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Bevor ich verbrenne

Bevor ich verbrenne

Titel: Bevor ich verbrenne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaute Heivoll
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Sein Vater hatte gesagt, er werde in seinem Auto nachkommen. So lautete die Absprache. Aber er kam nicht. Es war der erste Einsatz ohne Ingemann. Dag hatte alles selbst machen müssen, er hatte den Alarm ausgelöst, er hatte zu Hause in Skinnsnes gestanden und zum Dachboden hinaufgerufen, und als Ingemann schließlich herunterkam, hatte er sich an die Brust gefasst und gesagt, ihm gehe es nicht gut. Ingemann hatte sich im Wohnzimmer aufs Sofa gelegt.
    »Was ist mit dir?«, hatte er gefragt.
    »Ich glaube, du musst allein fahren«, hatte sein Vater geantwortet.
    »Allein?«
    Er hatte keine Zeit gehabt zu warten. Er war zur Feuerwache gelaufen, hatte den Wagen aus der Garage geholt, die Sirene angestellt, war rechts nach Breivoll abgebogen und hatte beschleunigt, während das Blaulicht die nächtliche Dunkelheit zerriss. Und es war gut gegangen, alles war sehr gut gegangen, und er hatte alles allein erledigt.
    Nun stand er schweigend am Rand der Brandstätte und hielt Ausschau nach seinem Vater. Sein Gesicht glühte im Schein der Flammen, es sah aus, als wären alle Züge verwischt. Oder umgekehrt: Sie zeigten sich deutlicher. Um ihn herum registrierte er Nachbarn und Bekannte, die das Feuermeer gesehen oder die Sirene gehört hatten, er beachtete sie nicht. Er wartete. Aber Ingemann kam nicht.
    Schließlich fasste er einen Entschluss und ging resolut auf Alfred zu.
    »Ich mach eine Aufklärungsfahrt«, erklärte er.
    »Eine was?«
    »Ich fahre eine Runde, um zu sehen, ob der Verrückte noch irgendwo anders Feuer gelegt hat.«
    Alfred konnte ihn nicht davon abhalten. Oder fragen, was er mit dem Verrückten meinte, denn Dag lief bereits zum Feuerwehrwagen, kletterte hinein und ließ ihn an. Die Pumpen und die gesamte Ausrüstung hatten sie abgeladen, streng genommen wurde der Feuerwehrwagen im Moment nicht gebraucht.
    Dag wendete am Ende der Straße, und als er wieder an der kleinen Volksmenge vorbeifuhr, waren die Flammen zu einem rotglühenden Feuerhaufen zusammengesunken, der den Rauch orange färbte.
    Er fuhr schnell. Vorbei an der Kirche und der Straße, die zum Schießstand führte. Die Kistenfabrik, die lange Strecke bei Frigstad, der Laden von Breivoll. Es fuhren keine anderen Autos auf der Straße. Die Häuser lagen im Dunkeln. Er fuhr Höchstgeschwindigkeit.
    Zu Hause in Skinnsnes war das Küchenfenster erleuchtet. Von Ingemann war nichts zu sehen, er fuhr direkt vorbei und bog an dem geschlossenen Laden an der Kreuzung auf die Reichsstraße. Als er am Herrenhaus von Brandsvoll vorbeikam, stellte er die Sirene an. Bis Kilen fuhr er mit Sirene und Blaulicht und hielt vor Kaddebergs Laden.
    Lange klopfte er an die Tür, bis im Geschäft das Licht anging und ein Schatten sich auf der anderen Seite des Glases näherte.
    »Hier ist die Feuerwehr«, rief er, als die Tür aufging und Kaddeberg schlaftrunken vor ihm stand. »Lass mich rein. Wir brauchen Proviant.«
    Mehrere Minuten irrte er im Halbdunkel zwischen den Regalen umher, während Kaddeberg erschrocken hinter der Kasse stand. Er starrte den jungen Mann an, der so aufgebracht und erregt war, dass er überhaupt nicht wusste, was er kaufen sollte. Schließlich brachte Kaddeberg ihm einen Einkaufskorb, dann ging es besser. Er riss die Waren aus den Regalen. Fünf Packungen gefüllte Kekse, Kartoffelchips, Würstchen, Gebäck, ein Kasten Limonade, eine Handvoll Schokolade. Er roch säuerlich nach Rauch, das Hemd flatterte ihm um den Körper, nach einer Weile stank der ganze Laden wie nach einem Brand.
    »Schreib’s für die Feuerwehr an«, sagte er, während er die Waren in eine Tüte stopfte.
    »Und für wen bei der Feuerwehr?«, fragte Kaddeberg.
    »Für den Feuerwehrmeister.«
    »Ingemann?«
    »Ja«, antwortete er. »Das ist mein Vater.«
    Dann stürmte er aus der Tür und kletterte in den Feuerwehrwagen. Die ganze Zeit hatte er mit eingeschaltetem Blaulicht vor der Tür gestanden.
    Er fuhr zurück, aß während der Fahrt Schokolade und Kartoffelchips und bekam allmählich bessere Laune. Als er nach Brandsvoll kam, stellte er die Sirene ab. Zu Hause im Küchenfenster sah er Licht, und als er vorbeifuhr, drückte er auf die Hupe. Er hupte dreimal, dann schaltete er die Sirene wieder ein und riss das Papier von einem weiteren Stück Schokolade. Er fuhr den Feuerwehrwagen bis an seine Grenzen. Das Lenkrad rüttelte und bebte. Fast konnte er sein Blut bis in die Fingerspitzen fühlen. Er warf die halb aufgegessene Schokolade aus dem Fenster. Vor dem Laden in

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