Bewahre meinen Traum
weißt du.“
„Also nimm das Angebot an. Du hättest den Job, den du immer haben wolltest – und noch dazu mit einem vernünftigen Gehalt. Außerdem einen Wahnsinnsort, um dort zu leben.“
„Und einen Chef mit zwei Kindern und keiner Ahnung, wie so ein Hotel zu führen ist.“
„Deshalb wird er ja auch alles an dich übergeben, was doch genau das ist, was du von Anfang an gewollt hast. Wo ist das Problem?“
Nina lächelte. Sie war stolz darauf, was aus ihrer Tochter geworden war. Sehr reif für ihr Alter und dabei so praktisch denkend und gerade heraus wie Nina selber. Dann schwand ihr Lächeln, als Nina bewusst wurde, dass sie sich in der letzten Woche wieder und wieder die gleiche Frage gestellt hatte – Wo ist das Problem? Schließlich musste sie zugeben, dass, obwohl der Job im Inn im Grunde genommen genau der war, den sie sich vorgestellt hatte, Greg doch alles verändert hatte. Anstatt auf ein Ziel hinzuarbeiten – nämlich das Inn zu kaufen –, würde sie nur dort … arbeiten. Doch das reichte Nina nicht. Außerdem schien Greg irgendeiner idealisierten Vision eines Familiengeschäfts nachzuhängen, während sie sich danach sehnte, das erste Mal in ihrem Leben wirklich unabhängig zu sein. Ihre Erwartungen passten einfach nicht zusammen.
Könnte sie einen längeren Atem haben als er? Das war ihr erster Gedanke gewesen. Sie sollte es zumindest versuchen. Allerdings barg das auch ein gewisses Risiko. Wenn Greg es nicht schaffte, das Inn zum Laufen zu bringen, würde er es vielleicht an jemand anderen verkaufen.
„Siehst du, dir fällt kein Einwand ein“, sagte Sonnet. „Ich muss jetzt leider los. Ich habe eine Verabredung für die Mitternachtsvorstellung im Kino.“
Nina richtete sich in ihrem Stuhl auf. „Eine Verabredung verabredung?“
„Das würdest du nur zu gerne wissen, oder?“
„Und ob ich das würde. Weiß Laurence …“
„Beruhig dich, Mom. Wir gehen mit einer ganzen Gruppe. Laurence ist einverstanden, und er ist weitaus wählerischer als du.“
„Ich bin total wählerisch“, protestierte Nina.
„Ja, aber Laurence unterzieht quasi jeden, den ich kennenlerne, einem genauen Backgroundcheck – und er hat dafür die Ressourcen der Army zur Verfügung.“
„Gut so.“ Nina warf einen Blick auf die Uhr. „Ich muss auch los. Heute Abend spielen die Hornets gegen die New Haven County Cutters.“
„Weißt du eigentlich, wie cool es ist, dass du ein Baseballteam nach Avalon gebracht hast?“
„Ziemlich cool“, sagte Nina ohne falsche Bescheidenheit. „Mein Erbe als Bürgermeisterin.“ Das hoffte sie zumindest. Ihr Abschied aus dem Amt war zwar von einem Skandal überschattet gewesen, aber sie hoffte, dass der helle Schein des Sommers ihren größten Erfolg erstrahlen lassen würde. Die Verhandlungen mit dem Club hatten unglaublicher politischer Manöver bedurft, ganz zu schweigen von den vielen schlaflosen Nächten, aber das war es wert gewesen.
„Angela war anfangs skeptisch, als ich ihr davon erzählt habe. Sie war der Meinung, Avalon sei nicht groß genug für eine professionelle Baseballmannschaft. Da habe ich ihr von den unabhängigen Teams und der Can-Am-Liga erzählt und ihr die Website und alles gezeigt. Sie war total schockiert, dass es etwas gab, das sie noch nicht wusste.“
Es überraschte Nina nicht im Geringsten, dass Laurence’ Frau anfangs skeptisch gewesen war. „Mal abgesehen davon, dass sie Skeptikerin und Alleswisserin ist, wie kommst du mit ihr so zurecht?“
„Ganz gut“, sagte Sonnet. „Meine Arbeit nimmt mich so in Beschlag, dass wir kaum Zeit miteinander verbringen.“
„Du kleine Ratte“, sagte Nina. „Du magst sie.“
„Hast du damit ein Problem?“
„Ja. Ich schäme mich, es zuzugeben. Sie ist so perfekt. Und ich bin … es überhaupt nicht.“
Sonnet lachte. „Perfekt? Das werde ich gleich mal ihren Töchtern erzählen. Layla hat sich gerade die Augenbraue gepierct, und Kara will weglaufen und sich einem Zirkus anschließen oder so.“
Nina überwältige eine Welle der Dankbarkeit für ihre Tochter. Manchmal waren sie mehr wie beste Freundinnen als wie Mutter und Tochter. Und manchmal fragte Nina sich, wer hier wen großzog. „Ich liebe dich, meine Kleine. Du weißt immer das Richtige zu sagen.“
„Vielleicht, weil ich immer recht habe. Und ich finde es wirklich cool, dass du die Hornets nach Avalon gebracht hast.“
„Ich fühle mich immer so schuldig, weil ich während der Verhandlungen nicht ausreichend für
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