aussage machen müssen, Rose, aber die wird inoffiziellen Charakter haben und niemand außer mir zu sehen bekommen.“ Als sie nickte, fügte er an: „Zeigen Sie uns bitte das Bild.“
Rose machte kehrt und ging zu einer Tür, vor der sie stehen blieb. „Hier drinnen ist es“, erklärte sie mit angespannter Miene.
Francesca hätte gar nicht diesen Hinweis benötigt, da die Tür zum prachtvoll in Gold gehaltenen Schlafzimmer weit geöffnet war. Ein Himmelbett stand an einer Wand, an eine andere hatte man ihr Porträt so gelehnt, dass man es vom Flur aus sofort sehen konnte.
Ihr war so übel, als hätte ihr jemand einen Schlag in die Magengrube verpasst.
Farr hatte das Bild gesehen.
Hinter ihr gab Bragg einen heiseren, erstaunten Laut von sich, und dabei wurde ihr klar, dass er das Porträt jetzt zum ersten Mal zu Gesicht bekam.
Vor langer Zeit hatte sie auch schon halb nackt in seinen Armen gelegen, doch das hier war etwas ganz anderes. Auf der Leinwand nahm sie eine provokative Pose ein, und ihr verführerischer Blick war für Hart bestimmt gewesen, für niemanden sonst.
Ihre Wangen glühten, und sie konnte sich nicht von der Stelle rühren, weil sie nicht wusste, wohin sie gehen sollte.
„Es ist wunderschön“, sagte Rose und setzte damit dem betretenen Schweigen ein Ende.
Francesca biss sich auf die Lippe, dann endlich wagte sie es, sich umzudrehen und Bragg anzusehen.
Der wandte sich abrupt von der Leinwand ab, konnte Francesca aber nicht in die Augen sehen. Stattdessen ging er zum Bett, zog die golden schimmernde Tagesdecke herunter und hängte sie über das Porträt.
Erst dann wagte sie wieder zu atmen. Als sich ihre Blicke trafen, fragte sie sich unwillkürlich, was er jetzt dachte. Zweifellos war er fassungslos, dass sie überhaupt auf eine solche Weise Modell gestanden hatte. Sie räusperte sich und fragte: „Was wirst du jetzt mit Farr machen?“
„Wir müssen über diesen Vorfall Stillschweigen bewahren, Francesca. Ich kann Farr nicht vor Gericht stellen – es sei denn, du möchtest, dass ich dein Porträt als Beweisstück sicherstelle. Dann wird es im Gerichtssaal präsentiert werden müssen. Und wenn ich ein internes Verfahren gegen ihn in die Wege leite, muss ich das Bild beschlagnahmen und es den Ermittlern zeigen.«
Obwohl das Porträt nun verhüllt hinter Bragg an die Wand gelehnt dastand, schien es zwischen ihnen beiden wie eine düstere Unwetterwolke zu hängen. Francesca brauchte einige Augenblicke, ehe sie wieder etwas sagen konnte. „Und was ist mit seinen Leuten? Die werden doch wissen, dass er das Bild an sich genommen hat. Könnten sie es gesehen haben?“
Voller Unbehagen verlagerte er sein Gewicht auf das andere Bein. „Ich nehme an, sie fürchten sich vor ihm. Sie wussten, was er tat, aber hielten den Mund. Farr würde niemanden einen Blick auf etwas werfen lassen, was für ihn von so großem Nutzen sein könnte.“
„Kannst du den Chief nicht rausschmeißen?“, fragte sie, doch im gleichen Moment war ihr die Antwort auf ihre Frage klar. Farr würde dann das Gerücht verbreiten, dass ein Aktgemälde von Francesca existierte, und selbst wenn niemand das Bild je zu sehen bekam und sich auch niemand fand, der das Gerücht bestätigen konnte, würde dieser Tratsch ihre Mutter entsetzen und einen gesellschaftlichen Skandal auslösen. „Dieser Mann hat uns in seiner Gewalt“, stellte sie leise fest.
„Das ist wahr“, stimmte Bragg ihr zu. „Aber es bestätigt die alte Wahrheit, dass man seinen
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