Bewahre meinen Traum
meine.“
„Wir empfinden dir gegenüber das Gleiche“, versicherte Greg ist. „Nicht, dass du anders bist, aber dass es uns gefällt, dich immer besser kennenzulernen.“
„Heißt das, ich soll anfangen, dich Onkel Greg zu nennen?“
„Nur wenn du willst, dass ich mich wie ein alter Mann fühle. Ehrlich, ich bin froh, dass du und mein Bruder euch letztes Jahr gefunden habt. Es war auch für ihn ein gutes Jahr. Er ist ein ganz anderer Mensch geworden. Er war immer so zugeknöpft und ernst, beinahe ängstlich. Und jetzt sieh ihn dir an.“
Philip schien Jahre jünger in seinen Shorts und dem Polohemd. Der Wind zerzauste seine etwas zu langen Haare. Eine neue Zufriedenheit zeigte sich auf seinem Gesicht und in seiner Haltung. Er schien mit der Welt im Reinen zu sein und von innen heraus zu strahlen. So funktionierte Glücklichsein: von innen heraus. Das war der Grund, warum wahrhaft glückliche Menschen irgendwie zu strahlen schienen, selbst wenn sie nicht aktiv lächelten. Philip hatte zwei neue Frauen in seinem Leben: Jenny, die Tochter, die er erst letzten Sommer kennengelernt hatte, und Laura Tuttle, die die Bäckerei im Ort leitete. Sie waren alte Freunde, deren Freundschaft sich langsam zu etwas mehr entwickelte. Laura, die im Moment neben ihm stand, war eine stille, aber sehr angenehme Erscheinung. Sie und Philip waren der Beweis für etwas, an das Greg bis dahin nicht geglaubt hatte – man konnte eine Scheidung nicht nur überleben, sondern erhielt manchmal sogar eine zweite oder gar dritte Chance. Das waren die unerwarteten Segnungen, bei denen man zugreifen sollte, bevor sie wieder verschwanden.
Greg fragte sich, ob dieser Optimismus ihn zu einem Idioten machte. Nachdem seine Ehe zerbrochen war, hatte er erwartet, der Liebe gegenüber abgestumpft zu sein. Doch aus irgendeinem Grund, der überhaupt keinen Sinn ergab, fühlte er sich so hoffnungsvoll wie seit Jahren nicht.
Jenny betrachtete ihren Vater voller Zuneigung. „Liebe bewirkt so etwas. Sie verändert dich. Sorgt dafür, dass du dich in der Welt heimischer fühlst.“ Sie wandte sich wieder an Greg. „So, jetzt aber mal zu Nina.“ Sie lachte, als sie seinen Gesichtsausdruck sah.
„Was ist mit Nina?“
„Ist das nicht der Grund, warum du hier rübergekommen bist? Um mich über sie auszufragen?“
Greg grinste. „Ertappt. Ich will sie.“ Er errötete, als ihm bewusst wurde, wie das klang – typischer freudscher Versprecher. „Ich brauche sie“, korrigierte er. Hups. Auch Freud.
„Einige Frauen warten ihr ganzes Leben darauf, dass ein Mann das von ihnen sagt“, bemerkte Jenny.
„Für das Inn, meine ich. Sie ist das fehlende Puzzleteil. Ich kann mir niemand anderen vorstellen, der ihre Erfahrungen mit dem Inn hat, ihre Management-Fähigkeiten und ihr Wissen.“
„Hast du ihr das gesagt?“
„Sie hat mir noch keine Möglichkeit dazu gegeben. Ich habe mich mit einer Managementberatungsfirma aus der Stadt getroffen, aber das fühlte sich falsch an. Es gibt einen Grund, warum die Bank Nina ausgewählt hatte, um das Inn zu leiten. Ich kenne niemanden, der den Job besser machen könnte.“
„Dann sorg lieber dafür, dass sie dein Angebot nicht ablehnt“, sagte Jenny schlicht.
„Das ist der Plan. Ich weiß nur nicht, was ich noch anbieten kann, damit sie Ja sagt.“ Greg wunderte sich über den Ausdruck, der über Jennys Gesicht huschte, aber sie gab nichts weiter preis. Zum Teufel, in seinem vorherigen Leben hatte er jeden Tag Leute angestellt und gefeuert. Er fragte sich, warum es ihm in diesem Fall so wichtig war.
„Hast du dich endlich entschieden, Mom? Wirst du den Job im Inn annehmen?“ Auch wenn Nina und Sonnet ein ganzer Ozean trennte, kam die Stimme ihrer Tochter kristallklar über die Internetverbindung. Nina versuchte, sich Sonnet in dem belgischen Städtchen vorzustellen, wo sie den Sommer verbringen würde. Bestimmt saß sie in einem Internetcafé an dem mit Kopfstein gepflasterten Marktplatz und sah den vorbeigehenden Einheimischen und SHAPE-Angehörigen nach. Die regelmäßigen Anrufe halfen Nina, Sonnets Abwesenheit einigermaßen erträglich zu machen.
„Jedes Mal, wenn ich meine zu wissen, was ich tun soll, fällt mir ein Grund ein, es nicht zu tun“, gestand Nina. „Ich habe es wieder und wieder in meinem Kopf durchgespielt. Ich habe mir alle möglichen Alternativen überlegt, aber keine gefunden, die sich richtig anfühlt. Es gibt nur ein Inn am Willow Lake. Ich habe es schon immer haben wollen, das
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