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Bevor ich sterbe

Bevor ich sterbe

Titel: Bevor ich sterbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Downham
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sagt er, als er mich sieht. »Ist noch Geld für eine Digitaluhr übrig?«
    Ich kaufe ihm auch gleich einen Wecker, einen, der die Zeit dreidimensional an seine Zimmerdecke projiziert.

    Als Nächstes Stiefel. Welche aus Leder mit Reißverschluss und kleinen Absätzen. Und eine Reisetasche aus demselben Laden, in die wir alle unsere Sachen reintun können.
    Nach unserem Besuch im Zauberladen müssen wir einen Koffer auf Rollen kaufen, in den wir die Tasche reintun können. Cal macht es Spaß, das Ding zu schieben, aber mir fällt ein, wenn wir noch mehr Zeugs kaufen, werden wir uns ein Auto zulegen müssen, um den Koffer reinzutun. Einen Laster für das Auto. Ein Schiff für den Laster. Wir werden einen Hafen, ein Meer, einen Kontinent kaufen.
    Bei McDonald’s fängt das Kopfweh an. Als wenn mich jemand plötzlich mit einem Löffel skalpieren und in meinem Hirn rumgraben würde. Mir ist schwindlig und schlecht, während die Welt mich erdrückt. Ich nehme etwas Paracetamol, weiß aber, dass davon nur das Schlimmste gedämpft wird.
    Cal fragt: »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Ja.«
    Er weiß, dass ich lüge. Er ist vollgestopft mit Essen und zufrieden wie ein Buddha, bekommt aber einen verängstigten Blick. »Ich will nach Hause.«
    Ich muss Ja sagen. Wir tun beide so, als ob es nicht wegen mir wäre.
    Ich stehe auf dem Bürgersteig, sehe zu, wie er ein Taxi herbeiwinkt, und halte mich an der Mauer fest, um aufrecht stehen zu bleiben. Ich will diesen Tag nicht mit einer Transfusion beenden. Ich will heute nicht ihre fiesen Nadeln in mir spüren.
    Im Taxi ist Cals Hand klein und freundlich und passt genau in meine. Ich versuche, den Moment zu genießen. Er hält nicht oft freiwillig meine Hand.
    »Kriegen wir jetzt Ärger?«, fragt er.
    »Was können sie machen?«
    Er lacht. »Wir können also noch mal so einen Tag haben?«
    »Sicher.«

    »Können wir nächstes Mal Schlittschuhlaufen gehen?«
    »Klar.«
    Er brabbelt weiter von Wildwasser-Rafting, sagt, er würde gern mal reiten und hätte nichts dagegen, Bungee Jumping auszuprobieren. Mit pochendem Schädel sehe ich aus dem Fenster. Grelles Licht prallt von Wänden und Gesichtern ab und kommt mir sehr nahe. Es fühlt sich an wie hundert lodernde Feuer.

ZWÖLF
    S owie ich die Augen aufschlage, weiß ich, dass ich in einem Krankenhaus bin. Die riechen alle gleich, und der Schlauch, der in meinem Arm steckt, kommt mir schmerzhaft bekannt vor. Ich versuche, mich im Bett aufzusetzen, aber mir platzt der Schädel, und ich stoße Galle auf.
    Eine Schwester kommt mit einer Pappschüssel angelaufen, aber zu spät. Das meiste davon landet auf mir und dem Bettzeug.
    »Macht nichts«, sagt sie. »Das haben wir gleich wieder.«
    Sie wischt mir den Mund und hilft mir dann, mich so auf die Seite zu drehen, dass sie mein Nachthemd aufbinden kann.
    »Der Arzt wird bald da sein«, sagt sie.
    Krankenschwestern verraten einem nie, was sie wissen. Sie werden angestellt, weil sie Heiterkeit ausstrahlen und volles Haar haben. Sie müssen lebendig und gesund aussehen, damit die Patienten ein Ziel vor Augen haben.
    Plaudernd hilft sie mir in ein frisches Hemd, erzählt mir, dass sie in Südafrika am Meer gewohnt hat, sagt: »Da ist die Sonne näher an der Erde, und es ist immer heiß.«
    Schwungvoll zieht sie das Laken unter mir raus und zaubert neue Bettwäsche herbei. »In England friere ich so an den Füßen«, sagt sie. »So, jetzt schieben wir dich wieder zurück. Kann’s losgehen? Das war’s schon, fertig. Ah, und was für ein gutes Timing – da ist der Arzt.«
    Er ist glatzig, weiß und mittelalt, grüßt mich höflich und zieht
sich einen Stuhl vom Fenster rüber, damit er am Bett sitzen kann. Ich hoffe immer noch, dass mir in irgendeinem Krankenhaus irgendwo in diesem Land eines Tages der ideale Arzt begegnet, aber keiner von denen ist je der richtige. Ich will einen Zauberer mit Umhang und Stab oder einen Ritter mit Lanze, jemand ohne Furcht und Tadel. Dieser hier ist so glatt und höflich wie ein Vertreter.
    »Tessa«, sagt er, »weißt du, was Hyperkalzämie ist?«
    »Wenn ich Nein sage, kann ich dann was anderes haben?«
    Er schaut verwirrt drein, und das ist das Problem – nie verstehen sie meine Witze. Ich wünschte, er hätte einen Assistenten. Ein Hofnarr wäre gut, jemand, der ihn mit Federn kitzelt, während er seine Diagnose abgibt.
    Er blättert durch die Krankenakte auf seinem Schoß. »Hyperkalzämie ist ein Zustand, in dem der Kalziumspiegel extrem ansteigt. Wir

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