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Bewahre meinen Traum

Bewahre meinen Traum

Titel: Bewahre meinen Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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einem Jungen zu flirten.
    Dafür würde sie mit Sicherheit in der Hölle schmoren.
    Nach der Messe strömten die Gläubigen aus der Kirche. Father Reilly kam direkt auf Nina zu, und sie wappnete sich gegen das, was jetzt kommen würde. Das war’s. Sie war aufgeflogen. Er würde sie als Schwindlerin und Betrügerin enttarnen.
    „Miss Nina Romano“, sagte er so laut, dass ihre Eltern es hören konnten. „Ich würde gerne kurz mit Ihnen sprechen.“
    „Ja, Father?“ Ihr Magen zog sich zusammen. Sie würde sich gleich hier und jetzt übergeben müssen.
    „Dein Verhalten heute bei der Kommunion …“
    Sag es nicht. Es tut mir leid. Ich wollte nicht …
    „Das war schon was. Dieser kühne Blick und das laute Amen.“
    „Father, ich …“
    „Ich wünschte, mehr junge Leute hätten deine Überzeugung. Deine Inbrunst. Sehr schön.“
    Oh. Oh. „Danke, Father.“ Nina hob ihr Kinn und straffte die Schultern.
    Als ihre Eltern sie voller Stolz anstrahlten, lernte Nina eine Lektion fürs Leben. Die Leute neigten dazu, nur das zu sehen, was sie sehen wollten.

5. KAPITEL
    N  ina fand sich inmitten einer ganzen Horde von Jungen wieder, und das war noch nicht mal ein Traum. Sie war von neunzig Prozent Männern umgeben. Und sie war hellwach, im Ballsaal des Avalon Meadow Country Clubs, und nahm an der jährlichen Feier für die zukünftigen West-Point-Kadetten teil. Der Gründer des Country Clubs war ein ehemaliger West-Point-Schüler, und die große, verschwenderische Feier war zu einer Tradition geworden. Einige der Anwärter hatten stundenlange Anreisen auf sich genommen, um dabei sein zu können. In der folgenden Woche sollte für die Kadetten die Grundausbildung beginnen, also war das ihr letzter Abend mit leckerem Essen und guter Musik, mit Mädchen und Feiern und langen Haaren. Bald schon hätten sie die Köpfe rasiert, die Uniformen gebügelt und wären jeden Moment des Tages in einen rigiden Stundenplan gequetscht. Kein Wunder, dass sie sich alle ein wenig wild benahmen.
    So viele Jungs, dachte Nina geblendet, und nur so wenig Zeit. Vielleicht würde sie in West Point aufs College gehen. Unwahrscheinlich, dachte sie. Man musste eine Intelligenzbestie sein und perfekte Noten haben und irgendeine Sportart betreiben. Nina hatte nichts davon – nicht die Intelligenz, nicht die Noten und schon gar nicht den Sport. Ihre einzige sportliche Aktivität war, Schwester Immaculata zu entwischen, wenn sie eine Stunde in der Schule schwänzte.
    Ihr Begleiter war Laurence Jeffries, und sie betrat den Country Club an seinem Arm, wobei sie versuchte, die Panik zu unterdrücken, dass jede Sekunde jemand sie erkennen und verraten könnte. Aber die Chancen waren heute Abend sehr gering. Carmine arbeitete hier nicht mehr, und soweit sie wusste, war kein Romano je Mitglied im Avalon Meadow gewesen. Golf und Tennis und Martinis auf der Terrasse waren eher was für reiche Upper-Class-Typen, die ihre eins Komma sieben Kinder auf eine Privatschule und ins Sommercamp schickten. Was ihre Täuschung nur umso köstlicher machte.
    Als die Feierlichkeiten losgingen, dachte sie, hierherzukommen wäre ein Fehler gewesen. Es gab todlangweilige Reden an die Kadetten – „Die sich trauen, unserem Land zu dienen, bla bla bla …“ – und nicht alkoholische Getränke, weil die neuen Rekruten alle zwischen siebzehn und neunzehn waren und somit noch nicht das Alter erreicht hatten, in dem sie Alkohol trinken durften. Nina überlegte, Laurence Jeffries zu suchen und sich gleich mit ihm davonzumachen. Aber dann machten die Erwachsenen sich mit einem Mal auf in die Cocktail-Bar, die Lichter wurden gedimmt und der DJ übernahm. Das war der Moment, in dem ein Meer von Jungen auf die Tanzfläche strömte und Nina umgab wie ein ganzer Wald aus Testosteron. Eine Flasche mit einer klebrig-süßen Flüssigkeit tauchte auf und wurde herumgereicht, bis sie leer war. Nina war das Trinken noch nicht so gewohnt, aber sie schluckte das nach Erdbeeren schmeckende Getränk gut gelaunt herunter. Es ließ alles einfacher und lustiger wirken. Und es machte sie zu einer besseren Tänzerin, so viel stand fest.
    Nina wusste, dass viele Mädchen sich von so einer Menge Jungen einschüchtern lassen würden – vor allem, wenn es sich um solche Jungs handelte: Football Captains und Wrestling Champions, die Elite der Highschools von ganz Amerika. Doch Nina machte das nichts aus. Sie kannte die Wahrheit über Jungs. Egal wie klug und sportlich sie auch sein mochten,

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