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Bevor du gehst

Bevor du gehst

Titel: Bevor du gehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Preller
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vielleicht laufe ich morgen zur Arbeit.«
    »Laufen? Du meinst, mit den Füßen?«
    Jude grinste. »Ist ja nicht so weit, dauert vielleicht eine Stunde. Wenn ich dort bin, kann ich duschen und mich umziehen. Jessup hat mir erlaubt, dass ich in seinem Büro ein paar Klamotten deponiere.«
    Becka riss den Kopf nach vorn und machte ein bestürztes Gesicht. »Wirklich? Bist du danach nicht total kaputt?«
    »Ich laufe gern«, antwortete Jude. »Ist mir lieber als auf den Bus warten.«
    »Bist du irgendwie ein Rennstar?«
    »Früher mal«, gab Jude zu, »hab aber aufgehört. Bin kein Wettkampfsportler. Der Trainer war mir viel zu ernst.« Jude erinnerte sich an den Druck, die hohen Erwartungen von allen Seiten. In der neunten Klasse hätte er beinah den Schulrekord über eine Meile gebrochen. Er war geschockt, weil er das nicht mal vorgehabt hatte. Nachdem er diese Zeit geschafft hatte, änderte sich alles: Auf Schritt und Tritt wurde er angestarrt. Also ließ er es sein. »Ich laufe einfach gern. Wie lang es dauert, ist mir egal. Mir kommt’s nicht drauf an, jemand zu schlagen. Ich will kein Star sein.«
    Mit interessiertem Gesichtsausdruck hörte ihm Becka zu. Jude begriff, dass das ihre Fähigkeit war. Sie brachte ihn dazu, sich zu öffnen und über Dinge zu reden, die er sonst nur selten erwähnte.
    »Ich könnte dich mitnehmen … wenn du willst«, schlug Becka vor.
    »Okay. Bist du sicher? Das wäre super. Ich steh dann vor der Tür … ähm, um wie viel Uhr?«
    »Ich schick dir eine SMS .«
    Also tippten sie Nummern in ihre Handys ein, bevor sie sich verabschiedeten.
    Jude sprintete zum Haus, um möglichst wenig Wasser abzukriegen. In seinem Kopf war nur ein Gedanke: Becka Bliss McCrystal.
    Becka, Becka, Becka.
    Als er in sein Zimmer trat, wartete schon eine Nachricht auf seinem Telefon. Von Becka. Hey du! Was machst du gerade?

10
    Am Abend erzählte Jude Corey von seinem regnerischen Nachmittag mit Becka und der Nachricht, die sie ihm auf dem Handy hinterlassen hatte. »Was glaubst du, was sie gemeint hat?«, fragte Jude.
    Corey hockte auf dem Boden und klimperte amateurhaft auf Judes akustischer Gitarre herum. Corey konnte nur drei einfache Akkorde spielen, aber er liebte es, Judes Gitarre zu halten und sich in komische Rockstarposen zu werfen. Corey zuckte die Achseln. »Sie mag dich, schätz ich.«
    »Ja, aber …«
    »Lass mich mal schauen.« Corey nahm das Telefon. Er tippte auf ein paar Tasten, um die SMS aufzurufen. Er deutete auf das Display und hmmmmmte nachdenklich. »Hast mir gar nichts erzählt von dem ersten Teil, wo sie dich mit Hey du anredet. Das klingt nicht schlecht, Jude.«
    » Hey du ? Das ist ein gutes Zeichen?«
    Nachdrücklich schüttelte Corey den Kopf. »Muss ich dir denn alles erklären? Hey du – das bedeutet, dass sie voll auf dich abfährt. Ich meine, wenn sie Hi schreibt, kannst du es gleich aufgeben. Voll vergessen, du bist aufgeschmissen. Was läuft? – das heißt, sie ist wie ein Kumpel. Außerdem finde ich es gut, dass sie nicht mit Emoticons um sich schmeißt; der Scheiß ist wirklich nervig.«
    Jude konnte jetzt fast eine Logik hinter der Analyse seines Freundes erkennen.
    Corey war noch nicht fertig. »Und das da, wo sie fragt: Was machst du gerade? Das bedeutet, dass sie ständig an dich denken muss.« Er reichte Jude das Handy zurück. »Du gehst ihr durch den Kopf, Jude. Ganz klar, sie ist von dir besessen. Die einzige Gefahr ist, sie könnte eine Klette sein.«
    »Das hasse ich an Mädels«, stöhnte Jude. »Alles ist verschlüsselt. Sie sagen nie, was sie meinen.«
    »Stimmt. Aber du darfst nicht vergessen: Sie sind nicht von diesem Planeten. Sie benutzt eine Geheimsprache. Das machen die alle.«
    »Ich hab sie gefragt, was sie heute Abend vorhat, und da hat sie auf einmal so ein komisches Gesicht gemacht«, bekannte Jude.
    »Hmmmm.« Corey überlegte. »Das klingt nicht gut. Was hat sie denn genau gesagt?«
    »Dass sie irgendwie schon was vorhat.« Jude machte in der Luft Anführungszeichen um die entscheidenden Worte.
    »Ich hab’s.« Lachend stampfte Corey mit dem Fuß auf. »Sie hat einen Freund.«
    »Meinst du?«
    »Ja, ganz sicher«, frotzelte Corey. »Den Film kenn ich schon, und glaub mir, Jude, die hat irgendwo einen Typen versteckt.«
    Jude schubste Corey mit dem Fuß, weil er sich ein bisschen über ihn ärgerte. Er entschied sich dagegen, zu erwähnen, dass Becka zugegeben hatte, lange in einen Typen verknallt gewesen zu sein – genauso hatte sie sich

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