Bewahre meinen Traum
abrupten Ende gebracht.
Laurence musste das Gleiche gefühlt haben, denn auch er schüttelte seine Sachen aus und zog sich an. „Hey, ich fühle mich schlecht“, sagte er. „Ich wollte dir nicht wehtun.“
„Du hast mir nicht wehgetan, aber ich geh jetzt trotzdem besser.“ Plötzlich konnte sie es kaum erwarten, von hier fortzukommen. „Mein Wagen steht am anderen Ende des Parkplatzes.“ Noch eine Lüge. Sie war mit dem Fahrrad gekommen.
Mit den Schuhen in der Hand überquerten sie den Parkplatz. „Gib mir deine Telefonnummer“, sagte Laurence. „Ich ruf dich an.“
Sie war versucht, es zu tun, aber nur kurz. Die Art Lügen, die sie erzählte, konnten nicht lange aufrechtgehalten werden. „Ich glaube, lieber nicht.“
„Vermutlich hast du recht.“ Sie hörte die Erleichterung in seiner Stimme.
„Und du stimmst mir erschreckend schnell zu.“ Das war nur halb scherzhaft gemeint.
„Schau mal, ich denke wirklich, dass du etwas Besonderes bist, aber ich muss an die Zukunft denken. Ich bin ein Kind aus dem Nichts. Wenn das hier nicht funktioniert, sind meine Optionen nicht sonderlich gut, um es mal milde auszudrücken. Ich widme mich also besser voll und ganz der Akademie. Sobald es da losgeht, werde ich den Ehreneid schwören.“
„Und ich wäre ein dicker Fleck auf diesem Eid.“
„Nein, aber …“
„Ist schon gut“, sagte sie. „Ich werde dir keine Probleme bereiten. Das verspreche ich dir.“
„Du bist kein Problem, Süße.“
In dem Moment fiel ein Schatten über sie.
Sie blieben stehen und schauten auf. Oh-oh. Vielleicht hatte Laurence da etwas voreilig gesprochen. „Greg Bellamy“, sagte Nina mit erzwungener Fröhlichkeit. „Interessant, dich hier zu treffen.“
Greg stand über dem gestürzten Kadetten und fragte sich, ob er ihm etwas gebrochen hatte. Es war alles so schnell passiert. In der einen Minute war er auf dem Weg, für seinen Schwester einen Pullover aus dem Auto zu holen, in der nächsten rammte er seine Faust in das Gesicht eines Kadetten. Der Kerl war riesig, aber Greg hatte das Überraschungsmoment auf seiner Seite. Oder besser gesagt den Schock. Der Schock hatte die Sauerstoffzufuhr zu seinem Gehirn unterbrochen und ihm die Fähigkeit genommen zu entscheiden, ob er das Recht hatte, dem Jungen die Leviten zu lesen.
Eines wusste er jedoch, er hatte definitiv ein Problem damit, dass ein West-Point-Kadett die minderjährige Tochter von Mrs Romano vögelte. Greg hatte sie einmal oben im Camp getroffen, aber er erinnerte sich nicht mehr an ihren Namen. Der war auch egal. Nicht egal war hingegen, dass sie immer noch ein Kind war. Und doch gab es keinen Zweifel, was ein Blick auf die beiden verriet – sie hatten gerade Sex gehabt. Die hastig zugeknöpften und verknitterten Klamotten, das Gras in den Haaren, der verlegene und zugleich befriedigte Ausdruck auf ihren Gesichtern.
Der Blick des Mädchens verwandelte sich sofort. Wütend funkelte sie Greg an. „Er ist verletzt“, sagte sie. „Du hattest kein Recht …“
„Ich hatte kein Recht?“ Nun, das machte ihn wütend. Er stieß ein angewidertes Lachen aus.
Der Kadett auf dem Boden bewegte vorsichtig seinen Kiefer. Okay, dachte Greg, ich habe ihm also zumindest keinen bleibenden Schaden zugefügt. Er war sich nicht sicher, ob ihn der Gedanke erleichterte oder nicht. Er stieß den Jungen mit der Spitze seines Schuhs an. „Steh auf“, forderte er.
Der Junge runzelte die Stirn und blinzelte verwirrt, bis er Nina sah. „Nina? Was ist hier los? Wer zum Teufel ist das?“
Greg merkte sich den Namen des Mädchens. Dann wandte er sich an den Jungen, und als wenn er es mit einem widerspenstigen Camper zu tun hätte, sagte er: „Die Party ist vorbei, Freund. Also sieh zu, dass du deinen Hintern wieder nach drinnen bewegst.“
„Laurence, es tut mir wirklich leid.“ Das Mädchen – Nina – klang ganz klein und entsetzt.
Ihr tat es leid. Greg drehte sich zu ihr. „Wie kommst du nach Hause?“, wollte er wissen.
Sie ließ den Kopf hängen, drehte Laurence den Rücken zu und murmelte: „Ich bin mit dem Fahrrad hier.“
Er hätte beinahe gelacht. Ein Fahrrad. Sie war mit dem verdammten Fahrrad zum Country Club gefahren, um sich flachlegen zu lassen. „Es ist stockfinster“, sagte er. „Wolltest du den Weg nach Hause per Radar finden?“
Der Junge namens Laurence kam wieder auf die Füße. Verdammt, der war groß. Und immer noch ein wenig benommen. Oder betrunken. Oder beides. „Nina?“, fragte er
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