Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)
Kriminaltechnischen Center im Slotsherrensvej aufhielten. Er hatte sie gebeten, so schnell wie möglich zum Sydhavn zu kommen, damit die ganze Gruppe vor Ort war, wenn sie Gunnerus und Anisa festnahmen. Doch jetzt wurde ihm klar, dass die beiden anderswo vielleicht nützlicher wären.
»Fahrt zum Fisketorvet«, sagte er dann. »Enghave Brygge, irgendwo dahin.«
»Wir sind ganz in der Nähe, aber was sollen wir da?«
»Die Fahrrinne ist frei«, gab Thor nur zurück. »Das Eis ist nicht sonderlich dick.«
»Ich verstehe nicht ganz …«
»Jetzt fahrt einfach dorthin und alarmiert jemanden von der Hafenpolizei. Sie sollen mich kontaktieren, sie müssen irgendwo ein Boot im Wasser haben. Und sorg dafür, dass Kraus sich bei mir meldet.«
Und dann legte er ohne jede weitere Erklärung auf. Er sah sich ein letztes Mal im Schuppen um und bahnte sich einen Weg zur Hintertür. Wie erwartet, war sie ebenfalls nicht abgeschlossen und führte direkt zum Bootssteg. Er stieß die Tür auf und rannte zum Wasser.
*
»Das Haus ist leer. Wir sind grade dort angekommen. Eine Scheibe ist eingeworfen, aber ansonsten gibt es keine Spur von irgendjemandem.«
»Verdammte Scheiße!«
Kraus hämmerte mit der Faust gegen das Lenkrad, als er die Nachricht über Funk hörte. Sie hatten gerade die Baustelle unter der Brücke hinter sich gelassen, und er hatte ein weiteres waghalsiges Überholmanöver gestartet, um die Sydhavngade so schnell wie möglich zu verlassen.
»Was sollen wir tun?«, fragte der Polizeibeamte.
»Lauft ihm nach, zum Donnerwetter! Sorgt dafür, dass der Typ nicht entkommt.«
Linnea holte erneut ihren Blackberry hervor.
»Zu spät«, sagte sie. »Der ist doch bestimmt schon mit dem Boot auf und davon. Wir haben auf das falsche Pferd gesetzt.«
Und im nächsten Augenblick bestätigte ihnen der atemlose Kollege vor Ort, was Linnea vorausgesagt hatte. Soeben habe ein Boot abgelegt und fahre jetzt aus dem Schleuseneinlauf hinaus, und Gunnerus sei nicht mehr zu sehen. Er hatte die Flucht über das Wasser angetreten, und sie konnten nichts unternehmen. Linnea studierte die GPS -Anzeige. Irgendwo hier in der Nähe hatte sie sich doch im letzten Herbst eine Wohnung angesehen …
»Zeit für Blaulicht und Sirene!«, beschloss Kraus, als er sich über Linnea beugte und das Handschuhfach öffnete. Er holte das Blaulicht heraus, um es aufs Dach zu setzen, doch Linnea bremste ihn.
»Wir wissen nicht, was er mit Anisa gemacht hat«, sagte sie. »Oder was er noch vorhat. Aber wenn er die Sirenen hört, gerät er am Ende noch in Panik. Außerdem kommen wir sowieso nicht rechtzeitig an, wenn er mit dem Boot weggefahren ist – da können wir noch so schnell fahren.«
Kraus legte das Blaulicht zurück und sah sie an.
»Und was schlägst du stattdessen vor?«
Linnea hielt das Telefon hoch und deutete nach vorn.
»Ich glaube, ich kenne diesen Ort. Das ist die Sjællandsbro«, sagte sie. »Wenn wir diese Brücke überqueren würden, wären wir in Kürze drüben bei Ved Slusen und könnten höchstens dort am Kai stehen und Gunnerus nachwinken. Wenn wir aber auf dieser Seite der Schleuse bleiben, kommen wir zu einem weiteren Jachthafen. Genau hier!«
Sie griff ins Lenkrad, so dass das Auto auf die Abbiegespur nach Sluseholmen schlitterte, anstatt weiter geradeaus in Richtung Amager zu fahren.
»Bieg ab!«, befahl sie. »Wir kapern ein Boot!«
63
E s ist zu spät.«
Thor starrte die beiden Polizeibeamten an, die abwartend auf dem Bootssteg standen. Er hatte einen metallischen Geschmack im Mund, nachdem er den ganzen Weg vom Schuppen hierher gerannt war, und sein Ellbogen pochte, weil er auf dem rutschigen Schnee über dem Kiesweg ausgerutscht und der Länge nach hingefallen war.
»Da drüben fährt er.«
Einer der Polizisten zeigte auf die Schleuseneinfahrt, wo ein 30 -Fuß-Motorboot gerade die starke Strömung der Schleusenanlage hinter sich ließ und sich an der Ausfahrt des Ziegelwerks vorbei in Richtung des inneren Hafens bewegte. Weiter vorn konnte man im abnehmenden Sonnenlicht die Byggebron erkennen und dahinter die Skyline von Kopenhagen mit ihren Spitzen und Türmen. Thor drehte sich zu den Kollegen um.
»War er allein?«, fragte er. »Habt ihr gesehen, wie er losgefahren ist?«
Die beiden schüttelten den Kopf.
»Ich rufe Verstärkung«, erklärte Thor schließlich. »Und ihr durchsucht jeden Schuppen in der Umgebung. Wenn er Anisa nicht mitgenommen hat, muss sie hier noch irgendwo sein.«
Ihm fiel auf,
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