Bewahre meinen Traum
anderen Flügel fiel goldenes Licht aus den Fenstern des Speisesaals. Hier saßen schicke Leute und bestellten Speisen, von denen Nina in ihren eleganten Zeitschriften gelesen hatte, wie Steak Diane an Kartoffelmus und Trüffelöl. Sie hatte keine Probleme, die sechs Mitglieder der Familie Bellamy auszumachen, von denen man wusste, dass sie jeden Sonntagabend im Sommer „im Club“ dinierten. Da waren Mr und Mrs Bellamy und ihre vier erwachsenen Kinder – Philip war der Älteste, gefolgt von zwei Schwestern und als Schlusslicht Greg. Der in seinen Chinos und dem gestärkten Oxfordhemd unglaublich gut aussah. Die Krawatte hatte er etwas gelockert, und er strahlte charmant und wirkte so gelöst, als posierte er für die Broschüre des Country Clubs.
„… kommst oft hierher?“, fragte Laurence sie gerade.
„Sicher“, sagte sie leichthin. „Wir sind seit Jahren Mitglied.“
Händchen haltend schlenderten sie zur Mitte des Fairways. Nina erfasste eine seltsame Sicherheit – sie würde mit diesem Jungen aufs Ganze gehen. Sie wollten es beide, das spürte sie. Das Wissen und die Erwartung strahlte von ihnen ab wie das Licht von einem Stern.
Er drehte sich zu ihr, beugte sich vor und küsste sie, und Nina wurde von einem brennenden Verlangen erfüllt. Schweigend ging sie im Kopf all die Informationen durch, die sie von ihren Schwestern erhalten hatte. Sex war etwas Natürliches, mit dem richtigen Jungen machte es Spaß … aber ein Mädchen sollte die Verhütung niemals dem Jungen überlassen. Nina hatte drei Kondome in ihrer Handtasche. Sie war beschämend gut darauf vorbereitet, sie hervorzuholen, wenn es notwendig werden sollte.
Die sternenklare Nacht umgab sie mit einem besonderen Zauber. Dann hörte Nina ein leichtes Ploppen, gefolgt von einem stakkatoartigen Zischen. Ein Schwall kaltes Wasser traf sie.
„Hey“, rief sie.
„Die Sprinkler sind gerade angegangen.“ Laurence schnappte ihre Hand, und gemeinsam versuchten sie, sich in Deckung zu bringen, aber die Sprinkler waren überall und bildeten ein Spalier aus sprühenden Fontänen. Als sie ihnen endlich entkommen waren, waren sie komplett durchnässt. Schnell huschten sie in einen Pavillon, der zwischen zwei Fairways stand.
Nina bekam einen Kicheranfall und konnte nicht aufhören, bis Laurence sie wieder küsste. Das waren neue Küsse, angefüllt von einer siedenden Intimität, die schon an Verzweiflung grenzte. Es war eine Erleichterung, als er zurücktrat und ihr das klitschnasse Kleid auszog und über eine Ligusterhecke breitete. Sie brauchte es, brauchte es, ihm nah zu sein, seine Haut zu fühlen, ohne dass etwas zwischen ihnen war.
Er legte seinen Blazer auf den Fußboden des Pavillons, und gemeinsam sanken sie zu Boden. Verzaubert, berauscht, erfüllt von Verlangen. Laurence wühlte in einer Tasche und holte ein Kondom hervor. Nina wurde ganz schwach vor Erleichterung. Gott sei Dank hatte er ihr die Peinlichkeit erspart, nach ihren Kondomen greifen zu müssen.
Das war es also. Hier und jetzt, in dem schattigen Pavillon, mit den zischenden Sprinklern um sie herum, wurde der Schleier des Geheimnisses gelüftet. Sie schlang ihre Arme um Laurence und ließ ihren Kopf in den Nacken fallen. Sie öffnete sich ihm, und dann küssten sie sich und berührten einander an, und es war unglaublicher, als sie es sich je vorgestellt hatte. Auch unbequemer und ungelenker, aber von einer Süße, die ihr die Tränen in die Augen trieb. Und es war schneller. Laurence stieß beinah sofort einen überraschten, unterdrückten Schrei aus, dann zitterte er und bedeckte sie wie eine Decke. Danach lagen beide still da. Ihre Herzen klopften im Einklang, ihre Körper waren immer noch miteinander vereint.
Nach einer Weile zog er sich zurück. „Alles in Ordnung?“, flüsterte er.
Sie war fasziniert, als wenn sie am Rande von etwas Großem balancierte. „Mir geht es gut.“
„Es tut mir leid“, sagt er. „Ich hätte nicht …“
„Pst. Ich wollte es doch auch. Vielleicht können wir es noch einmal machen.“
„Ich habe nur ein Kondom mitgebracht und … oh Mist.“
Er war nicht so erfahren, wie er wirkte. Irgendwie hatte das Kondom nicht da gesessen, wo es hätte sitzen sollen. „Verdammt“, sagte er. „Es tut mir leid. Ich schwöre, ich habe keine Krankheit oder so …“
„Ich auch nicht.“ Mit einem Mal peinlich berührt sprang Nina auf und schlüpfte in ihre feuchten Klamotten. Das fehlerhafte Kondom hatte die Romantik des Abends zu einem
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