Bevor ich verbrenne
Dröhnen der Motoren, als die Fähre ablegte, aber ich war zu beschäftigt, um aus dem Fenster zu sehen, ich war zu beschäftigt, um die graue Stadt in dem silbermatten Dunst verschwinden zu sehen. Ich befand mich ganz woanders. Ich beugte mich übers Papier, las, fügte hinzu, schrieb etwas Neues. Es war tatsächlich der erste Text, der mir gefiel. Er hatte etwas geradezu Einzigartiges, er trug etwas von der Landschaft daheim in sich, dagegen waren alle bisherigen Texte eher gewöhnlich gewesen.
Während der Überfahrt starrte ich aus dem fleckigen Fenster. Ich fühlte mich vollkommen erschöpft, konnte aber nicht schlafen, ich saß einfach da und ließ mich vom Beben des Schiffes durchrieseln. Meinem Kopf ging es allmählich wieder gut, ich hatte das Gefühl, als hätte man mir die Schädeldecke geöffnet und ein neues Gehirn eingesetzt. Wenn ich Kaffee trank, schmeckte er nicht mehr nach Rost, und als ich die Lichter von Randesund vorbeigleiten sah, fühlte ich mich beinahe wie neu. Ich saß im Auto, noch bevor die Fähre angelegt hatte. Die Bugklappe öffnete sich, und ich sah die Lichter der Kaianlage und den Rauch der Fähre, der über die Stadt gefegt wurde. Ich legte den Gang ein, ich war wieder der Alte, und doch war ich zu einem anderen geworden, nur sah es niemand, als ich von der Fähre in den Herbstabend fuhr, auf dem Weg nach Hause.
In der nächsten Nacht, kurz nach vier, starb mein Vater. Seine letzten Worte waren: Jetzt geht es mir himmlisch. Genau wie Großmutter es aufgeschrieben hat. Das war nach der letzten Morphiumdosis, als er seine letzte Zigarette rauchte und die Asche aufs Laken fiel. Und ich habe ihn als Letztes belogen und konnte ihm nicht einmal erzählen, dass ich Dichter geworden war.
III
Im Fædrelandsvennen vom Montag, dem 5 . Juni, sind die gesamte erste und die Rückseite den letzten drei Bränden und dem missglückten Versuch bei Anders und Agnes Fjeldsgård gewidmet.
Schlagzeile: Finsland, eine Gemeinde in Panik .
Auf der Titelseite zwei Fotos. Eins zeigt Johanna, die im Keller von Knut Karlsen sitzt. Sie trägt einen Morgenmantel und starrt leer vor sich hin, den Kopf auf die Hand gestützt. Sie hat vollkommen aufgegeben. Das andere Foto zeigt ihr nahezu niedergebranntes Haus, im Vordergrund sind die Konturen von fünf Menschen zu sehen. Ich weiß nicht, um wen es sich handelt.
Auf der Rückseite ein Bild des verunglückten Motorrads, das hinter dem Auto, mit dem es zusammenstieß, auf der Seite liegt. Das Foto wurde gemacht, bevor der Krankenwagen den Unfallort verließ. Dag ist nicht zu sehen. Auch Vater nicht.
Auf der letzten Seite ist auch ein Foto der beiden Beamten abgedruckt, die gerade die Treppe zum Haus von Anders und Agnes Fjeldsgård fotografieren. Es war noch dunkel, als das Foto gemacht wurde. Einer der Beamten hält eine Taschenlampe, während der andere sich mit einem altertümlichen Fotoapparat vorbeugt, wie man ihn nur noch aus alten Filmen kennt, mit einem großen, schalenförmigen Blitz.
Ganz unten auf der Seite ist ein Foto des Bezirksobmanns Koland im Gespräch mit Anders Fjeldsgård und dem Polizeibeamten Tellef Uldal. Uldal hatte den Schäferhund mitgebracht. Der Hund war auf die Straße nach Mæsel gerannt, aber nach einigen Minuten wieder zurückgekommen. Dann hatte er ihn vor dem Haus von Anders und Agnes losgelassen. Der Hund stand lange auf der Treppe und schnupperte an den Streichhölzern, die dort lagen. Dann lief er die Treppe hinunter, über die Straße in Richtung Bordvannet. Er blieb lange fort, und fing an, irgendwo bei Dueheia anzuschlagen, an der Ostseite des Sees. Ein klares und deutliches Echo war zu hören. Der Hund bellte, und ein anderer Hund antwortete. Dann kam er plötzlich zurück, ohne dass noch irgendetwas passierte.
Schließlich wurde der Schäferhund vor der Scheune des Domorganisten Sløgedal von der Leine gelassen. Die Scheune brannte noch, und die Flammen spiegelten sich in den kleinen Augen. Der Hund war sichtlich verwirrt, erst rannte er in die eine, dann in die andere Richtung. Er hielt die Nase an die Hauswand und die Obstbäume, lief auf den Weg zur Feuerwache und schnüffelte an dem Gebäude, dann rannte er auf das Haus von Alma und Ingemann zu. Dort sprang er im Garten herum, wobei er winselte und fiepte, bevor er wieder zurückkam. Das war der Moment, in dem alles getan werden musste, um das Haus des Domorganisten zu retten. Ein Feuermeer wogte über den Himmel, als Sløgedals Scheune klagte und schließlich
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