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Bewahre meinen Traum

Bewahre meinen Traum

Titel: Bewahre meinen Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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aneinander klammerten, hatte etwas Bezwingendes, und Nina schaute schnell weg; sie wollte nicht in deren Intimsphäre eindringen. Sie lächelte. Genau das hatte sie sich für die Gäste des Inn gewünscht. Romantische Augenblicke tiefster Intimität, eine Gelegenheit für Leute, Bindungen zu vertiefen oder zu stärken, die unter den Anforderungen des Alltags schwach oder ausgefranst geworden waren.
    Doch auf dem Fuße von Ninas Zufriedenheit folgte eine seltsame Rastlosigkeit. Sie warf noch einen verstohlenen Blick zu dem Pärchen auf dem Steg. Sie küssten sich jetzt, ganz ineinander verloren. Und ohne Vorwarnung durchfuhr Nina ein Gefühl der Einsamkeit, das so tief war, dass sie zitterte.
    Reiß dich zusammen, schalt sie sich, als sie die Stufen zu ihrer Wohnung hinaufstieg. Nicht jedem ist es vergönnt, sich zu verlieben. Und das war auch gar nicht so schlimm. Liebe neigte dazu, alles zu verkomplizieren, und viel zu oft endete sie schlimm. So etwas wollte oder brauchte sie im Moment nicht in ihrem Leben. Sie war schon sehr lange ganz gut ohne sie gefahren.
    Doch im Moment fühlte sie sich nicht ganz gut. Sie war nicht sicher, wie sie sich fühlte. Sie hatte keinen Hunger, auch wenn sie das Abendessen hatte ausfallen lassen. Es war zu spät, um Jenny anzurufen und mit ihr über den Tag zu sprechen. In Belgien war es noch nicht ganz Morgen, und Sonnet schlief vermutlich noch tief und fest.
    Wenige Augenblicke später klingelte ihr Telefon, und Nina ging ran. Gab es bereits Probleme mit einem Gast? „Hier ist Nina“, sagte sie knapp.
    „Hey Mom.“
    „Sonnet! Meine Güte, wieso bist du um diese Uhrzeit schon wach?“
    „Ich bin extra aufgestanden, um zu hören, wie es heute gelaufen ist.“
    Nina lächelte und trat auf das Deck hinaus. „Es war toll, Liebes. Ich wünschte, du wärst hier gewesen.“
    „Ich auch. Wie läuft’s mit Mr Bellamy?“
    Ninas Griff um den Telefonhörer verstärkte sich. Wusste Sonnet etwas? „Ach, genug von mir. Du bist in Europa. Lass uns lieber darüber sprechen.“
    „Wow, du bist meiner Frage voll ausgewichen. Sehr nett, Mom.“
    „Ich bin nicht ausgewichen. Ich will dich nur nicht langweilen.“
    „Also, kommt ihr miteinander klar?“, hakte Sonnet nach.
    „Ja.“
    „Macht er dich verrückt?“
    „Ja.“
    „Seid ihr …“
    „Es ist rein geschäftlich, okay? Sein Geschäft, und ich arbeite für ihn. Das Inn hatte seine große Eröffnung und alles lief wirklich gut.“ Sie sah den Blitz einer Kamera in der Ferne aufleuchten. Als sie über den Rasen schaute, erkannte sie Daisy, deren sehr schwangere Silhouette von den Weglampen beschienen wurde. An ihrer Seite ging ein großer, langhaariger Junge, von dem sie auf dem Weg zum See hinunter Fotos schoss. „Daisy hat einen neuen Freund“, erzählte sie Sonnet, froh, das Thema wechseln zu können. „Connor Davis’ jüngerer Bruder.“
    „Das weiß ich schon längst“, sagte Sonnet. „Daisy hat mir bereits Fotos geschickt. Er ist ziemlich heiß, aber Daisy behauptet, sie wären nur Freunde. Im Moment zumindest.“
    Nina beobachtete die beiden noch einen Moment. Ihre Schatten vermischten sich mit dem, der groß über der sanft abfallenden Grünfläche lag. Sie hatten ihre Köpfe zusammengesteckt und redeten. „Nur Freunde“, stimmte sie zu. Das war wohl alles, was sie unter den gegebenen Umständen sein konnten. Beim Anblick der beiden erinnerte sie sich daran, wie es war, jung und schwanger zu sein und die Gelegenheiten zu verpassen, sich mit Jungs zu verabreden, abends lange wegzubleiben und dumme, verantwortungslose Dinge zu tun. Im Alter von fünfzehn hatte sie mehr als nur ihren Anteil daran gehabt.
    „Mom“, fragte Sonnet. „Du bist so still.“
    „Oh. Tut mir leid. Schlechte Verbindung. Wie war Wiesbaden?“
    „Unglaublich. Abgesehen davon, dass Kara und Layla während der Schlossbesichtigung die ganze Zeit genörgelt haben, weil sie es langweilig fanden.“ Wenn Sonnet von ihren zwei jüngeren Halbschwestern sprach, schlich sich meist ein erschöpfter Unterton in ihre Stimme. „Ich schwöre dir, manchmal möchte ich ihnen einfach mal ordentlich den Hintern versohlen.“
    „In meiner Familie haben wir das dann auch einfach gemacht.“
    „Hat es geholfen?“
    „Kurzfristig.“
    „Dann werde ich es vielleicht mal versuchen müssen.“
    Nina lachte. „Aber ansonsten ist alles in Ordnung?“
    „Ja.“
    „Ich habe Greg gegenüber erwähnt, dass du dich mit Daisys Mom triffst, wenn du nach Den Haag

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