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Bevor ich verbrenne

Bevor ich verbrenne

Titel: Bevor ich verbrenne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaute Heivoll
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Breivoll schwankte der Wagen heftig, ein Auto kam ihm entgegen, er fuhr auf den Seitenstreifen, fast in den Graben. Sand und Schotter spritzten in die Dunkelheit.
    Er lachte ein helles, perlendes Lachen, das niemand hörte. Dann fuhr er an der Kirche vorbei, stellte die Sirene ab und schaltete herunter. Er näherte sich. Kein Flammenmeer wogte mehr über den Himmel. Stattdessen begann der Tag zu dämmern. Als er ankam, hatten sich noch mehr Menschen an der Brandstelle versammelt. An der Straße standen Autos, so dass er nicht weiterfahren konnte, er musste die Sirene einsetzen, bis jemand kam und sie wegfuhr. Es hielten sich jetzt vielleicht zwanzig, dreißig Menschen dort auf. Sie standen in einiger Entfernung, gut eingepackt in Jacken und Mäntel. Sie wirkten aufgeschreckt, gleichzeitig waren ihre Gesichter jedoch auch merkwürdig ruhig und klar.
    Ingemann war noch nicht gekommen. Dag rief nach ihm, als er die Tür öffnete und ausstieg, aber niemand antwortete.
    Innerhalb einer Stunde war alles vorbei. Der Brand war gelöscht. Jetzt hing nur noch beißender Rauch wie Morgennebel in den Bäumen. Es tropfte von den Kronen der Kiefern wie nach einem kräftigen Regenguss. Die Schläuche wurden sorgfältig zusammengerollt. Die Limonadenflaschen wurden eingesammelt. Im Heidekraut und im Straßengraben lag Schokoladenpapier. Zwei Nachbarn erklärten sich bereit, die qualmende Ruine zu bewachen. Sie blieben in der Dunkelheit mit mehreren, bis zum Rand gefüllten Eimern Wassern unter einem Baum sitzen. Nach und nach löste sich die Menschenmenge auf. Die mit dem Wagen da waren, setzten sich in die Autos, starteten und fuhren bis zum Ende der Straße, wendeten und kamen in einer langen, leuchtenden Reihe zurück. Wer noch stehenblieb, wohnte nur wenige hundert Meter entfernt. Sie hatten den Brand als Erste entdeckt und Ingemann in Skinnsnes angerufen. Nun drehten auch sie sich um und gingen gemeinsam nach Hause. Sie kehrten zu ihren leeren Häusern zurück und fanden die Haustüren unverschlossen, sie blieben noch eine Weile sitzen, um ein wenig zur Ruhe zu kommen. Dann krochen sie ins Bett und löschten das Licht. Atmeten ein paar Mal tief durch. Schlossen die Augen.
    Ein Feuer bricht ja nicht von allein aus.
    Eine Waldscheune mitten in der Nacht. Hier. Bei uns. Das ist doch unmöglich.
    Als Dag mit dem Feuerwehrwagen endlich nach Hause kam, war es heller Tag, und Ingemann stand auf dem Hof, gleich neben dem Pfosten mit der Alarmsirene. Dag tat, als sähe er seinen Vater nicht, fuhr direkt an ihm vorbei die scharfe Kurve hinauf und bog vor die Feuerwache. Dort parkte er den Wagen sofort rückwärts ein, obwohl weder die Schläuche ausgelegt und getrocknet, noch irgendetwas von der übrigen Ausrüstung kontrolliert worden war. Er blieb hinter dem Steuer sitzen und starrte vor sich hin. So saß er noch da, als Ingemann zu ihm kam.
    »Wieso bist du nicht gekommen?«, fragte Dag leise. Er umklammerte das Lenkrad, als wäre er noch immer mit Sirene und Blaulicht unterwegs.
    »Es ist das Herz«, antwortete Ingemann. »Ich glaube, von nun an musst du das alles allein schaffen.«
    »Das Herz?«, fragte er verständnislos.
    »Von nun an bist du der Brandmeister, Dag«, sagte der Vater und legte eine Hand aufs Lenkrad. Er versuchte zu lächeln, aber Dag schien es nicht zu bemerken. Er starrte weiter vor sich hin und erklärte: »Beruhig dich, Papa, es wird keine weiteren Brände geben. Dies war der letzte.«
    Es wurde heller, die Sonne trat klar über die Höhenzüge im Osten. Dort, wo die Scheune gestanden hatte, gab es nur noch heiße, klebrige Asche. Asche und vier Ecksteine am Fuße des Leipslandskleiva. Im Laufe des Tages kamen immer mehr Neugierige, die es sich ansehen wollten. Die Nachricht verbreitete sich.
    Noch ein Brand? War das möglich?
    Die Autos fuhren langsam vorbei, stoppten beinahe, die Fenster wurden heruntergekurbelt, man roch den Geruch einer frischen Brandstelle, dann fuhren sie weiter. Ein paar Jugendliche kamen auf Fahrrädern, fanden eine leere Limonadenflasche, die jemand vergessen hatte, zerschlugen sie an einem Stein, bekamen Angst und fuhren wieder davon. Ameisen krabbelten über die Glasscherben. Mücken und Fliegen tanzten über der feuchten Asche. Es wurde Abend. Die Sonne ging hinter dem Höhenzug unter. Es war Mai, ein Frühsommerabend. Dennoch würde es bald richtig dunkel sein. Gegen Mitternacht hatten sich Dunkelheit und Ruhe über den Ort gelegt. Weißer, fast durchsichtiger Nebel hing über der

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