Bewegt Euch
glückliches Gefühl.
Das Glück der Fülle
Abb. i
Je regelmäßiger ich mich bewege, umso ruhiger wird mein Geist.
Dorothee Dietrich, Schweizer Theologin
Als Sportjournalist war ich immer privilegiert: Topathleten erklärten mir, meist geduldig, was ihre Disziplin ausmacht. Zum Beispiel Betty Heidler, Deutschlands beste Hammerwerferin. Klar, denkt der Sofa-Sportler: viele Muckis, dreimal rumgewirbelt und dann weg mit dem Gerät. Seit ich diese Kugel am Stahlseil selbst mal um die eigene Körperachse gewuchtet habe, kann ich ermessen, wie viel Koordination, Technik und Gefühl in drei Sekunden Maximalbeschleunigung verdichtet sind. Ob mir Olympiasieger Jan Frodeno den idealen Wechsel beim Triathlon zeigte oder Turmspringer Patrick Hausding einen konzentrierten Köpper vom Drei-Meter-Brett, ob Schwimmerin Britta Steffen vormachte, wie der perfekte Kraularmzug unter Wasser aussieht oder Duathlon-Europameisterin Claudia Hille mich in die Kunst des bösartigen Tempo-Trainings einwies – mit jeder dieser Lehrstunden ist mir klar geworden, wie unglaublich komplex gutes Bewegen ist.
Achtzehn Faktoren listet der Lauftrainer Hubert Beck auf, die stimmen müssen, will der Athlet seine optimale Leistung abrufen. Es geht eben nicht nur um Gebolze im Training, sondern um eine fitte Psyche, gute Ernährung, technisch saubere Bewegungsabläufe und passendes Material.
Bewegen, das ist ein Kosmos, der alle Bereiche des Lebens umfasst. Ob ich mit Freunden wandere oder allein paddele, stets werden Körper, Geist und Seele verwöhnt. Diese faszinierende Fülle braucht natürlich eine Liste:
• Entspannen: Mir geht es hinterher immer besser.
• Ausdauer: Bewegen hat mich hartnäckiger gemacht.
• Verzeihen: Bewegen stimmt mich gnädiger, anderen und mir selbst gegenüber.
• Adrenalin: Wettbewerbe kicken mich.
• Experten-Wissen: Ich verstehe mich und meinen Körper besser und weiß, was mir guttut.
• Lücken-Lieben: Das Leben besteht aus Unzulänglichkeiten und Kompromissen.
• Selbst-Management: Mir wird klar, wo meine Prioritäten liegen.
• Eindeutigkeit: Ich bewege mich, ich erschöpfe mich, ich regeneriere mich. So einfach ist das.
• Gelassenheit: Ich bin unterwegs mit allerlei Widrigkeiten fertig geworden.
• Mut: Ich wage mich auf unbekanntes Terrain.
• Grübeln: Ich kann ungestört nachdenken.
• Das Kindliche: Ich tobe mich aus.
• Respekt: Ich lerne die Leistung anderer wertzuschätzen.
• Das Spirituelle: Ich bewege mich bewusster durch die Welt.
• Das Ego: Mein notorisch schlechtes Gewissen nimmt ab, Selbstwertgefühl nimmt zu.
• Mein Freund, der Arzt: Meine Panik vorm Check beim Doktor sinkt.
• Expedition: Ich lerne neue Gegenden kennen.
• Ruhe: Ich bin dann mal weg und bei mir.
• Überschaubarkeit: Ich habe im Griff, was ich tue.
• Kommunikation: Ich habe Zeit zum Austausch.
• Wohlfühlen: Der Badezimmerspiegel erschreckt mich nicht mehr ganz so wie früher.
• Das Soziale: Ich lerne neue Leute kennen und pflege alte Freundschaften.
• Entzündungshemmung: Der Anteil des Viszeralfetts, das als Brutstätte entzündungsfördernder Botenstoffe dient, bleibt niedrig.
• Behutsamkeit: Weil ich jeden Tag was für mich zu tun versuche, manövriere ich mich kaum noch in die totale Erschöpfung.
• Wachstum: Ich werde nicht schneller, aber besser.
• Zufriedenheit: Ich habe einfach ein gutes Gefühl, also manchmal, jedenfalls häufiger als früher, immerhin.
• Hygiene: Wer häufiger mal im Schwimmbad ist, achtet mehr auf seine Fußnägel.
• Balance: Essensstress, Trinkstress, Ruhestress – Ungleichgewichte pendeln sich ein.
• Vorbild: Meine Kinder können mir später vieles vorwerfen, aber nicht, dass ich sie mit irgendeiner Bewegungsart verschont hätte.
• Belohnung: Ich weiß den Wert eines kühlen Bieres zu schätzen und finde, dass ich es mir redlich verdient habe.
• Erledigen: Ich habe was zu Ende gebracht – das tut mir gut.
• Komplimente: Gelegentlich hauen mir jüngere Männer auf die Schulter und fragen: »Wie schaffst du das, so gut in Form zu bleiben?« Das reicht für eine Woche.
• Alltags-Ökonomie: Ich nutze meine Zeit effektiver, weil ich all diese Dimensionen bediene.
4 Was ich unterwegs gelernt habe
Don’t stop, thinking about tomorrow.
Don’t stop, it’ll soon be here.
It’ll be, better than before.
Yesterday’s gone, yesterday’s gone.
Fleetwood Mac, »Don’t stop«
Meine Spezialdisziplin ist das
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