Bewahre meinen Traum
erneut. Das folgende Schweigen war unangenehm, also fügte sie hinzu: „Und, wie hat euch das Baseballspiel vor Kurzem gefallen?“
„Wir sind beide Baseballfans. Vor allem Max. Im Winter Eishockey, im Sommer Baseball. Ich habe ihn für die Little League eingetragen.“
„Gefällt es ihm?“
Leichter Argwohn blitzte in seinen Augen auf. „Sicher“, sagte er.
„Nun, ich freue mich, dass ihr zum Spiel gekommen seid.“
„Du schienst … beschäftigt.“
Guter Gott, dachte er wirklich, sie hätte was mit Darryl oder Wayne? Oder mit beiden? Bei dem Gedanken musste sie laut lachen. „Klar“, sagte sie.
Er trat an die Spüle in der Küche, nahm seine Baseballkappe ab und spritzte sich Wasser ins Gesicht und über die Haare. Dann nahm er eine gute halbe Rolle Haushaltspapier und trocknete sich damit ab. „Sag mir, womit ich beim Helfen anfangen soll, Boss“, sagte er.
„Ich schätze, mit den Kartons.“ Eine höchst unangenehme Anziehungskraft hatte Nina noch immer fest im Griff. Und sie wurde immer intensiver. Eine ganz seltsame Intimität schien zwischen ihnen in der Luft zu liegen, als sie gemeinsam ihre Sachen hereinbrachten. Nina hatte den gestrigen Tag damit verbracht, ordentlich zu putzen und zu lüften, und ganz früh heute Morgen hatten zwei ihrer Brüder das Queensize-Bett aufgebaut. Es stand direkt gegenüber dem breiten Fenster, das auf den See hinausging. Das war ein Teil ihres Traumes – jeden Morgen mit Blick auf den Willow Lake aufzuwachen.
Während sie jetzt gemeinsam ihre Kisten auspackten – Bettwäsche und Erinnerungsstücke, Lampen und Bücher –, fühlte sie sich zwischen einer enormen Anziehung und dem Wunsch, sich mit ihm zu streiten, hin- und hergerissen. Sie hatte nicht um Hilfe gebeten, aber er stürzte sich mit Feuereifer hinein. Ihr beim Umzug zu helfen erlaubte ihm, sich in ihr Leben zu mischen, die Sachen zu sehen, die ihr wichtig waren. Sollte ihr das nicht zuwider sein? War es das? Und wenn nicht, warum nicht?
Er öffnete einen großen Karton, in dem sich gerahmte Fotos und Andenken befanden. Nina hielt die Luft an und ging in Gedanken den gesamten Inhalt des Kartons durch. Enthielt er etwas, das zu persönlich war? Irgendwas, das Greg besser nicht sehen sollte?
„Hey, Greg.“ Ihre Stimme klang hohl in dem noch spärlich eingerichteten Raum. „Ähm, wegen unserer Vereinbarung … Ich denke wirklich, wir sollten ein paar Grenzen setzen.“
Er lachte, was nicht die Reaktion war, die sie erwartet hatte. „Was für Grenzen, Nina? Welche, die dich einschließen, oder welche, die mich ausschließen?“
„Ernsthaft“, sagte sie. „Wenn Menschen zusammenarbeiten, brauchen sie Grenzen.“
„Okay. Wenn du willst. Grenzen. Ich schätze, du lässt mich wissen, wenn ich eine übertrete. Natürlich müsstest du mir noch erklären, wo sie sind.“
Sie spürte eine unterschwellige Verärgerung, die er unter seiner guten Laune verbarg. Alarmiert merkte sie, dass ihn das für sie nur noch interessanter machte. „Darüber müssen wir reden“, sagte sie. „Also, wo die Grenzen zu ziehen sind. Ich meine, ich bin echt dankbar, dass du mir beim Einzug hilfst.“
„Aber du willst dabei nicht meine verschwitzte Brust sehen.“
„Das meine ich nicht …“
„Also willst du meine verschwitzte Brust sehen.“
Ja.
„Nein.“ Sie verschränkte die Arme. „Hör mal, keiner von uns ist von gestern. Wir wissen beide, wie man sich professionell verhält. Das ist alles, was ich sagen wollte.“
„Okay“, sagte er. „Dann lass ich mein T-Shirt an.“
„Ich auch“, sagte sie. „Und jetzt mach ich mich besser wieder an die Arbeit.“
„Nur Arbeit und kein Spaß“, sagte er.
„So bin ich.“ Guter Gott, deutete er da etwa eine gewisse Bereitschaft zu bedeutungslosem Sex an? Nein, das konnte nicht sein. Sie scheuchte die Vorstellung aus ihren Gedanken und machte sich wieder an die Arbeit. Während sie versuchte, sich daran zu erinnern, was sie in den Karton gepackt hatte, den er gerade geöffnet hatte, zog er ein gerahmtes Foto heraus, das in ein Geschirrtuch gewickelt war. Das Bild zeigte Nina in ihrem fünfzehnten Sommer – nur Wochen, bevor alles passiert war. Vielleicht gefiel ihr das Bild deswegen so. Sie war darauf noch so jung und unschuldig. Sie und Jenny saßen auf dem öffentlichen Steg in der Stadt, die Arme umeinander gelegt, in den Gesichtern tausend Möglichkeiten.
„Du warst ein süßes Kind“, bemerkte er.
Nina biss sich auf die Lippe. Sie warf
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